Fünf Hunde im Gepaeck
gehören.«
Kayley lebte mit ihrer Familie in einem kleinen Haus in Tottenham. Kayleys Familie hatte wenig Geld und der Hausbesitzer war ein schrecklicher Mann, der es ihnen niemals erlauben würde, einen Hund zu halten. Als sie am Abend Essen von einem Imbiss holen wollte, hatte das kleine Wesen völlig durchnässt und vor Kälte zitternd auf der Treppe gehockt.
Die Hunde scharten sich um den Neuankömmling und beschnupperten ihn. Er roch wirklich nach Hund und nicht nach diesen grässlichen Parfüms, mit denen sie besprüht wurden, und obwohl er sich ein wenig zu ungestüm und welpenhaft benahm, begrüßten sie ihn doch freundlich. Nur Li-Chee knurrte, denn Otto war sehr nett zu dem Mischling und der Pekinese war eifersüchtig.
»Ich hab mir was ausgedacht«, sagte Kayley zu den Hunden. »Keine Ahnung, ob es funktioniert, aber ihr könnt in der Zwischenzeit mit ihm spielen und so tun, als gehöre er dazu.«
Sie ließ die Hunde hinaus in den Garten und lief mit ihnen herum und natürlich stand der kleine Streuner nicht lange abseits.
Als es Zeit für die Hunde war, in ihre Käfige zu gehen, steckte Kayley den Mischling in den leeren Käfig in Raum A. Nun musste sie nur darauf warten, dass Mr Carker seinen täglichen Rundgang machte, und das Beste hoffen.
Er erschien in dem weißen Kittel, den er nur trug, um seine Kunden zu beeindrucken, und mit einem Klemmbrett, auf dem er sich Notizen machte. Mr Carker notierte so ziemlich alles: Wie oft ein bestimmter Hund ausgeliehen wurde, ob der Kunde zufrieden gewesen war oder nicht und wie viel er an ihm verdient hatte. Für Mr Carker waren Hunde nichts anderes als Maschinen, mit denen man Geld verdienen konnte, und jedes Tier, das seinen Unterhalt nicht wieder einbrachte, wurde auf der Stelle abgeschafft.
»Nun, wie sieht’s heute Morgen aus?«, fragte Mr Carker. Kayley sagte, dass alles bestens wäre und die Direktorin einer Grundschule angerufenhabe, um Otto für einen ganzen Tag auszuleihen, als Belohnung für die Kinder am Ende des Schuljahres.
Mr Carker blieb nun an dem Käfig mit dem kleinen Streuner stehen. Sein Gesicht verfärbte sich vor Wut. »Was, um alles in der Welt, geht hier vor? Bist du wahnsinnig geworden, Mädchen? Das ist ein Mischling. Wer hat ihn angeschleppt und was macht er hier?«
»Bitte entschuldigen Sie, Sir, ich hab ihn mitgebracht, aber er ist kein Mischling.«
Normalerweise war Kayley ein wahrheitsliebendes Mädchen, aber wenn mit einer Lüge ein Leben gerettet werden konnte, musste eine Ausnahme gemacht werden. »Das ist eine neue Rasse. Er ist nur noch nicht beim Hundezuchtverband eingetragen. Ich habe ihn zum Geburtstag geschenkt bekommen, aber unser Hausbesitzer duldet keine Hunde.«
Mr Carker schaute den Neuankömmling finster an, der ihn schwanzwedelnd und fröhlich bellend begrüßte.
»Es stimmt wirklich. Ehrlich, das ist ein …« Kayley stockte, »… ein Tottenham-Terrier. Sie kommen gerade sehr in Mode. Ich hab einen auf einer Hundeschau in Brighton gesehen.«
Mr Carker zögerte. Kayley kannte sich mit Hunden sehr gut aus und er wollte nicht zeigen, dass er nichts von einer neuen Züchtung wusste, trotzdem war er misstrauisch.
»Ich habe seinen Stammbaum zu Hause«, sagte Kayley. »Wollen wir es nicht wenigstens mit ihm versuchen? Wir könnten ja etwas weniger für ihn nehmen, weil er noch neu ist.«
»Hm, vielleicht.« Tottenham-Terrier . Das klang gar nicht schlecht. »Aber denk dran, wenn er bis Ende der Woche nicht ausgeliehen ist, muss er weg. Wenn du ihn nicht behalten kannst, kommt er eben ins Tierheim. Hast du mich verstanden?«
»Jawohl, Sir.«
An der Tür drehte sich Mr Carker noch einmal um. »Du solltest ihm möglichst schnell einen Namen geben und an seinem Käfig anbringen.«
»Jawohl, Sir«, sagte Kayley noch einmal.
Aber sie hatte bereits einen Namen. Als sie dem Mischling das erste Mal in die Augen geschaut hatte, wusste sie ihn. Seine Augen waren dunkel, vertrauensvoll und klug, aber sie waren ungleich. In einem Auge hatte er einen kleinen goldenen Fleck.
»Er heißt Fleck«, sagte sie.
Doch Mr Carker hörte es nicht mehr.
3. Kapitel
Der Tottenham-Terrier
Wieder allein in Raum A, schauten die Hunde auf ihren neuen Mitbewohner. Es waren freundliche und mitfühlende Hunde und sie machten sich Sorgen.
Der Tottenham-Terrier, oder was immer er sein mochte, war viel zu erwartungsvoll und freudig erregt für ein Leben als Leihhund.
»Beruhige dich«, hätte Otto am liebsten zu ihm gesagt. »Bleib
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