Fünf Hunde im Gepaeck
du?«
Fleck hörte ihn, er seufzte zufrieden und legte seinen Kopf an Henrys Brust und schlief beruhigt wieder ein.
Nachdem Pippa sie freigelassen hatte, liefen die vier Hunde erst einmal los. Sie rannten die Straße hinunter, die von Rent-a-Dog wegführte, spürten die Kraft in ihren Flanken und den Wind in ihrem Fell. Obwohl Li-Chee so viel kleiner war als die anderen, schaffte er es, mit seinen krummen Beinchen Schritt zu halten.
Sie waren frei! Niemand zerrte an ihren Leinen,schrie ihnen Befehle zu, riss sie fort von dem, was sie gerade sehen oder riechen oder fressen wollten. Wie oft hatten sie davon geträumt, so laufen zu können. Ihre Glieder hatten im Schlaf gezuckt und dann waren sie aufgewacht, nur um sich im Käfig wiederzufinden.
Nachdem sie an vielen Geschäften vorbeigelaufen waren, erreichten sie eine Reihe von Häusern mit kleinen Vorgärten. Eine der Gartentüren stand offen. Der Rasen war ungepflegt, in den Beeten wucherte das Unkraut. Genau das Richtige für sie.
Francine war die erste, die sich hin und her rollte. Es folgten Honey und Otto und schließlich Li-Chee. Die Hunde wälzten sich im Dreck und rieben ihre Bäuche an dem kratzigen Gras. Sie wühlten mit ihrem Maul in der feuchten Erde. Ab und zu hielten sie hechelnd inne und sahen sich an, als wollten sie sagen: »Endlich!«
Denn es funktionierte. Langsam verschwand der ekelhafte Parfümgestank und wurde ersetzt durch den herrlichen Geruch nach Erde und Gras, feuchten Blättern und fauligem Kompost.
Sie schnüffelten aneinander, um sicherzugehen, dass sie wieder so rochen, wie es sich gehörte: nach Hund. Doch dann öffnete sich die Haustürund jemand schrie: »Raus aus meinem Garten! Verschwindet!«
Die Hunde sahen den Mann an. Sie hätten ihm gern für die Benutzung seines Gartens gedankt, aber darauf schien er keinen Wert zu legen und so trotteten sie zurück auf die Straße.
Nun, da sie die scheußlichen, klebrigen Parfüms los waren, unter denen sie so gelitten hatten, konnten sie die Gerüche, die ihnen bei jedem Schritt begegneten, erst richtig genießen. Gewürze aus einer Kebab-Bude … Taubendreck auf der Straße … ein alter Schuh in einem Gully … Staub und der saure Geruch von verschütteter Milch in einem Hausflur … eine tote Maus im Rinnstein …
Ganz zu schweigen von den aufregenden Düften, die einen Laternenpfahl umwehten!
Plötzlich blieb Otto stehen, weil er etwas entdeckt hatte. Zwischen all den Gerüchen von menschlichen Füßen, Hunden und Katzen, die vorbeigelaufen waren, hatte Otto einen Geruch aufgespürt, den er wiedererkannte. Er gehörte dem Jungen, der gerade bei Rent-a-Dog gewesen war, um seinen Hund mitzunehmen. Nun, als sie die Nasen zusammensteckten, konnten sie auch den Hund riechen. Es war Fleck, der kleine weiße Mischling, der ihr Freund geworden war.
Nun gab es kein Halten mehr. Die Nasen auf die Erde gepresst, mit steil aufgerichteten Schwänzen, liefen sie die Straße hinunter, über einen Zebrastreifen und in einen kleinen Park.
Alle waren glücklich, alle außer Henry. Fleck hatte seine Freunde schwanzwedelnd und mit freudigem Bellen begrüßt. Und die anderen vier Hunde waren froh, den kleinen Terrier wiederzusehen. Obwohl das freie Herumstreifen in der Stadt sehr interessant gewesen war, war es doch beruhigend, ein bekanntes menschliches Wesen gefunden zu haben. Vertrauensvoll ließen sie sich zu Henrys Füßen nieder und warteten auf seine Befehle. Nur Li-Chee, der von dem ungewohnten Herumlaufen sehr erschöpft war, schloss die Augen und machte ein kleines Nickerchen.
Henry jedoch war verzweifelt. Er hatte seinen Augen nicht trauen wollen, als die Hunde aus Rent-a-Dog im Park auf ihn zugestürzt waren. Was sollte er jetzt bloß tun? Die Hunde mussten weggelaufen sein, nachdem Pippa den Laden verlassen hatte, was bedeutete, dass sie großen Ärger bekommen würde, aber er hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken. Genauso wenig konnte er die Hunde wieder zurückbringen. Das Risiko,dass irgendjemand dort wäre und ihm Fleck wieder wegnehmen würde, war zu groß.
»Geht nach Hause«, sagte Henry und versuchte, bestimmt zu klingen. »Nun macht schon, geht nach Hause!« Er wedelte mit den Armen in Richtung Straße.
Die Hunde sahen ihn nur an. Ottos Ohren zuckten, Francine blinzelte. Menschen machten manchmal komische Bemerkungen, man nahm besser keine Notiz davon. Was meinte er mit Zuhause ? Ganz sicher nicht den Ort, dem sie gerade entkommen waren. Keiner von ihnen rührte
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