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Fünf Hunde im Gepaeck

Fünf Hunde im Gepaeck

Titel: Fünf Hunde im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ibbotson
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hätte Henry wissen wollen, was es bedeutete, aber jetzt interessierte es ihn nicht. Selbst wenn es gelautet hätte: »Geht hin und erschlagt alle Menschen mit einer Axt«, es wäre ihm gleichgültig gewesen.
    Nach der Lunchbox kamen das Halstuch, der Blazer und die Socken …
    Als alles bezahlt war, beschloss Albina, noch eine Runde durch das Kaufhaus zu drehen. Obwohl sie kein Hochzeitskleid brauchte, ging sie mit Henry durch die Brautmodenabteilung. Sie hatte auch genug Nachthemden, aber Henry musste mit ihr in die Wäscheabteilung, danach schaute sie sich Gartenzubehör wie Schubkarrenund Gießkannen an, obwohl es das Dienstmädchen war, das den Kies sprengte.
    In der Abteilung mit dem Schmuck kaufte sie sich ein Armband mit Diamanten und danach war sie so gut gelaunt, dass sie beschloss, mit Henry ins Restaurant des Kaufhauses zu gehen, das berühmt war für seine exotische Küche. Henry hatte dort schon einmal gegessen und danach war ihm schlecht geworden, aber er folgte seiner Mutter und dem Kellner zu einem rosa gedeckten Tisch mit einer Vase voller stark duftender Lilien in der Mitte. Die Kellner trugen Frack und lächelten unentwegt, eine Kapelle spielte einschmeichelnde Musik.
    »Ist das nicht nett hier?«, sagte Albina und vertiefte sich in die riesige Speisekarte.
    »Ich schlage vor, als Vorspeise nehmen wir …«, doch weiter kam sie nicht.
    Drei Tische weiter tauchte Gertie gerade ihren Löffel in die Tomatensuppe, als ein Erdbeben losbrach.
    Der Tottenham-Terrier, der eben noch so apathisch unter dem Tisch gelegen hatte, sprang hoch und riss so heftig an seiner Leine, dass Gerties Stuhl umkippte und sie zu Boden stürzte, gefolgt von dem Suppenteller, wobei sich die Tomatensuppeüber ihre Bluse ergoss. Und während sie noch schreiend auf dem Boden lag, war Fleck schon auf und davon.
    Dieser teilnahmslose kleine Hund, der kaum eine Pfote vor die andere hatte setzen können, schoss durch den Saal wie ein Pfeil, vorbei am ersten Tisch, wobei er einen Kellner umriss, der ein Tablett mit Gläsern trug, vorbei am zweiten Tisch, wo er einen Mann, der versuchte, ihn festzuhalten, rücklings auf den Boden warf, bis er schließlich in den dritten Tisch rauschte … wo ein Junge aufgesprungen war und dabei eine Vase mit Lilien auf den Boden fiel und einer Frau zwischen die Beine rollte, die gerade zur Toilette gehen wollte.
    Der Oberkellner, der herbeieilte, um zu sehen, was los war, fand alle schreiend und schimpfend und von oben bis unten bekleckert. Alle bis auf einen Jungen und einen kleinen Hund, die niemanden außer sich selbst wahrnahmen.
    »Es ist wirklich seltsam«, sagte Albina zu ihrem Mann, als er am Abend nach Hause kam. »Sie mussten einen Wachmann holen, um diesen elenden Hund wegzuschaffen. Die ganze Zeit hat er gejault und sich gewehrt, weil er zu Henrywollte. Und trotzdem hat Henry den ganzen Heimweg über ganz ruhig im Taxi gesessen und keinen Ärger gemacht, also nicht geweint oder so. Er scheint sich auch damit abgefunden zu haben, ins Internat zu kommen. Er hat gefragt, ob er morgen bei Joel übernachten kann, um sich von ihm zu verabschieden. Erinnerst du dich? Das war der Junge, mit dem er sich in seiner alten Schule angefreundet hatte. Ein ziemlich gewöhnlicher Junge, aber ich hab’s erlaubt.«
    »Sieht so aus, als würde Henry endlich erwachsen«, sagte Donald. »Es war genau richtig, dass wir hart geblieben sind. Ich geh mal hoch und sage ihm Gute Nacht.«
    Als Donald in Henrys Zimmer kam, merkte er, dass Albina recht gehabt hatte. Henry schien ruhig und gelassen zu sein, er erwähnte kaum, dass er Fleck im Restaurant begegnet war, sondern sagte nur, dass er sich auf die neue Schule freue und froh sei, seinem Freund Joel noch Auf Wiedersehen sagen zu können.
    Henry war in der Tat ruhig und gelassen, denn er hatte einen Entschluss gefasst. Die Erwachsenen hatten alle gemeint, dass Fleck ihn längst vergessen hatte. Nun, sie hatten sich geirrt und eskam ihm vor, als ob sie sich auch in anderen wirklich wichtigen Dingen irrten. Henry hatte es satt, in der Welt der Erwachsenen zu leben. Es war an der Zeit, sich seine eigene Welt zu schaffen, in der alles so war, wie es sein sollte: richtig und gerecht.
    Mr Carker war außer sich vor Wut. Fluchend und schimpfend stampfte er durch sein Büro. Das Kaufhaus wollte Unsummen an Geld für den Schaden, den der Tottenham-Terrier in seinem Restaurant angerichtet hatte. Gertie Gorland wollte von ihm ihre mit Tomatensuppe bekleckerte Bluse ersetzt

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