Fünf Hunde im Gepaeck
Freund bleibst«, sagte Pippa. Henry sah sie erstaunt an. Ihm war beigebracht worden, dass Freundschaft allein nicht reichte. Man musste im Gegenzug etwas geben: ein Geschenk oder Geld.
Sie wollten gerade wieder aufbrechen, da ertönte hinter einem der Hügel ein schriller Pfiff. Die Hunde spitzten erst die Ohren wie bei jedem neuen Geräusch, um sie gleich wieder einzuklappen, als nichts weiter folgte.
Doch was war mit Honey? Eben war sie noch bei ihnen gewesen, in der nächsten Minute war sie über die Mauer gesprungen und ward nicht mehr gesehen.Old Selby, der alte Hirte, hatte seine Hütte schlecht gelaunt verlassen. Sein Rücken schmerzte, seine Knie waren steif, doch das allein war es nicht, das ihm Sorgen machte. Seine Nichte hatte einen Platz in einem Altersheim für ihn gefunden, in dem er den Rest seines Lebens sicher und bequem verbringen konnte. Es nannte sich Rosewood und die Plätze dort waren heiß begehrt. Stolz hatte sie ihn herumgeführt.
»Merkst du, wie warm es ist?«, hatte sie gesagt und auf die Heizung gezeigt. »Und das Personal ist rund um die Uhr für dich da. Wenn du irgendetwas möchtest, musst du nur läuten.«
Das war wirklich sehr nett von seiner Nichte gewesen, doch wenn er nur an Rosewood dachte, brach ihm der Angstschweiß aus. Er hatte es in dem Zimmer nicht warm, sondern unerträglich stickig gefunden. Und als er aus dem Fenster geschaut hatte, waren da nur Häuser und noch mal Häuser.
Selby war nun seit über fünzig Jahren Schäfer. Er hatte immer in demselben Cottage aus Stein gelebt und die gleiche Schafrasse gezüchtet. Jeden Morgen war er vom Gesang der Vögel und dem Sausen des Windes aufgewacht. Aber das Alter hatte ihn überwältigt, genau wie seinen Hund Billy.Billy war einer der besten Hütehunde weit und breit gewesen, doch nun lahmte er und bekam schlecht Luft.
Nein, seine Nichte hatte recht, er konnte nicht mehr so weitermachen. Er musste seine Herde verkaufen und für Billy ein neues Heim finden und mit etwas Glück würden sie es beide nicht mehr lange machen.
Doch erst einmal mussten die Schafe vom Hügel runter und in den Pferch getrieben werden, wo das Desinfektionsbad auf sie wartete.
Der Hund hatte das schon tausendmal gemacht und er würde es auch wieder tun. So lange, bis er zusammenbrach, das wusste Selby.
Er nahm seinen Hirtenstab und schickte Billy los. Hechelnd vor Anstrengung lief er auf die Schafe zu und legte sich ein Stück entfernt von der Herde flach auf den Boden.
Der alte Selby steckte zwei Finger in den Mund und pfiff. Das war das Zeichen für Billy, dass er die Schafe zusammentreiben sollte. Die Tiere hatten sich in allen Richtungen verteilt und waren so dickköpfig, wie es nur Schafe sein können, außerdem wussten sie, dass Billy nicht länger eine Gefahr für sie darstellte so wie früher. Er begann sie zu umrunden, aber ein paar Mutterschafe brachenaus und liefen nach links. Der Hund trieb sie wieder zurück, doch nun hatte sich der Rest der Herde wieder getrennt. Ein altes Mutterschaf, mit dem nicht gut Kirschen essen war, hatte angefangen zu grasen.
Kopfschüttelnd sah der alte Selby das mit an. Es war hoffnungslos. Er war zu alt, um noch einen neuen Hund zu trainieren. Es gab keinen Ausweg, das Altersheim war die einzige Lösung.
Und während Selby diesen traurigen Gedanken nachhing, geschah etwas Schreckliches. Ein honiggelber Fleck erschien auf dem Hügel und sauste auf die Herde zu. Ein Fuchs? Nein, ein streunender Hund! Für die Schafe war das fast noch schlimmer.
»Verdammte Städter«, knurrte Selby. »Müssen immer ihre Köter von der Leine lassen.«
Mühsam stieg er den Hügel hoch und schwenkte drohend seinen Stock, dabei wusste er sehr gut, dass er damit nichts gegen einen Kampfhund würde ausrichten können.
Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen.
Der fremde Hund hatte die widerborstigen Schafe in einem weiten Kreis umrundet und trieb nun mit gesenktem Kopf und voller Konzentration die Herde zu einem dichten Haufen zusammen,sprang mal nach rechts, mal nach links, um Ausreißer wieder einzufangen. Dann legte er sich mit aufmerksam gespitzten Ohren neben Billy auf den Boden und wartete auf Anweisungen.
Ein ausgebildeter Hirtenhund? Wie war das möglich?
Es erschien dem alten Selby wie ein Traum und trotzdem stieß er noch einmal einen Pfiff aus.
Und langsam, aber sicher begann der fremde Hund die Schafe den Hügel hinunter und in Richtung Pferch zu treiben. Ausbrechende Schafe wurden sofort wieder
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