Fuenf Maenner Fuer Mich
hatte. Wer hätte das gedacht, er meldet sich sofort! Seine Stimme klingt grippekrank. Sie klingt erotisch, tiefer als sonst, als wäre sie durch die Kellerluke gerutscht. Bei mir herrscht die gleiche Stimmlage – tief. Er habe eine schlimme Erkältung und könne sich nicht rühren. Den Besuch bei mir würde er gerne nachholen, Anfang nächster Woche? „Bevor du ins Nirwana abdriftest, ruf mich!“, empfehle ich. „Ich bin eine exzellente Ärztin.“ Das nimmt er gerne in Anspruch.
Ich versehe das Telefonat mit dem Prädikat „zuckersüß“ und ich weiß jetzt: Er hat mich nicht vergessen. Ich bin verknallt! Ich beginne vor lauter Inspiration zu kochen, höre dabei Musik und muss das erst mal verkraften. Seine kranke Stimme hat meine Mutterinstinkte geweckt und ich fühle mich befleißigt, ihm per SMS eines meiner Hausmittel zu verraten: frischen Ingwer 20 Minuten köcheln und dann mit Honig gesüßt schluckweise trinken. Prompt antwortet er: „Danke! Werde ich ausprobieren. Das lange Herumliegen macht mich richtig verlänglich, würde dich jetzt gerne von hinten …“
Mein Puls schnellt hoch, so eine SMS habe ich noch nie bekommen. Klingt pornografisch, denke ich in meiner Naivität und antworte: „Na, so krank kannst du ja nicht sein? Verlänglich bin ich auch! Obwohl kein bisschen krank. Darfst alles mit mir machen, was du willst.“
Schnell wie ein Blitz kommt die nächste SM Er kann tatsächlich antworten!
„Das ist ja das Gemeine! Ich bin scharf, aber zu schlapp, um Hand anzulegen. Es reicht grad, um ein bisschen zu simsen. Habe in der letzten Stunde wüste Sachen mit dir angestellt … mmmh.“
Ich werde keck: „Was denn? Ich will auch etwas davon haben!“
„Annette auf Knien, Annette auf dem Tisch, Annette an der Wand, Annette auf mir, Annette in der Mittagssonne, Annette mit zwei Männern im Bett … Ach ja: Annette im Bett …“
Ist das nun pornografisch oder doch poetisch oder beides?
Ich rufe Sonja an: „Hilfe! Was ist das? Was bedeutet das?“
Sonja spricht mit tiefer, kaum modellierter Stimme: „Das ist ganz normal, alle Männer fahren auf so was ab. Bitte schreib jetzt: ‚Ich bin schon ganz feucht!‘“
„Nie im Leben!“
Sonja: „Ich bitte dich darum, hör auf mich. Männer finden das geil.“
Ich verstecke mich, das Handy am Ohr, unter der Bettdecke, weil ich mich so schäme. Und flüstere Sonja entgegen: „Das kann ich nicht machen, das kriege ich gar nicht in die Tasten getippt.“ Sonja bleibt hart: „Hör bitte dieses eine Mal auf mich. Du wirst sehen, er flippt aus.“
Ich beende das Gespräch und quäle mich unter der Bettdecke, weil ich keine Luft bekomme. Ich bin alleine zu Hause, niemand kann mich sehen. Ich nehme all meinen Mut zusammen und tippe: „Ich bin sogar wirklich im Bett und schon ganz feucht von deinen ganzen SM Was mach ich jetzt bitte?“
„Wo ist das Problem? Du bist doch bei Kräften, oder? Was oder welche (Vor-)Stellung hat dich denn besonders feucht gemacht?“
„Was mich feucht macht? Du fickst mich von hinten, von oben, von unten, ich lutsche deinen Schwanz, hast du gar nicht erwähnt. Und: Ja, ich bin bei Kräften, aber es ist schöner, wenn du mich zum Orgasmus bringst!“
Unfassbar, nachdem das Wort „feucht“ die Hürde der Scham genommen hat, sprudeln die Obszönitäten nur noch so aus mir heraus.
„Stimmt. Dabei machst du es ja sensationell mit dem Mund – das können nicht viele. Dabei fällt mir ein weiteres Highlight ein, das wunderschöne Gefühl, mit meinen Lippen deine glatt rasierte, klatschnasse Muschi/Möse (welches Wort magst du am liebsten?) ausgiebig zu verwöhnen.“
Er wird ja richtig eloquent! Nach Wochen der kompletten Funkstille versimst er auf einmal ein kleines Vermögen und lässt meine Inspiration wachsen: „Ooh, das ist schön, deine weichen Lippen auf und deine heiße Zunge in meiner glatten Muschi – die ist jetzt ganz geschwollen …“
„Muss jetzt aufhören. Fühl dich zart und endlos lang von hinten gefickt …“
Ich bin erschöpft. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass wir gerade zwei Stunden mit etwas verbracht haben, das ich noch vor Kurzem als Ferkelei betrachtet hätte. Was für eine Entdeckung! Sexwortspiele. Worte statt Sex. Worte mit Sex. Sex mit Worten.
Den Rest des Abends verbringe ich mit meinen Freundinnen beim Argentinier. Wir rufen offiziell den Club 5L aus! Bevor ich schlafen gehe, sende ich ihm noch eine jugendfreie Nachricht: „Jööööörg …
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