Fuenf Maenner Fuer Mich
Gegengewicht bilden.“
Christian denkt nach. „Sind die fünf schon komplett?“
Ich sage Ja, auch wenn das ein ganz klein wenig geschwindelt ist, denn das Team ist ja noch im Aufbau. Aber ich möchte nicht, dass er meine Story für unglaubwürdig hält. Ich meine, einen Hauch von Enttäuschung auf seinem Gesicht zu bemerken – oder ist es nur der Widerschein des Feuerzeugs, mit dem er der Zigarre zu neuer Glut verhilft? Versöhnlich ergänze ich: „Aber es gibt ja noch das Casting und die Warteliste.“ Und denke im Stillen: Wäre Christian vielleicht ein Kandidat? Er gefällt mir von Minute zu Minute besser.
Als wir irgendwann wieder nach oben kommen, sind alle Gäste weg. Auf dem Tisch stehen leere Teller, halb volle Gläser mit Lippenstiftspuren an den Rändern. Nur noch Gregor hält die Stellung, tief ins Gespräch vertieft mit drei Damen, vermutlich Fans. Zum Abschied sagt Christian: „Schicken Sie mir doch mal ein paar Auszüge aus Ihrem Buch, das klingt auf jeden Fall interessant.“ Ich gebe ihm meine Handynummer und wir verabschieden uns. Am nächsten Tag erhalte ich eine SMS: „Dieser riesige, klare, schön geformte, strahlende Regenbogen über dem Flughafen war sicher eine codierte Nachricht von dir an mich, weil du meine Telefonnummer nicht hast. Aber was will er mir sagen? Dein Christian. Mit Dank für die schöne Zigarre usw. Deine Nummer 9.“
„Wie kommst du auf Nummer 9?“ Seit wann duzen wir uns eigentlich?
Die nächste SMS kommt blitzschnell: „Du sprachst doch von einer Warteliste und die 9 ist ja immerhin ein Aufstiegsplatz!“
Wie schön, ich habe einen neuen Mitspieler gefunden. Flirten macht Spaß!
Turbulenzen über den Dardanellen
Ich fliege mit vier Freundinnen nach Dubai. Es ist meine erste Reise nach der Trennung. Ich sitze alleine, auf dem Platz neben mir sitzt mein weißes Knuddelschaf, mein Maskottchen. Ich habe keine Ahnung, welche Flugroute wir nehmen, und denke an die vergangene Nacht mit Jörg. Gestern Abend habe ich ihm gesimst: „Rat mal, wo mein Handy gerade liegt. Ich hab den Vibrationsalarm eingestellt.“ Welch Überraschung, als eine Sekunde später das Telefon vibrierte, auf meinem Schoß. Er wollte sofort.
Das ist Birkensohle: Mal taucht er wochenlang unter in seinem Leben, an dem er mich nicht im Geringsten teilhaben lässt. Dann kitzele ich oder irgendein Ereignis ihn wach und aus unerfindlichen Gründen will er mich. Und zwar sofort. Um Mitternacht öffnete ich ihm die Türe, er blieb bis morgens um vier. Mit jeder Zelle seines Körpers hat er mir Genuss bereitet, er seufzte: „Ich würde so gerne fühlen, was du jetzt fühlst …“ Das hat noch nie ein Mann zu mir gesagt. Ich sinke tiefer in meinen Sitz, während ich die einzelnen Sexszenen Revue passieren lasse.
Zum Abschied habe ich ihm ein Buch geschenkt, „Salz auf unserer Haut“, die erotische Geschichte einer heimlichen Liebesaffäre zwischen einer gebildeten Pariserin und einem bretonischen Fischer, die über soziale und kulturelle Schranken hinweg bis zu seinem Tod andauert. Ein Geschenk mit leicht melodramatischem Charakter, aber ich weiß, dass er gerne liest, und bei der Lektüre musste ich ein bisschen an uns beide denken, immerhin dauert unsere Geschichte nun auch schon ein halbes Leben.
Drei Stunden sind vergangen, seit wir in Düsseldorf gestartet sind. Ich habe noch nicht einmal aus dem Bullauge unserer Maschine geguckt. Plötzlich habe ich das unerklärliche Bedürfnis nachzusehen, wo wir gerade sind. Normalerweise kann ich aus 10 000 Metern Flughöhe meinen geografischen Standort nicht bestimmen, ich bin ja keine Pilotin. Doch jetzt bekomme ich Herzklopfen, denn ich kann die Küstenlinie unter mir eindeutig erkennen: Das ist die Meerenge der Dardanellen und die davor liegenden Inseln gehören zur Türkei. Wir befinden uns direkt über der türkischen Insel Bozcaada, auf der ich den letzten Urlaub mit meinem Mann verbracht habe. Zwei Tage nach unserem Rückflug trennten wir uns.
Von einer Sekunde auf die andere gerät das Flugzeug in Turbulenzen. Es hüpft und schaukelt durch den Himmel, meine Mitreisenden klammern sich ängstlich an ihren Armlehnen fest. Ich bin verwirrt. Der Blick auf die Inseln unter mir ist sekundengleich mit dem Unwetter zusammengetroffen. Ich bitte den Steward um ein Glas Rotwein, den ich wie Wasser trinke, während das Flugzeug seine Route ändert, um den heftigen Windstößen zu entgehen, wie der Kapitän mit sonorer Stimme gerade über die
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