Fuenf Maenner Fuer Mich
heilsame Liebesgefühl einem Liebhaber entlocken zu wollen“, steht da zum Beispiel. Richtig, denke ich, das heilsame Liebesgefühl muss aus unserem Inneren kommen. Uns selbst müssen wir lieben. Erst mal. Ich lese weiter.
„Manche Frauen wollen nicht wahrhaben, wie dringend sie diese Freiraum-Zeit, die ganz allein der Beschäftigung mit den eigenen Tiefen vorbehalten ist, brauchen.“ Ich staune. Während meiner Ehe habe ich mich vorrangig den Bedürfnissen meines Mannes gewidmet oder gearbeitet. Da gab es keinen Freiraum, keine Zeit für mich. „Die Träne trauert und heilt zugleich“, lese ich. Ich beginne zu weinen. Und fühle mich besser.
„Wenn sich eine Frau all ihre Kraft nehmen lässt, ohne einen untergründigen Springquell zu haben, trocknet sie innerlich aus …“ Deswegen bin ich also in so ein schlimmes Loch gefallen. Ich lege das Buch zur Seite und versinke im Zauberblau des Himmels. Ich lese täglich stundenlang in dem dicken Wälzer. Über die Urquelle der weiblichen Kraft, die verschüttet ist und wiederentdeckt werden muss. Ich laufe barfuß kilometerweit und lasse die Worte in meinen Gedanken nachhallen. Ich spüre die Kraft der Erde unter meinen Füßen, stehe auf dieser großen, wunderbar runden Weltkugel. Eine winzig kleine Frau, stecknadelkopfgleich. Und die Weltkugel lässt mich nicht runterpurzeln ins Weltall, sondern sie hält mich fest.
Das Handy ist vergessen. Die Sonne, der Wind, das Meer geben mir die Informationen, die ich brauche. Ich muss zu mir finden. Zu meiner inneren Kraft, die im Verborgenen schlummert, vergessen über all die Jahre. Letzte Nacht habe ich intensiv von Lola geträumt. Ich sprach mit einer Freundin und plötzlich schien es, als sei Lola für einen kurzen Moment ins Leben zurückgekehrt. Sie vertraute mir an, wie intensiv sie jede Kleinigkeit im Leben genossen hatte. Das Einatmen von Frühlingsluft, die warmen Strahlen der Sonne im Mai, der Geruch eines frisch gebrühten Espresso, alle diese Momente, die sich wie Perlen auf der Kette des Lebens reihen. Sie sprach immer weiter und erzählte von all den kleinen Dingen, die ihr Herz erfüllt hatten. Viele meiner Freunde waren in dem Traum anwesend, aber sie verblassten angesichts von Lolas Vitalität.
Wir sind zurück in Köln. Der neue Versuch mit meinem Lehrstück Tekim hat nicht lange gedauert, gerade mal ein paar Wochen hat unsere Vereinbarung gehalten. Jetzt sind die Tage grau und die Nächte schwarz. Ein Nieselregen lässt das Scheinwerferlicht der Autos vor meinen Augen verschwimmen. Ich bemerke mal wieder, dass ich nachts eine Brille brauche. Ich kann die Menschen nicht erkennen, denen ich auf der Straße begegne. Ich erinnere mich an glückliche Zeiten mit Tekim. Als wir gerade eine kurze Sexpause auf meinem Sofa einlegten und ich ihm von meinem letzten Besuch beim Optiker erzählte, fragte er: „Darf ich dann auf deiner Brille abspritzen?“ Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass meine zukünftige Brille bei ihm erotische Fantasien hervorrufen würde. Doch jetzt ist alles vorbei. Endgültig. Wochenlang hatte ich mich geweigert, sein Hotel zu betreten. Denn dort lauerte Gefahr. Dort hatte er die andere Frau kennengelernt, hatte der Betrug seinen Anfang genommen. Aber war das Betrug? Er hatte es immerhin von sich aus erzählt …
Doch charmant lockt er mich zurück. Vor ein paar Tagen schrieb er: „Kommst du auf einen Kaffee vorbei? Ich hab deine morgendlichen Besuche bei mir so vermisst!“ Als ich den kleinen Empfangsraum betrete, ist er allein und strahlt mich übers ganze Gesicht an. Kaum bin ich da, kommt auch ein befreundeter Rechtsanwalt ins Hotel, den ich nur flüchtig kenne und dem ich kurz zunicke. Am Aufleuchten der beiden Männergesichter erkenne ich sofort, dass eine weitere Person hinter mir den Raum betreten hat. Eine Frau. Sie stürmt geradezu herein, jung, hübsch, von frischer Lebendigkeit. Ein merkwürdiges Gefühl überfällt mich. „Ich muss gehen“, rufe ich übertrieben fröhlich, schmeiße mich an den Hals des verdatterten Anwalts, küsse ihn auf beide Wangen, lasse alle stehen und fliehe hinaus auf die Straße. Im Nachhinein grübele ich: Warum habe ich so reagiert? Ich habe nichts Schlimmes getan, aber es fühlte sich an wie ein Blitzschlag. Ich schiebe die Gedanken schnell wieder weg.
Am nächsten Tag höre ich nichts von Tekim. Das ist ungewöhnlich. Gegen Abend schreibe ich: „Wie geht’s dir? Alles okay?“
Er antwortet prompt: „Mit so billigen
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