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Fuenf Maenner Fuer Mich

Fuenf Maenner Fuer Mich

Titel: Fuenf Maenner Fuer Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meisl
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die Bilder aufzuhängen, ohne meinen Daumen zu zertrümmern. Die Aufräumwut hat mich gepackt, und ich beschließe, einige Ecken meines Büros mit umzugestalten. Ich staune über meine Energie und setze endlich eine Idee von Lola um, die sie mir ganz zu Beginn meines Alleinlebens gegeben hat: Ich gestalte eine Fotowand rund um meine Karriere.
    Damals hatte ich keine Kraft dazu. Ich unternahm zwar mehrere Anläufe, stolperte aber immer wieder über Bilder aus der Vergangenheit, die mich verletzten. Sie verursachten Atemnot: die Bilder meiner Ehe. Jeder meiner Anläufe endete damals gleich. Ich schmiss die Fotos zurück in ihre Kartons und ging spazieren.
    Jetzt leiste ich ganze Arbeit. Ich suche aus Schubladen, Alben und Kisten die Aufnahmen zusammen, die wichtige Stationen meines bisherigen Lebens markieren. Auf jedem Bild bin ich zu sehen – oder ein Künstler mit einer persönlichen Widmung. Ich lasse die Fotos vergrößern, kaufe schöne Rahmen und hänge sie in meinem Büro auf. Das bin ich! Ich bin ich.
    Plötzlich merke ich, was ich alles geleistet habe, erkenne, welch außergewöhnliche Menschen meinen Weg gekreuzt haben und einzelne Wegstrecken mit mir zusammen gegangen sind. Ich habe meine Vergangenheit liebevoll angenommen – endlich!

    Der Preis der Freiheit
    Heute möchte ich mein 5L-Projekt in einen philosophischen Rahmen setzen. Also: Das Geschenk der Freiheit ist Rausch. Der Preis der Freiheit ist Schmerz. Rausch versus Schmerz? Die Freiheit beschert mir bestenfalls faszinierende sexuelle Erlebnisse, körperliche, geistige Höhenflüge und Höhepunkte! Im schlimmsten Fall – und der kommt leider häufiger vor, als mir lieb ist – beschert mir die Freiheit Momente der verzweifelten Einsamkeit. Heute schon wieder keine SMS von Lover Nummer 1, auch nicht von Nummer 2, nicht einmal von Nummer 3, auch keine Post auf der lilafarbenen Kontaktseite, selbst meine Freundin Sonja hat mich nicht angerufen, da sie heute mit einem ihrer Lover zusammen ist.
    Und der Preis der Zweisamkeit, der Geborgenheit, ist die Unfreiheit. Man ist geborgen, aber nicht mehr frei. Keine Höhenflüge mehr. Man lebt wie ein domestiziertes Perlhuhn genauso wie die ganz normalen Haus- und Hofhühner in einer Legebatterie. Eingepfercht zwischen Leibern, die alle dieselben Probleme haben. Sie haben keinen Halt unter den Füßen, da sie ständig abrutschen. Ihr einziges Erfolgserlebnis – das gelegte Ei – wird ihnen nicht vergönnt, es kullert bergab in die Produktionsrinne, direkt in die lange Reihe endlos gleicher Eier, und keiner wird sich beim Frühstück an den Namen der Henne erinnern, die dieses Ei gelegt hat. Mein Gott, welch große Erkenntnis. Zur Philosophin bin ich nicht geboren.

    Ein Treffen mit Joystick
    Den ganzen Tag habe ich Tekim nachgetrauert. Er war so anders als andere Männer. Er hatte etwas von einem coolen Streetkid, das imponierte mir. Er hat sich seine eigene Existenz hart erkämpft, alles ganz alleine aufgebaut. Aber besonders wichtig: Er brachte mir das Fluchen bei, hat die wüste Sprache der Straße mit mir geübt. Eine große Hilfe, vor allem als es mir so dreckig ging. „Fick dich ins Knie!“ So etwas hatte ich, Kind des Bildungsbürgertums, Tochter eines Ingenieurs und einer Bauzeichnerin, behütet aufgewachsen zwischen Geigenunterricht und Lateinstunden, nie zuvor gehört, geschweige denn artikuliert. Tekim schenkte mir diese fetten, unanständigen Worte. Manchmal hat er richtig mit mir geübt. Ich musste die Sätze wieder und wieder sagen, egal wie peinlich es mir war. Das gesamte deutsche Fickvokabular brachte er mir bei, eine neue Sprache für mich, die als Ventil für meinen Seelenschlamassel diente, mein Sexleben beflügelte und neue Dimensionen der Lust erschloss.
    „Ich will deinen Schwanz.“ – „Fick mich.“ Spätestens hier erkannte ich Überschneidungen: Geiler Sex und deftige Verteidigungsmaßnahmen greifen auf die gleichen Vokabeln zurück. „Fick dich“ als Aggression, als Ausdruck von Verachtung für das Gegenüber. Mit möglicherweise heftigen Folgen. Und „Fick mich“ als sexuelle Herausforderung, als Aufforderung, die mich schon durchs Aussprechen geil machte. Und mein Gegenüber gleich dazu. Nur zwei Worte!
     
    Durch den Nieselregen laufe ich zur U-Bahn. Ein Unbekannter aus dem Internet wartet. Sein Pseudonym: Joystick. Nacktkatze trifft Joystick. Ich gehe extra an Tekims Hotel vorbei, vielleicht geschieht ein Wunder und er kommt herausgerannt, bittet mich um

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