Fuenf Maenner Fuer Mich
wie ich. Ich mime die Starke und texte: „Alles paletti, um die Organisation kümmerst du dich.“
Ein paar Tage vor Abfahrt frage ich, ob ich in seinem Auto mitfahren kann. „Nein, mein Auto ist leider schon voll“, lässt er mich wissen.
„Wie, schon voll? Du kümmerst dich nicht um die Anreise deiner Sexgefährtin?“
„Sorry, ich habe alle Plätze bei der Mitfahrzentrale verkauft, teilweise sogar nur für Teilstrecken. Das Auto ist komplett ausgebucht.“
Dieser Eventmanager, Mitte 40, Organisator von großen Firmenveranstaltungen und Verwalter von Budgets mit vielen Nullen, hat seine Karre mit Mitfahrern vollgepackt, die ihm jeweils zehn Euro zahlen, und ich, die Luxusgeliebte, soll selbst sehen, wie ich ans Ziel komme? Seinen alten Spitznamen Birkensohle trägt Jörg anscheinend nach wie vor zu Recht!
Was seine Fahrtlogistik angeht, erfahre ich später, dass er immerhin Geliebte Nummer zwei eingeplant hat. Wenigstens das. Ein winziger Beitrag, möglicherweise verwendbar für seine Ehrenrettung. Einziger Vorteil an dieser kuriosen Geschichte ist, dass er mir die Telefonnummer der Mitfahrzentrale gibt und ich etwas tue, was ich seit meiner Studienzeit nicht mehr getan habe. Meine Mitfahrgelegenheit entpuppt sich als sympathische Frauenärztin Ende 20. Sie ist auf dem Weg nach Italien. Wir kommen schnell auf das Thema Männer zu sprechen. Ich erkläre ihr mein 5L-Projekt und sie nickt anerkennend: „Das ist die Zukunft! Alle anderen Systeme haben ausgedient. Für die Zweierbeziehung klassischer Art ist unsere Gesellschaft zu mobil, zu kreativ, zu flexibel.“ Ich staune über diese lockere Einstellung. Ändert sich da gerade etwas im Bewusstsein jüngerer Frauen?
Sie sei allerdings gerade in einer monogamen Phase, erzählt sie mit gewissem Bedauern. Ihr neuer Freund möchte sie für sich alleine und jetzt will sie das ausprobieren. „Aber ich gestehe, es fällt mir schwer. Nur wenn man eine gemeinsame Familie gründen will, ist Monogamie doch die bessere Lösung“, fügt sie pragmatisch hinzu. Bei strahlendem Sonnenschein setzt sie mich vor der Messehalle ab, ich wünsche ihr eine angenehme Weiterfahrt gen Süden und sie überlässt mich meinem Schicksal.
Als Erstes steuere ich den Stand an, an dem mein Lover und seine Geliebte Nummer zwei, Klara, auf mich warten. Alle Gesichter sind leicht gerötet vor Aufregung. Wir begrüßen uns betont locker und reden ein bisschen zu laut. Mein Lover oder besser gesagt unser Lover verschwindet schon nach wenigen Minuten. „Ich habe was Wichtiges zu tun …“ Wir zwei Ladys bleiben alleine zurück.
„Lust auf einen Kaffee?“, frage ich. Sie nickt und schon marschieren wir los. Wir sind ein ungleiches Paar: Sie ist einen ganzen Kopf kleiner, hat polange blonde Haare, ein engelsgleiches Gesicht und einen wachen, gar nicht engelsgleichen frechen Gesichtsausdruck. Ihre strahlenden Augen werden von langen Wimpern gerahmt und sie hat eine süße Figur. Sie gefällt mir auf den ersten Blick.
„Jörg hat viel von dir erzählt.“ Sie hibbelt auf ihrem Stuhl im Café herum. Eine Mischung aus Neugierde und Aufregung hat sie gepackt. Sie löchert mich mit Fragen. Ich erläutere ihr das 5L-Projekt. Sie will alles wissen. Von jedem einzelnen der Kandidaten, ob aktuell oder passé, möchte sie eine Beschreibung. Ihre „Ohs“ und „Ahs“ beflügeln meine Erzählkunst und ich rede mich heiß.
Eben hielt ich meine Story noch für gewagt, da überrascht sie mich mit ihren Erlebnissen. Schon als 19-Jährige betätigte sie sich an der Uni als Männertesterin für ihre Freundinnen. Meinem ungläubigen Blick begegnet sie fröhlich: „Einige der Mädels wollten heiraten und sicher sein, dass ihr Freund treu ist. Da habe ich sie auf die Probe gestellt.“
Ich will mehr wissen: „Und wie war das Ergebnis?“
„100 Prozent positiv“, triumphiert sie.
„Was meinst du damit?“
„Na, 100 Prozent wären bis zum Äußersten gegangen, wenn ich den Versuch nicht vorher abgebrochen hätte.“ Sie grinst frech.
„Und wie haben deine Freundinnen reagiert?“
„Unterschiedlich. Manche trennten sich von ihrem Freund, manche blieben trotzdem zusammen. Aber dann mit weniger Rosafilter auf der Brille und mit etwas mehr Verdorbenheit im Handtäschchen.“
„Hat dich das Ergebnis gewundert?“
Klara schüttelt den Kopf. „Nein. Gar nicht. Für mich war das schon vorher klar. Es gibt nur ganz wenige Männer, die treu sind. Die kann man mit der Lupe suchen.“
Nach dem
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