Fuenf Maenner Fuer Mich
bist wie sieben Richtige!“ Das war sein Spruch. Aber sein Verhalten passt nicht zu seinen Worten. Wenn ich so wertvoll bin, wie kann er dann so mit mir umgehen? Wichtiger noch: Warum erlaube ich ihm das? Ich muss lernen, den wertschätzenden Umgang mit mir einzufordern und anzunehmen. Von ihm und von anderen Menschen – nur ich kann entscheiden, welcher Umgang mit mir angemessen ist. Dazu muss ich mich erst mal selbst wertschätzen. Wenn ich es nicht tue, wer soll es sonst tun? Das ist eine wichtige Erkenntnis!
Der Tag vergeht schleichend. Wie ein Junkie hänge ich vor dem Bildschirm. Die Überwachungskamera seines Hotels hat mich süchtig gemacht. Das Gefühl, endlich mittels dieses Geräts die Wirklichkeit eins zu eins überprüfen zu können, zieht mich immer wieder in seinen Bann. Ich tappe nicht länger im Dunkeln, bin jetzt im Besitz der magischen Glaskugel der Märchenhexe. All meine Fragen werden wie durch Zauberhand beantwortet. Ich merke erst gar nicht, wie ich mich selbst unter Druck setze. Um halb vier halte ich es nicht mehr aus und gehe eine Runde joggen. Sport hilft immer. Die Sonne strahlt.
Nach dem heilsamen Sauerstoffschock entferne ich die Muschihärchen mit Wachs. Eine schmerzhafte Methode mit zufriedenstellendem Ergebnis. Meine Vagina wird dadurch zart und extrem empfänglich für Berührung. Ich finde, sie darf von meinen Lovern wie eine Göttin angebetet werden, sie hat es verdient. Eine neue Erkenntnis. Nie zuvor hätte ich gewagt, sie als verehrungswürdig anzusehen. Weder meine Muschi noch mich als Person. Achtung: Eins hat wohl mit dem anderen zu tun!
Wir werden mit einem gewissen „Pfui-Gefühl“ für unsere Geschlechtsorgane erzogen. Ich hingegen habe in den letzten Monaten auch das gelernt: meiner Muschi zu huldigen. Wenn ich mal keine Lust auf einen echten Mann in meinem Bett habe, vereinbare ich ein Sexdate mit mir selbst. Ich verwöhne mich mit Vibrator, Fingern, Federn, seidigen Tüchern oder was mir sonst noch so einfällt.
Ich bin geduscht, eingecremt, geschminkt und ziehe mich gerade sexy an, als das Telefon klingelt. Tekim. „Entschuldige, dass ich dich gestern nicht angerufen habe, mein Akku war leer und ich hatte das Ladegerät vergessen.“
„Kann ich dich heute Nacht um zwei Uhr besuchen?“, fragt er.
Nachts ist mir nicht recht. Er hat mich schon ein paar Mal versetzt. Trotzdem stimme ich zu und sage: „Komm aber bitte pünktlich!“
Er verspricht es. „Um zwei bin ich da.“
Ich zähle die Stunden und klinke mich – wider besseres Wissen – um neun Uhr abends schon wieder in seine Überwachungskamera ein. Ich bin zur Big Sister mutiert. Meine Intuition hatte recht. Da steht sie wieder – die Blondine. Sie knutschen. Können die Hände nicht voneinander lassen, wirken total verliebt.
Aber es kommt noch viel schlimmer. Sie drückt ihm einen Pickel an der Wange aus. Ich fasse es nicht, das verletzt mich mehr, als wenn sie ihm einen bläst. Ich starre auf den Bildschirm.
Was tue ich da? Ich schreibe meiner Freundin Sonja: „Die gleiche Situation wie vor ein paar Tagen, diesmal popelt sie ihm grad an einem Pickel rum.“ Sonja antwortet sekundenschnell: „Was willst du eigentlich?“
Waren das nicht Lolas Worte? Es war ihre Lieblingsfrage: „Was willst du?“ Lola spricht zu mir, aus dem Himmel, von irgendeiner Wolke aus, auf der sie jetzt sitzt. Die Gretchenfrage. Die Frage, die ich mir ein Leben lang neben meinen Männern nicht gestellt habe. Ich fragte immer nur: „Was will er?“ Ich denke nach.
Ich muss zu mir finden. Zu meiner inneren Kraft, die da im Verborgenen schlummert – vergessen über all die Jahre. Plötzlich ist dieser Satz da. Er war mir zugeflogen, eines Tages, in der Karibik. Kurz nach Lolas Tod. Und danach wieder in Vergessenheit geraten.
Was will ich? Ich will Tekim. Ich will diese heiße Liebesaffäre weiterleben. Er soll mich respektieren, Termine mit mir einhalten, mich nicht warten lassen. Dabei liegt es ja an mir, ich kann es erlauben oder nicht. Warum war mir diese Freiheit nicht früher bewusst? Ich will ihn, selbst wenn er andere Frauen hat. Denn auch ich will andere Partner, auch wenn es erst mal schmerzt. Man kann nicht alles haben: die Geborgenheit einer festen Beziehung und gleichzeitig die Freiheit des 5L-Projektes, die Ungebundenheit, eine Art der freien Liebe. Ich möchte, dass wir das Positive unserer Liebschaft wie einen Schatz hüten. Ich möchte lernen, virtuos auf der Tastatur dieses
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