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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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mehr für das Pferd ein als für den Grafen«, bemerkte der Prinz und sprach damit jedem aus der Seele.
    Soviel über Brandenburgica .
    Nebenher aber blühte das historische Gespräch überhaupt. Rom hatte den Vortritt und in Rom selbst wieder das Ausgrabungs gebiet. »Ausgrabungen« waren überhaupt eigentlichstes Lieblingsthema. Mitunter berührte mich's, als ob eine Philologenversammlung tage, mit Curtius an der Spitze. Palatin und Esquilin waren Alltags- und Haushaltworte, wie Blumshof oder Magdeburger Platz, und niemand war da, der nicht im Hause der Lydia so gut Bescheid gewußt hätte (wahrscheinlich aber besser) als im Jagdhause zu Dreilinden. Man stieg in Tunnel und Grüfte. Mehr als einmal wurde mit dem bekannten langen Stangenlicht in den Thermen des Titus umhergeleuchtet, und wenn es erlosch, erlosch es nur, um als Katakombenlampe wieder angezündet zu werden.
    Aber auch andere Fragen kamen zur Diskussion, oft von rein wissenschaftlicher Natur, aus deren Reihe mir eine ganz besonders imponierte: die , »wo Caesar, als er über den Rhein ging, seine Pfahlbrücke geschlagen habe?« Zwei Parteien bildeten sich sofort, von denen eine für Andernach, die andre für Xanten plädierte. Mommsen, wenn zugegen, hätte seine Freude daran haben müssen.
    Allerlei Namen und Notizen liegen mir noch vor, die damals von mir gemacht wurden, um mit Hilfe derselben eine stattgehabte Debatte rekonstruieren zu können. Und diese Rekonstruierung würde mir auch gelingen. Ich muß aber doch , um Raumes willen, darauf verzichten und mich auf Hervorhebung einzelner Gesprächsthemata beschränken. Und selbst hier wieder gebietet sich noch ein Sondern und Sichten. Ich wähle, als besonders charakteristisch, nur zwei: »Türkentum und Ägyptertum, und worin können wir (oder andere Zivilisationsstaaten) orientalischen Armeen aufhelfen?« 2) Und dann zweitens: »Modernes Zeitungswesen, und wie weit nutzt es und schadet es einem Volksheer in Kriegszeiten?«
    An solchen und dann meist im philosophischen Essaystil gehaltenen Auseinandersetzungen war nie Mangel, aber Personalfragen wogen doch vor und bildeten in der Regel den festen Punkt, von dem aus sich die weitre Betrachtung entwickelte: Gottfried Kinkel und der badische Feldzug; Oberst Rüstow und sein Wirken in Italien und Schweiz; Skobeleff-Wereschagin und Exkurse nach Turkmenien, Merw und Samarkand; endlich Garibaldi, Chanzy, Bazaine. Welche Fülle der Gesichte! Dabei sprangen dann die Kriegstore klirrend auf und zeigten allerlei Bilder, ebenso lehrreich wie farbenreich, von deren Vorführung ich hier ungern Abstand nehme. Nur eines sei wenigstens flüchtig wiedergegeben: ein Friedens bild.
    Ein Major vom Generalstab (er war selbst der Erzählende) ward als Überbringer eines Cabinetsschreibens an den Erzbischof von Rouen, Kardinal Bonnechose, gesandt und erschien im erzbischöflichen Palais in dem vollen Kriegsaufzuge jener Tage: hohe Stiefel, Pallasch und Revolver. Alles erschrak. Aber die Verhandlungen oben im ersten Stock nahmen einen sehr andren Verlauf, als unten die Dienerschaften gefürchtet hatten, und als nach fast einer Stunde der Major sich erhob, um das Antwortsschreiben, das inzwischen im erzbischöflichen Sekretariat ausgefertigt worden war, in Empfang zu nehmen, erhob sich auch der Erzbischof selbst und sagte bewegt: »Ich vermag nicht auf die Sache, der Sie dienen, den Segen des Himmels herabzurufen, aber ich segne Sie persönlich und werde für Ihr Haus und das Wohl Ihrer Familie beten.«
    So wechselte das Gespräch an der Tafelrunde zu Dreilinden. Inzwischen aber ging das Trinkhorn um, und auf der Rückseite der Tischkarte, der eignen und der nachbarlichen, entstanden Bildnisse von Künstlerhand, halb Genre, halb Portrait, bis der Kaffee gereicht ward und mit ihm zugleich die Zigarre samt dem geschnitzten »Weichselholzpfeifchen«, einer Spezialität von Dreilinden.
    Und nun war auch die Zeit für »Frau Musica« gekommen. Einer der Gäste nahm seinen Platz am Instrument und intonierte leis (als ob er anfrüge) Fescas Frühlingslied: »Es glänzt im Abendsonnengolde / Der stille Waldesteich.« Er kannt es seit lang als ein Lieblingsstück des Prinzen, und ein Kopfnicken gab ihm Gewißheit, daß er's getroffen. Aber schon folgten andre: »Das Ständchen« von Haydn, »Vineta« von Bollert, Rubinsteins »Asra«, »Vorrei morire« von Tosti, bis die soldatische Stimmung durchschlug und die » Königsgrenadiere « gefordert wurden, in die der Prinz alsbald mit

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