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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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lassen und hat nach Kenntnisnahme dieser Zeichnung den Ausspruch getan: daß ein Zielen in diesem Gange nicht möglich gewesen sei. Worauf Du nun, so heißt es, und in gleichzeitiger Berücksichtigung Deiner Jugend, zu zwanzig Jahr Festung verurteilt seist. Nun weiß der König nicht, was er tun soll. Das ursprüngliche Urteil liegt zu seiner Unterschrift da. Er wird es aber hoffentlich nicht unterschreiben... (Es folgen nun wieder ganz gemütlich Ball- und Gesellschaftsnachrichten, allerlei kleiner Klatsch, Rendezvous und zuletzt Bemerkungen über Treue und Untreue...) »Du darfst nicht zu viel von Clara fordern und darfst nicht vergessen, daß sie Deine erste Liebe nicht war und Deine letzte hoffentlich nicht sein wird. Ich glaube bestimmt, wenn Du schönere Mädchen sähest, würdest Du Clara vergessen. Und zuletzt: »Was mir angenehm ist, ist das, daß Du Reisebeschreibungen zu lesen hast. Suche nur ein hübsches Plätzchen in jenen Regionen aus; ich ziehe mit Dir, so weit der Himmel blau ist.« Dein Adalbert.  
E. von Arnstedt an Adalbert von L.
    Mein lieber Adalbert. Ein ruhiges Plätzchen in jenen Regionen aufzusuchen ist wohl leicht; doch ob Du mit mir dort Freud und Leid teilen willst, das bedenke. Man verläßt nicht gern ohne Not Eltern, Hab und Gut. Nein, wähle Dir ein hübsches junges Weib, habe Kinder, und wenn ich dann vielleicht aus jenen Regionen ohne Fuß oder Arm zurückkehre, so gewähre dem alten zerschossenen, aber gewiß noch fidelen Krüppel ein Plätzchen an Deinem Herd. Doch das liegt in weiter Ferne. Vorläufig nur das, daß ich in der ganzen Welt mein Fortkommen zu finden hoffe, denn wenn schon ich nichts als Blut zu vergießen gelernt habe, so braucht man doch Leute, die sich für Geld und gute Worte totschießen lassen, allerorten, sogar bei den Wilden und Negern. Es umarmt Dich Dein Vetter Emil.  
Adalbert von L. an E. von Arnstedt
    Lieber Arnstedt. Noch eins, aber etwas Ernsthaftes. Ich glaube, ja ich bin gewiß, daß wir einander gut sind und uns von Herzen lieben. Versprich mir, so wie ich Dir jetzt hier verspreche, daß wir – – – nein, es ist zu phantastisch; laß den Satz unausgeschrieben. Wenn wir uns lebendig wiedersehn, will ich Dir mündlich sagen, was ich eigentlich wollte. Da dies vielleicht die letzten Briefe sind, die wir wechseln, so noch einen Vorschlag. Wenn Du verurteilt wirst, ist das einzige Mittel, Dich nicht auf das Schafott bringen zu lassen, Du beißt Dir die Pulsadern durch. Es ist der beste Tod, und man soll sanft einschlafen. Wenn Du leben bliebest und, wie Du schreibst, als Krüppel wiederkämst, so wollt ich das letzte Stückchen Brot mit Dir teilen. Lebewohl. Dein Adalbert.  
E. von Arnstedt an Adalbert von L. (Letzter Brief)
    Lieber Adalbert! Dank, tausend Dank für Speis und Trank und für Deine Nachrichten. Aber was meinst Du mit dem, was Du unausgesprochen läßt ? Du machst mich neugierig. Freund, was lange währt, wird gut; laß nur sein, und wenn ich auch 7000 Jahre auf Festung komme, das schadet nichts; dann leben wir doch noch einmal vergnügt zusammen und gedenken vergangener Mißgeschicke.
    Zittre nicht, zage nicht
Sei nicht ungeduldig,
Was du nicht bezahlen kannst,
Bleib den Leuten schuldig.
    Dein Vetter Emil von A.
     
    Mit diesem, dem Commersbuch statt dem Gesangbuch entnommenen Trostesverse ging er aus der Welt: »Was Du nicht bezahlen kannst, bleib den Leuten schuldig.«
    Am liebsten (und dies soll ihm unverdacht sein) wär er den Leuten seinen Tod schuldig geblieben. Aber es war anders beschlossen, und er mußte mit seinem Leben zahlen. Der König, wie schon eingangs hervorgehoben, bestätigte am 14. April das schon am 7. Januar vom Kriegsgericht gefällte Urteil, und elf Tage später erfolgte die Hinrichtung . Dem Bericht eines Augenzeugen entnehm ich darüber das Folgende.
    »Fähnrich von Arnstedt wurde den 25. April 1837, fünf Uhr morgens, auf einen mit zwei Pferden bespannten bäuerlichen Korbwagen gesetzt und, begleitet von einer kleinen Abteilung seines Regiments (Leibregiment), in einem raschen Schrittempo nach dem für die Hinrichtung bestimmten Platze hinausgefahren. Ihm gegenüber rückwärts saßen zwei Unteroffiziere. Der Weg war nicht allzu weit und lag auf den Frankfurter Wiesen, dicht am sogenannten Meisterwerk. Am Ende der hier die Dammvorstadt durchschneidenden Sonnenburger Straße war ein Sandhügel aufgeworfen, und vor dem in Nähe davon aufgestellten Richtblock stand der Scharfrichter. Als Arnstedt all

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