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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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dieser Vorbereitungen von seinem Sitz her ansichtig wurde, gab er sich einen Ruck und sagte zu den Unteroffizieren: ›er werd ihnen zeigen, wie ein preußischer Soldat sterben müsse‹. Gleich danach angekommen, sprang er rasch vom Wagen, trat an den Scharfrichter heran und fragte diesen, ›was er zu tun habe, um ihm sein Amt zu erleichtern‹. Worauf dieser antwortete, ›daß er den Atem anhalten solle‹. Nach Verlesung der Ordre wurde dann das Urteil rasch vollstreckt und der Körper eingesargt und an Ort und Stelle begraben.«
    In einem zweiten Briefe, der von seinem noch lebenden Vetter an mich gerichtet wurde, heißt es: »Als der Zug vorüberkam, lag ich im Fenster meines elterlichen Hauses und empfing ein letztes, freundliches Kopfnicken. Ein mir unvergeßlicher Moment. Worte des Abscheus über von Arnstedts Tat hab ich nie vernommen, aber viel Tränen sind dem bildhübschen Menschen nachgeweint worden, ja, eine mir bekannte ältre Dame, die jenen Hinrichtungstag mit erlebt hat, gerät noch jetzt in ein nervöses Zittern, wenn sie desselben gedenkt.«
     
    Ich meinerseits füge hinzu: das Ganze (neben manch andrem, was sich daraus lernen läßt) kann als ein merkwürdiger und beängstigender Beweis von der berückenden Macht einer dämonisch sinnlichen Persönlichkeit gelten. An dem siegreichen Einflusse dieser Persönlichkeit scheiterten alle moralischen Bedenken. Einem ungewöhnlich hübschen Menschen zuliebe verwischen sich die Begriffe von Recht und Unrecht, und ein Verbrecher wurd ein Held. Die Frauen, alt und jung, gingen natürlich mit gutem Beispiel voran. Andererseits können wir einzelnen Briefen der vorstehend mitgeteilten Korrespondenz wenigstens das als Trost entnehmen, daß es neben diesem innerhalb der Frankfurter Frauenwelt epidemisch auftretenden Fähnrich-Enthusiasmus auch Männer gab, die das Ding als das ansahen, was es war, als die schnöde, schändliche Tat eines reichbegabten, aber durchaus bösen und von Anfang an den finstren Mächten verfallenen Menschen.
    Er hatte nur einen Mitschuldigen: die Halbheit, Zerfahrenheit und Verwirrung der Zeit in der er lebte. Nichts war innerlich in Ordnung, ein Bovist, alles hohl und faul, und ein bitteres Lächeln überkommt den , der jene Tage noch mit durchkostet hat wenn er von ihnen wie von einer hingeschwundenen »guten, alten Zeit« oder gar wie von einem »verlorengegangenen Paradiese« berichten hört.
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    In diesen Brief war auch ein kaum zwei Finger breiter Zettel mit Fräulein Franziskas jüngster, an von Arnstedt gerichteter Dichtung eingeschlossen. Diese lautete:
    Ewig wird die Freundin Dich lieben,
Mit Dir sterben will sie, bei Dir ruhn.
Immer mag die Welt mich auch darum verdammen,
Leben kann ich ohne Dich nicht mehr.
    Nur um eine Zeile von Ihrer Hand bittet Franz... (Darunter hatte von Arnstedt mit Bleistift geschrieben: äußerst dumm.) ._.
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    Bald kamen andere Husaren. Es wurde ihnen Wein und Brot gereicht, und sie nahmen mir meinen ganzen Pferdebestand, den ich mit barem Gelde wieder auslösen mußte. So stahlen sie mir 1500 Taler und das zum täglichen Gebrauch im Buffet stehende Silberzeug. Als ich ihnen zum Schlusse sagte: ›Gebt mir wenigstens eine Bescheinigung, daß die Pferde wiedergekauft sind, sonst nehmen eure Nachfolger sie doch‹, lachten sie herzlich, und der eine, ein verschmitzter Elsässer, sagte mir: ›Ich will dir einen Sauve Garde schreiben; gib nur Papier.‹ Ich holte denn auch Papier, und er schrieb: Sauve Garde par le Général de la Selle. ›Da‹, sagte er, ›mache das an; das wird vielleicht helfen.‹ Kaum aber war er fort, so kam ein Schwarm Husaren, Dragoner und Knechte, die meinem Pferdestall zueilten und die darin befindlichen zwanzig Pferde mitnahmen.
    Ich sah dem allem zu und wollte wenigstens um die Rückgabe eines Pferdes bitten, als ein Offizier den Hof heraufkam und mir sagte: ›Êtes-vous le propriataire d'ici?‹ Auf meine Bejahung antwortete er: ›Le Prince Murat vous fait dire, de me suivre incessamment; il veut vous parler.‹ Ich folgte bis zum Jägerhause und fand in dem Prinzen einen gut gebildeten, gewandten und verschmitzten Franzosen. Ich mußt ihm sagen, wie stark die gestern in Liebenberg gelegenen Preußen gewesen und wohin sie gegangen wären, immer unter der Mahnung: ›Dites la vérité!‹ Einer seiner Adjutanten sprach unterdessen mit Dorfleuten, verstand sie nicht und sie ihn nicht. Er meinte jedoch etwas von meinen Angaben Abweichendes verstanden zu haben

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