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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Nonplusultra von Unannehmlichkeit für mich gewesen. Ich befinde mich wohl, und Jochen (der Reitknecht, den ihm der Alte mitgegeben) benimmt sich so geschickt, als ob er schon jahrelang gedient hätte.« Gleich danach erfolgte der Aufbruch. Am 23. war man in Goslar, am 30. in Kassel und zwei Tage später in Fritzlar. »Ich bin von der 3. Schwadron des Rittmeisters von Zychlinski zur 1. Schwadron des Rittmeisters von Loën versetzt worden, der sehr höflich gegen uns Volontärs ist, womit sich von Zychlinski nicht aufhielt. Ebenso ist Major von Colomb von großer Freundlichkeit gegen uns. In Kassel trat er in einen Gasthof, in dem wir saßen, setzte sich zu uns und aß mit uns. Das hätten nicht viele Regimentskommandeure getan. Wenn Du schreibst, so schreibe bloß: ›An den Volontär von Hertefeld , im Husarenregiment No. 8., IV. Armeecorps, Kavalleriedivision Prinz Wilhelm von Preußen.‹ Unter dieser Adresse treffen mich alle Sendungen am sichersten.«
    Am 10. Juni war das Regiment in Köln, am 12. in Aachen und am 15. in Viset an der Maas. »Es geht nun an den Feind. Er ist ganz nah...« Ein Signal unterbrach ihn hier, und die nächsten Zeilen (vom 24.) sind bereits sechs Tage nach Waterloo geschrieben. »Früh am 16. brachen wir auf und marschierten in einem fort, bis wir am 17. abends zur Armee stießen und in einem aufgeweichten Boden bivouakierten. Am andern Morgen (18.) defilierte die Infanterie an uns vorbei. Gegen Mittag setzten wir uns ebenfalls in Marsch, und nicht lange, so hörten wir eine Kanonade, die beständig wuchs. Es wurde uns etwas schwül. Dann aber hieß es Trab, und eine kleine Weile noch, so lag das Schlachtfeld vor uns, und die Kugeln pfiffen uns um die Ohren. Eine weitläuftige Beschreibung der Schlacht wirst Du von mir nicht verlangen; ich weiß auch nur, wie's auf dem Flecke zugegangen ist, auf dem wir standen. Wir mußten anfänglich zwei Batterien decken und abwechselnd Bewegungen nach rechts und links machen. Alles im heftigsten Kanonenfeuer. Plötzlich ging es im Trabe vorwärts, und zwar in solcher Eile, daß gar nicht einmal Regiment formiert wurde, sondern jede Schwadron für sich blieb. Eine kleine Anhöhe hatten wir vor uns. Als wir da hinaufkamen, standen französische Lanciers vor uns, und nun ging's drauflos. Aber ehe wir noch heran waren, machten sie kehrt, und nun ging es munter hinterher. Ich setzte einem Offizier nach und stach ihn in den Rücken, in demselben Augenblick aber hieb ihn unser Wachtmeister übers Gesicht, so daß er gleich herunterstürzte. So ging es noch eine Strecke weiter, bis wir in Infanteriefeuer kamen und nun unsererseits kehrtmachten. In einiger Entfernung raillierten wir uns wieder, kamen aber nicht mehr zur Attacke und blieben nur immer einem starken Kanonenfeuer ausgesetzt. Gegen Abend rückten, rechts von uns, ungeheure Truppenmassen in die Front. Es war die englische Armee; der Sieg war unser. Wir verfolgten den Feind noch eine Strecke, kamen aber nicht an ihn, weil andere Regimenter vor uns waren.
    Im ganzen genommen hat die Gefahr keinen großen Eindruck auf mich gemacht und ist geringer, als ich geglaubt habe. Wir sind am stärksten mit vorgewesen, und doch hat unsre Schwadron nur zweiunddreißig tote und verwundete Pferde und Menschen.
    Seit dem Schlachttage sind wir, ohne weiteres Gefecht, bis hierher (St. Germain bei Guise) vorgerückt. Die Franzosen laufen, wo wir hinkommen. Bei Laon aber sollen sie sich ernstlich widersetzt haben. Gestern war ich auf Feldwacht. Die Einwohner kamen aus Guise heraus und sagten uns, die Tore seien offen. Wir ritten nun vor, ohne zu bedenken, daß ein festes Schloß neben der Stadt gelegen ist. Ein Glück, daß die Franzosen friedlich gesinnt waren, sonst hätte man uns unangenehm begrüßen können. So wurd eine Zeitlang unterhandelt, bis wir schließlich mit langer Nase abziehen mußten. Die längste aber kriegte der Offizier, der uns geführt hatte.
      Rambouillet , den 12. Juli 1815
    Verzeih, daß ich so spät erst wieder schreibe. Aber obschon wir seit dem 18. v. M. immer nur unbedeutende Gefechte gehabt haben, so hatten wir doch beständig die Vorposten. Unser Marsch ging bei Compiègne vorbei nach Creil an der Oise, wo wir zunächst die Brücke forcierten und dann über Senlis weiter vorrückten. Den zweiten Tag nach dem Übergang über die Oise kamen wir Paris so nahe, daß wir deutlich die vergoldete Kuppel der Invaliden und das Pantheon unterscheiden konnten. Wir hungerten sehr, und es

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