Fünf Schlösser
führten sich gut auf und gingen nach Brandenburg, wo sie weitere Ordre erwarteten. Sie hofften auf nichts Erfreuliches und verwünschten den Krieg. Nun soll noch ein sächsisches Infanterieregiment hier durchpassieren. Dieses ist das letzte, welches von Danzig kommt. Ich denke, daß es am Main oder an der Elbe irgendwo schiefgehen muß und deshalb alle Festungstruppen, die meist alte Soldaten sind, herangezogen werden.
L., den 4. Juni 1809
Mehrere von unsern vormaligen Soldaten haben bei den Österreichern Dienste genommen; selbst aus Berlin sind welche desertiert, um zu ihnen zu gehn.
L., den 8. Juni
Hier ist man in der Erwartung, daß der französische Kaiser, der alles an sich zieht, um eine Übermacht zu haben, wegen der letzthin verlorenen Schlacht bei Aspern und Eßling sich an dem Erzherzog Karl zu rächen suchen wird. Noch sind in keiner Schlacht so viele französische Generale von vorzüglichen militärischen Kenntnissen geblieben oder verwundet als in dieser; es muß schrecklich hergegangen sein. Die Donau hat manchen Körper nach dem Schwarzen Meere befördert, der vor vier Monaten noch in Spanien lebte. Wenn es wahr ist, daß Krieg nötig ist, um die Welt von zu großer Volksmenge zu säubern, so muß ich doch bekennen, daß diese Säuberung etwas stark ist. – Was hier von Truppen steht, wird komplettiert und nach und nach bekleidet; auch die Artillerie instand gesetzt. Dabei wird fleißig exerziert. Aber das alles ist bloß Vorsorge und scheint mir nicht auf Teilnahme an dem Kriege abzuzwecken. Wollte Gott, es wäre einmal Friede; aber bei Versperrung aller Wege dazu, wo soll er herkommen?
30. August 1809
Des französischen Kaisers böses Gewissen sieht und bemerkt Gefahr und Aufstand und will doch nicht Buße tun. Am wenigsten in Tirol , wo man durch Füsiladen und harte Behandlung den Aufstand erneuert hat, und zwar in solcher Wut, daß ein Teil der Rheinbündler-Truppen und der Bayern vernichtet ist. Der Verlust von Vlissingen wird auch sehr ärgern. An Stelle des von Stettin ausmarschierten 22. Regiments kam neuerdings das in Spanien ruinierte 27. wieder durch Zehdenick. Früher gehörte es zum Soultschen Corps, stand in hiesiger Gegend und war damals über 1800 Mann stark. Anjetzo, trotzdem schon eine Konskriptions-Ergänzung dazu gestoßen ist, zählt es nur 450 Mann. Von den alten Offizieren war keiner mehr dabei, so hat Spanien damit aufgeräumt. Möchten sie doch alle so siegen.
L., den 13. September 1809
Ich war vorige Woche in Berlin, aber der Aufenthalt daselbst ist mir ganz zuwider. Ich habe da nichts von frischer Luft, und ein Gang Unter den Linden will auch nicht viel besagen. Wenn ich hier in Liebenberg bin und Unbehaglichkeit fühle, setze ich mich aufs Pferd und befinde mich besser.
Neues weiß man hier gar nicht. Oft hört man ganz widersprechende Nachrichten. Die Friedensbedingungen, hieß es, wären: daß Salzburg, Tirol und Vorarlberg dem Herzoge von Würzburg zufallen sollten, wohingegen Bayern Würzburg bekäme. Galizien käme zu Warschau, der König von Sachsen würde König von Polen und der Herzog von Weimar König von Sachsen. Ich verbürge die Wahrheit der Nachricht nicht, so viel aber scheint mir gewiß, daß man vor Tirol Respekt bekommen hat, wo der Herr Duc de Danzig (General Lefebvre) Gott hat danken müssen, daß er mit heiler Haut aus den Bergschlupfen entkommen ist.
Mißstimmung über den Gang der inneren Politik
Liebenberg, den 25. April
Die französische Niedertracht wächst mit jedem Tag und ruiniert uns noch das bißchen von Anstand, Gesinnung und guter Sitte, was wir uns aus besseren Tagen gerettet. Über die Spioniererei in Magdeburg hat uns Frau von A. denn doch eine Beschreibung gemacht, die alles übertrifft; Freunde müssen bei verschlossenen Türen und alsdann auch nur sachte sprechen. Und in den Zeitungen wird der Welt tagtäglich von unserem Glück und Wohlbefinden erzählt.
L., 6. Juni
Bei der hiesigen Regierung ist man mit Verabschiedungen neuerdings sehr liberal gewesen. Der Direktor Groote trat freiwillig zurück, aber die Räte von Winterfeldt, Bonsery, Nagel sind entlassen worden. Alle drei waren während des Aufenthalts der Franzosen viel in Verpflegungsmagazin- und Lieferungssachen gebraucht worden. Andere Räte und kleinere Beamte der Regierung sind auf kleine Pension gesetzt worden. Ich werde aus dem ganzen Verfahren nicht klug; hat man Ursach zu Mißvergnügen gegen Beamte, so lasse man sie richten und strafen
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