Fünf Schlösser
wurde mir schwer, mir die gut besetzte Tafel im Palais Royal aus dem Gedächtnis zu bringen. In einem Nachtmarsche ging es dann bis vor St. Germain en Laye, dessen Seinebrücke durch zwei uns begleitende Infanteriebataillone genommen wurde. Der Tag darauf war der Unglückstag, an dem sich die brandenburgischen und pommerschen Husaren in Versailles überfallen sahen und so schwere Verluste hatten. In Versailles, wo wir bald danach einrückten, um den Rücken der Armee zu decken, empfingen wir die Nachricht von der Kapitulation von Paris und dem abgeschlossenen Waffenstillstand. Vorgestern sind wir hier in Rambouillet eingetroffen und in die königlichen Ställe einquartiert worden. Zum ersten Male wieder, nach langer Zeit, durften wir absatteln.
Indem ich dies schreibe, kommt Marschbefehl. Einige sagen, es ginge nach Chartres.
Mit Jochen Schulz bin ich außerordentlich zufrieden; ich glaube schwerlich, daß ich einen besseren Menschen hätte finden können.
Blois , den 13. August 1815
Über Château Reynaud sind wir hierher marschiert. Die Franzosen stehen in der Vorstadt, am anderen Ufer der Loire, und wir verkehren mit ihnen. Am Geburtstage des Königs, 3. August gaben unsere Offiziere eine große Fete, zu der auch die französischen Stabsoffiziere geladen wurden. Sonst leben wir hier langweilig und bringen die Zeit mit Paraden und Exerzieren hin. Mit Jochen Schulz, der sich sehr wohl befindet, hin ich nach wie vor zufrieden. Die Schlacht hat er nicht mitgemacht, weil sein Pferd gedrückt war, infolgedessen er bei der Bagage zurückbleiben mußte. Bei Creil holte er mich wieder ein, fand aber keine Gelegenheit mehr zu Heldentaten.
Paris , den 25. August 1815
Mit dem unaussprechlichsten Vergnügen benachrichtige ich Dich, daß ich durch verschiedene Zufälle nach Paris gekommen bin. Hier wandt ich mich sofort an den Grafen Anton Stollberg, und Prinz Wilhelm war so gnädig, mir den Urlaub, um den ich bat, ohne weiteres zu bewilligen. Ich bin also jetzt frei und hoffe noch vor dem 1. Oktober in Liebenberg zu sein. Jochen Schulz hab ich leider nicht losmachen können; er muß beim Regimente bleiben, bis alle Freiwilligen entlassen werden.
Hier in Paris ist jetzt alles viel ruhiger als im vorigen Jahre. Aus der Gemälde- beziehungsweise Antikengalerie sind schon viele Stücke weggenommen und eingepackt worden, besonders unsrerseits. Mir tut es leid, daß man die herrliche Sammlung zerstückelt. Es sind halbe Maßregeln. Wollte man diese Schätze den Franzosen nicht lassen, so mußte man alles fortschaffen und es an irgendeinem andern zweckmäßigen Orte aufstellen. So schadet es nur der Kunst und bringt uns keinen Vorteil.
Es scheint fast, als ob den Parisern das Recht, über ihre Sieger zu lachen, nicht genommen werden kann. Unter dem Titel »Costumes des armées des alliés en 1814« verkaufen sie die leider nur zu passenden Karikaturen russischer, preußischer und englischer Offiziere. Vorzüglich schön haben sie den russo-preußischen Geschmack, also den, die Menschen in eine Wespe zu verwandeln, aufgefaßt. Ich denke einige der besten dieser Karikaturen mitzubringen.
Paris , den 13. September 1815
Mein Aufenthalt hier hat sich gegen meinen Willen verzögert. Jetzt aber, wo das Geld angekommen ist, gedenk ich übermorgen, den 15., abzureisen. Aus und von Paris kann ich wenig Erfreuliches schreiben. Vor ein paar Tagen entstand im Palais Royal ein Streit zwischen französischen und alliierten Offizieren und Soldaten. Von seiten der Franzosen ließen sich hauptsächlich Schmähungen und Drohungen auf Preußen hören, obgleich der Zank eigentlich zwischen Engländern und Franzosen entsprungen war. Überhaupt ist der Haß der Franzosen gegen die Preußen aufs höchste gestiegen; Beleidigungen, die von seiten der Engländer, Russen und Österreicher ausgehen, werden diesen nicht angerechnet und auf die Preußen geschoben. Überhaupt scheint Preußen dem Schicksale, » gehaßt zu werden «, nicht entgehen zu können. Doch darüber mündlich mehr.
Mit diesen Zeilen vom 13. September schließen die fünfzehner Kriegs- und Reisebriefe.
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Der Krieg gegen Österreich Liebenberg, den 15. April
Über die in der Nachbarschaft sich tarnenden Kriegswolken sind wir alle sehr verlegen, denn ein jeder kann uns ins Land laufen. Alles wird übrigens aufgeboten, um gegen Spanien oder Österreich zu ziehen. Letzte Woche lag wieder ein Regiment sächsischer Kürassiere bei Bergsdorf; sie
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