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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Begriff.
    Es werden hier seit einigen Tagen große Anstalten zur »IIlumination« und andern Festlichkeiten gemacht, die beim Empfange des Kaisers und Königs in Szene gehen sollen. In welchem Rufe hier Blücher steht, ist unbeschreiblich. Sein Empfang wird gewiß ebenso glänzend sein wie der der Monarchen und vielleicht noch glänzender, denn auf einem arrangierten Diner hat man die Gesundheit unsres Königs auf folgende Art getrunken: »Gentlemen, I propose three cheers for the master of old Blücher!« Übermorgen werden alle die » hohen Fremden «, wie sie hier genannt werden, erwartet, und wenn ein Einzug stattfindet, werden gewiß viele Menschen erdrückt werden.
    Noch habe ich Dir zu schreiben vergessen, daß ein Engländer, der mit uns von Boulogne nach London reiste, sowohl Graf Danckelmann wie mich zu einer Abendgesellschaft auf übermorgen gebeten hat. Das ist mir sehr interessant, und ich werde hingehen.
      London , den 12. Juni 1814
    Der Engländer, der uns zum Tee gebeten hatte, hieß Mr. Twigg. Da mehrere Personen in der Gesellschaft Französisch sprachen, so konnte ich an ihrer Unterhaltung teilnehmen. Gegen elf Uhr wurden Eis und Madeirawein präsentiert und darauf nach einem Fortepiano getanzt. Doch muß ich offen bekennen, in meinem Leben nichts Ungeschickteres gesehen zu haben. Der Tanz war eine Art von Ecossaise, blieb den ganzen Abend in Permanenz und wechselte bloß die Touren. Ungefähr um ein Uhr trennte sich die Gesellschaft.
    Ich komme nun zur Ankunft der Monarchen und des Feldmarschalls Blücher . Der Kaiser von Rußland und unser König hatten sich, durch ein Inkognito, dem Jubel der spalierbildenden Hunderttausende zu entziehen gewußt, der alte Blücher aber wurde bei Charing cross erkannt, und wenig fehlte, so hätte man ihm die Pferde ausgespannt und ihn im Triumphe hereingezogen. An jeder russischen oder preußischen Equipage, die folgte, hatten an dreißig oder vierzig Menschen angefaßt, die nun, unter lautem Huzza geschrei, mit dem in scharfem Trabe fahrenden Wagen Schritt hielten. Daß bei dieser Expedition nicht viele gerädert worden sind, wundert mich außerordentlich.
    Tags darauf war Ascot-Rennen. Da die Monarchen und Blücher ihr Erscheinen zugesagt hatten, so waren alle Postchaisen schon am Tage vorher gemietet worden. Ich war aber so glücklich, noch einen Platz zu finden. Vor der Loge, in der Blücher saß, stand alles unbeweglich, so daß die Schiedsrichter und Aufseher Mühe hatten, für die laufenden Pferde Platz zu machen.
    Als bald darauf die Monarchen erschienen, wurden sie mit lautem Zuruf empfangen. Das Geschrei war aber fast noch ärger, als sich Blücher zu Pferde setzte und die Bahn durchritt. Die Rennpferde waren meistens sehr schön, aber sehr verschieden von allen anderen Pferden, die mir bis jetzt zu Gesicht gekommen sind. Selbst die gewöhnlichen Reitpferde hier , wenn sie auch noch so schön sind, haben keine Ähnlichkeit mit den Rennpferden. Die Hufeisen der Renner mochten alle vier zusammen kaum zwei Pfund wiegen. Das Zaumzeug bestand in einer Trense.
     
    Hiermit schließen die Briefe. Bald nachher erfolgte die Heimreise, die, mit Benutzung der Mail, über Colchester nach Harwich und von Harwich aus, auf dem Packetboote, bis Rotterdam ging. In Diersforth, bei »Onkel Wylich«, wurd eine kurze Rast genommen, und Mitte Juli war unser Reisender wieder zurück. Aus dem geplanten Kriegszuge war eine durch die Zeitverhältnisse besonders interessante »Kavaliertour« geworden.
     
    In Bälde nahm Karl von H. seine Studien wieder auf, entsagte dem gesellschaftlichen Leben und steckte, mit der ihm eigenen Assiduität, in allerhand physikalischen und chemischen Experimenten, als im März 1815 plötzlich die Nachricht von Haus zu Haus lief: »Napoleon wieder da.« Zur Bekämpfung des Weltstörenfrieds setzte sich, wie bekannt, alles unverzüglich in Bewegung, und diesmal mit dabei zu sein war ein unerläßliches Gebot der Ehre. Selbst der alte Freiherr enthielt sich jeden weiteren Widerspruchs und willigte, wie schon erzählt, in den Eintritt des Sohnes bei von Colombs 8. Husaren. Das war im Mai. Mitte des Monats (am 18.) erreichte Karl von H. sein zwischen Wegeleben und Quedlinburg in Cantonnements-Quartieren liegendes Regiment und schrieb Tages darauf: »Ich bin der 3. Schwadron unter Rittmeister von Zychlinski zugeteilt worden, was mir außerordentlich lieb ist. Denn in die Depotschwadron gesteckt zu werden, was doch immerhin möglich war, wäre das

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