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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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, aber das démettre et chasser, ohne einen Grund anzuführen, setzt Beamte in die Kategorie eines Knechts, dem ich ohne weiteren Grund sagen kann: Du ziehst ab.  
L., 10.Juli 1809
    Ich kann mich mit der Umänderung unserer Staatsverfassung nicht befreunden und pflichte denen bei, die da sagen: früher hätten wir mittelmäßige Doctores gehabt, nun aber wären wir unter die Hände der Quacksalber geraten. Ich kann noch nicht einsehen, daß bei den Neuerungen mehr Ordnung und Tätigkeit eintrete; ich gehöre aber auch freilich zu den alten dummen Alltagsmenschen. – Daß Danckelmann nicht nach Berlin berufen und daselbst angestellt worden ist, ist verdrießlich. Aber nach meiner Ansicht von unserer Gesamtlage war es eigentlich nicht möglich. Denn verhehlen wir uns nicht, es ist eine Clique da, die über alles disponiert, und die wird sich hüten, andre als ihrem Kreis Angehörige in die Nähe des Thrones zu ziehen. Klage darüber zu führen ist unstatthaft und gilt für illoyal, unter Umständen auch für revolutionär. So steht es um unsere bürgerliche Freiheit! Etwas Freies soll weder gedruckt noch geschrieben werden. Friedrich ließ drucken und schreiben und bekümmerte sich um nichts.  
L., 13. September
    Der Großkanzler ist nun wieder in Berlin; von den übrigen Ministern hört man nichts. Dagegen höre ich, daß der Accoucheur Dr. Ripke nach Königsberg abgegangen ist. Ich bedaure die Königin über ihre Fruchtbarkeit, denn sie kann das viele Kindern nicht aushalten, zumal ihre Lage, wie die des ganzen Staates, sehr unangenehm auf ihr Gemüt wirken muß. – Es wird nun also wirklich an Rückkehr des Hofes von Königsberg nach Berlin gedacht. Am äußeren Jubel wird es bei der Gelegenheit nicht fehlen, ob er aber innerlich und dauernd sein wird, steht leider sehr dahin. Es kann sein, daß das Alter mich mürrisch und von schweren Begriffen macht, muß aber gestehen, daß ich alle Veränderungen als verderblich ansehe. Ich kann in den Neuerungen nichts Besseres finden, als das Alte war, im Gegenteil, alles arbeitet einem reinen Despotismus in die Hand. Anstatt den König dem Volke zu nähern, entfernt man ihn von ihm; einige Faiseurs wollen alles machen und machen auch alles. Was nebenher der Menschenschinder im großen Babel mit all seinen königlichen Sklaven aushecken wird, wird bald zutage kommen. Uns und allen Völkern kann es nur nachteilig sein. Alles läuft darauf hinaus, auch Chef der Kirche sein zu wollen und das abendländische Kaisertum mit voller Despotie wiederherzustellen. Zum Schlusse fehlt nur noch, daß auch Kaiser Alexander das orientalische Reich wieder aufrichtet; dann sitzen wir und Österreich in der Mitte, geprellt von dem einen, gestoßen vom andern.  
Königs Geburtstag. Theatersachen Berlin, 5. August 1809
    Vorgestern war hier zu Königs Geburtstag ein prächtiges Konzert im Saale des Komödienhauses, und zwar zugunsten des Friedrichs-Instituts, des Mittags großes Diner bei Prinz Ferdinand, abends Ball von 300 Personen bei Minister von der Goltz. Die Stadt war ziemlich erleuchtet, meistens im Innern der Häuser. Das Konzert habe ich gehört. Unsere besten Stimmen sangen einen Akt aus einer von Righini komponierten Oper. Die Singakademie sang die Chöre sehr schön; eins, welches ein paar Crescendo-Passagen hatte, war ordentlich rührend. Schade war es, daß viel Regen fiel. Den Abend vorher sah ich Iffland den »Amerikaner« spielen; er war glänzend und hat uns alle bei herzlichem Lachen erhalten.  
Berlin, 8. August 1809
    Der Tod der Madame Schick macht alle Theater- und Musikliebhaber traurig; mir erschien sie als Sängerin nicht so vorzüglich, aber ihr Ruf von guten Sitten machte sie mir schätzbar.  
Berlin, 31. Dezember 1809
    Interessieren wird Dich vielleicht, daß die Bethmann, die das Publikum durch einen dummen Auftritt wegen ihrer Tochter sehr beleidigt hatte (deshalb übrigens auch in Hausarrest war), nun durch eine öffentliche Abbitte wieder zu Gnaden aufgenommen ist. Von dem elenden Vorfall wurde so viel gesprochen als wie vom letzten Friedensschlusse, denn es gehört zum Geiste der Zeit, daß die Komödianten nicht nur auf dem Theater, sondern auch im Publikum etwas vorstellen.  
Der Brand der Petrikirche Berlin, den 25. September 1809
    In der Nacht vom 20. d. hatten wir hier die fürchterliche Szene des Brandes der Petrikirche. Ich glaubte, der nächstgelegene Stadtteil würde abbrennen, denn der Sturmwind trieb das Feuer bis weit über meine Wohnung

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