Fünf Schlösser
hinaus. In der Stralauer Straße fingen zwei Häuser und der Waisenhausturm Feuer; jene wurden gerettet, aber der Waisenturm brannte ab, nicht ohne Gefahr für das ganze umliegende Viertel. An der Petrikirche selbst war nichts zu tun, als sie brennen zu lassen; der Turm fiel zum Glück in sich zusammen, vierzehn Häuser aber, die nächsten unter dem Winde nach der Grünstraße zu, sind teils ganz abgebrannt, teils sehr beschädigt. Was das Feuer sehr vermehrte, war das , daß die auf dem Kirchensöller mietsweis aufgestellten Buchniederlagen von Haude und Spener und von Pauli gleich von den Flammen ergriffen und die Blätter brennend umhergetrieben wurden. Ohne die guten Anstalten zum Löschen, die Menge der Spritzen, besonders der Prahmspritzen, und ohne die herbeiströmenden Menschen würde gewiß ein Viertel der Stadt abgebrannt sein. Du kannst Dir eine Vorstellung von den Flammen machen, wenn ich Dir sage, daß es um zwei Uhr in der Nacht so hell vom Feuer wurde, daß ich bequem kleinen Druck lesen konnte. Die Urheber des Feuers sind gestern eingezogen worden. Es ist zunächst eine Schusterfrau, die einen bloßen Tischladen zum Verkaufe hat, den sie dann des Abends, für eine Erkenntlichkeit an den Küster, in die Kirchenhalle setzte. Da es kaltes Wetter war, hatte sie einen Feuertopf, um die Beine zu wärmen, gebraucht und diesen Feuertopf, ohne die Kohlen auszuschütten, am Abend samt ihrem Tisch und Stuhl in die Halle gesetzt. Und daraus ist der Brand entstanden. Vermutlich wird diese Kirche zunächst in Schutt und Trümmer bleiben; denn wo soll das Geld herkommen? Über dreißig kleine Krämer, die ihre Buden an der Kirche hatten, haben alles verloren.
Rückkehr der königlichen Familie Liebenberg, 14. Dezember 1809
Gestern hörte ich von Berlin her, daß die Schlächter in egalen Uniformen den König einholen wollen und daß ihn die Gärtnertöchter anreden und ihm mit einem Gedichte Langeweile machen werden.
Berlin, den 26. Dezember 1809
Deinem Wunsche gemäß erfolgt hierbei eine kurze Geschichtserzählung vom Einzuge des Königs. Dieser Einzug war wegen des Frohsinns, der herrschte, außerordentlich rührend. Auch das Wetter begünstigte ihn, und der 23. war der einzige Tag, an welchem die Sonne ununterbrochen schien.
Drei Tage vor der königlichen Ankunft bekam der alte brave Lestocq seine Demission. – Auch diesen Mann mußte man abdanken, weil der allgemeine Wütrich – noch aus Groll wegen Major Schills irren Ritterzuges – solches als eine Satisfaktion verlangt hatte. Auf ein Verlangen von derselben Seite her ist Feldmarschall Kalckreuth zum Gouverneur ernannt worden. Lestocq kennt den ganzen Zusammenhang, er weiß, daß er ein Opfer der Politik ist, und wird vermutlich auf die Propstei nach Brandenburg ziehen. Der König hat ihn auf die ehrenvollste Art empfangen und ihn ganz allein zu einem Familiendiner gebeten; er behält sein volles Gehalt und ist zufrieden, so wie auch sie, die, nach so viel Unruhe, nun endlich Ruhe zu finden hofft. Kalckreuth wird hier nicht gern gesehen werden; er soll Ende Januar eintreffen, übrigens ohne seine Frau, die an der Luftröhrenschwindsucht ohne Hoffnung darnieder liegt. Vielleicht stirbt sie, eh er abreist.
Das Urteil gegen den Generallieutenant von Wartensleben hat uns, nebst noch anderen, die »Hamburger Zeitung« mitgeteilt; ich weiß nicht, warum man es nicht bei uns auch durch den Druck bekanntmacht. Unseres Fräuleins du Troussel Vater hat wohlgetan zu sterben, denn vermutlich hätt er ein Todesurteil bekommen. Der alte Romberg und der Kommandant Knobelsdorf zu Stettin würden ein gleiches Schicksal gehabt haben, wenn sie nicht zur Ewigkeit abgereist wären. Dem Wartensleben gönnt ein jeder sein Schicksal. Übrigens sehe ich, daß manche Militärs bloß nach Gunst wieder angestellt werden, dagegen andere, die tüchtige Kerls sind, zurückstehn müssen.
Der französische Gesandte soll sich gegen die Königin über die Freude des Volks beim Einzuge mit den Worten geäußert haben: »On voyait, que les acclamations n'étoient pas commandé.«
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Es braucht nicht erst versichert zu werden, daß unter Verhältnissen wie diese der kritische Hang unseres Liebenberger Einsiedlers eher wuchs als schwand; aber er wechselte den Gegenstand und wandte sich vom Nächstliegenden dem Allgemeinen, von Haus und Hof dem Lande, dem Staate zu. Kurz und gut, es war über Nacht ein Politiker aus ihm geworden, der nun, mit der ihm eigenen
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