Fünf Schlösser
Geistliche, von denen der Zehdenicksche die Trauerrede hielt. Er gedachte des Verstorbenen als eines treuen Patrioten, eines Vaters seiner Untergebenen, eines immer bereiten Helfers der Armen, Witwen und Waisen. Und dabei hob er unter großer Bewegung aller derer, die die Gruft umstanden, hervor, daß er, als er dem nun in Gott Ruhenden in seiner letzten Lebensstunde noch eine Witwe zur Unterstützung empfohlen habe, nicht nur der altgewohnten Herzensgüte, sondern auch noch dem schönen und christlichen Worte begegnet sei: »Machen wir's gleich, Pastor; ich habe nicht viel Zeit mehr zu verlieren.« Und so sei sein letztes irdisches Tun jenes Wohltun gewesen, das überhaupt sein Leben ausgemacht habe.
So der Geistliche.
Danach aber trugen sie den zinnernen Sarg, dem man oben, nach Sitte des vorigen Jahrhunderts, eine Glasplatte gegeben, in die Gruft und setzten ihn an die Seite seiner ihm im Tode voraufgegangenen Gattin.
Und damit war der letzte Sproß des alten clevischen Geschlechts der Hertefelds zu seinen Vätern versammelt!
----
Nach einer mir gewordenen Zuschrift muß es heißen: »den 27. Februar«. Ich lasse diese Zuschrift die mir auch nach andrer Seite hin bemerkenswert erscheint, hie folgen. »Dieser Karl von Hertefeld« (so heißt es darin) »starb am siebenundzwanzigsten Februar 1867 und wurde den 3. März in dem am Ostgiebel der Kirche befindlichen Familiengewölbe beigesetzt. Die letzten von ihm geschriebenen Zeilen, aus der Nacht vom 25. zum 26. Februar, sind an mich gerichtet, und ich bewahre dieselben als einen Schatz. Ebenso werd ich den Sterbetag des von mir hochverehrten Herrn von H., dessen Beamter ich von 1843 an bis zu seinem Tode war, immer als einen Trauertag ansehen. Ottermann , Rechnungsführer; Priemern bei Seehausen in der Altmark.« – Es hat etwas Erquickliches, dergleichen zu lesen, weil es Zeugnis ablegt von einem in unsren alten Provinzen immer noch vorhandenen gesunden Sinn, der sich freimütig zu Dank bekennt und, die Ordnungen Gottes als das hinnehmend, was sie sind, auf Nivellierung und »Egalité« verzichtet. Jeder ist was an der Stelle, wo er ist wenn er überhaupt was ist. Bescheidenheit und Demut hindern keinen. ._.
----
1810 und 1811
Vom Hofe. – Innere und äußere Politik. – Neue Minister. –
Der Tod der Königin. – Die Theoretiker. –
Justiz-Organisationsplan. – Der Tugendbund
Liebenberg, 22.Januar 1810
Wir haben nun also das Ordensfest gehabt, und sonderbar ist die Zusammenstellung derer, die dekoriert worden sind: Minister, Präsidenten, Prediger und Iffland. Alles ist bei uns russische Nachahmung; Originales haben wir nichts als unsre gutmütige Einfalt.
Berlin, den 11. Februar 1810
Hier ist nun der neue Gouverneur mit seiner Ehefrau angekommen. Er zeigt sich, sie aber nicht , weil sie kränkelt. Ich sah ihn letzte Woche bei Recks, wo er Visite machte, fand ihn aber so gealtert, daß ich ihn an anderem Orte schwerlich erkannt haben würde. Lestocqs leben vergnügt und ruhig; sie verlangen weiter nichts.
Recks sind wohl, ob sie aber mit der Gegenwart zufrieden sind, weiß ich nicht. Sie wünschen ihr Haus gut zu verkaufen, und dies gibt mir fast den Gedanken, daß sie Berlin zu verlassen wünschen. Mir wurde gesagt, daß sowohl er wie sie bei der großen Cour von dem König und der Königin kalt behandelt oder doch wenig beachtet worden wären. Indes ist das der Fall mit allen gewesen; die Cour hat nicht voll eine halbe Stunde gedauert, und vielleicht waren einschließlich des Militärs 800 Personen gegenwärtig. Es hat also unter zehn Personen kaum eine angeredet werden können. So viel ist andrerseits gewiß, daß die nächsten Umgebungen alles Alte zu entfernen suchen, und Nagler ist nun im engsten Sinne das , was sonst Beyme war. Letzterer, der gewaltig strenge sein soll, geht so gut seinen Gang wie die andern. Wenn den Ständen etwas entzogen werden kann, ist er mit dabei, schon deshalb, weil sein eignes Ansehen gewinnt, wenn er alle Mittelinstanzen zwischen Land und Minister verwischen kann. Unter allen Umständen soll's mich wundern, was nun weiter versucht werden wird. Die Neuerungen verwirren alles dermaßen, daß zum Beispiel der Busenfreund, der sich in Königsberg um Brot- und Fleischpreise bekümmerte, letzthin selber in aller Naivetät bekannt hat, »nicht zu wissen, was die Neuerungen eigentlich bezweckten«. Ja, der Kerl soll letzthin dem Minister der Finanzen bei Vorlegung des neuen Etats gesagt haben, »er sähe wohl, daß
Weitere Kostenlose Bücher