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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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verstorbenen Ministers von Bose. Diese beiden ersparten ihm die Mühe, einen Willen zu haben. Wir hier in Berlin haben jetzt einen Troß von lüderlichen Prinzen um uns her, unter denen der Hesse der erbärmlichste ist 1) . Unser Prinz August ist, was die Frauen anlangt, wie sein verstorbener Bruder Louis. Des Königs Brüder aber zeichnen sich durch eine ordentliche Lebensart aus.  
L., 24.Juni 1810
    Was die plötzliche Neugestaltung des Ministeriums herheigeführt hat, ist manchem ein Rätsel, und was im engsten darüber verlautet, kann dem Papiere nicht wohl anvertraut werden. So viel ist gewiß, daß Herr von Hardenberg mit Zustimmung des französischen Kaisers angestellt worden und daß die abgedankten Herren wegen einer Kabale gegen von H. außer Amt gekommen sind. Beyme soll sogar auf eine Bitte zu viertelstündiger Audienz nicht beschieden worden sein.  
L., 31. Juli 1810
    Die Reunion von Holland ist eine schreckliche Begebenheit, die den Bankerott dieses Landes nach sich ziehen wird.  
L., d. 11. Aug. 1810
    Der Tod der Königin hat hier und überall die traurigste Sensation veranlaßt; ein jeder beklagt den König und fühlt den Verlust. Sie hatte schon öfter Brustbeklemmungen empfunden, und wäre sie für diesmal der Gefahr entgangen, so hätte sie doch nicht lange mehr leben können, weil ein Gewächs am Herzen ihren baldigen Tod herbeigeführt haben würde. – Was den unglücklichen Pariser Feuer-Ball angeht, so wurde hier anfänglich auch die Verwundung unseres Gesandten mit allerlei Nebenumständen erzählt. Jetzt aber hört man nichts weiter davon. Der Tod so vieler Personen ist begreiflich, wenn man bedenkt, daß das Feuer durch die von Linon angefertigten Festons sich in einem Augenblick über das Ganze verbreitete. Mich wundert es nur, daß dergleichen nicht öfters geschieht, da der Luxus jetzt 100 Wachslichter erfordert, wo sonst zehn zureichten.  
L., 13. Nov. 1810
    Gestern war ich in Berlin, wo alles sehr still ist. Der König kommt wenig zur Stadt; die Pumpernickel- und Pachter-Feldkümmel-Komödien unterhalten das Publikum, und die Finanzeinrichtungen schröpfen es. Daß Graf Dohna von der Szene getreten ist, wirst Du wissen; nun ist überhaupt kein Minister des Innern da. Das Departement ist unter die Geheimen Staatsräte verteilt, und Herr Präsident von Schuckmann hat die Sektion des Kultus als Chef erhalten. Ich hoffe, er wird die schwarzen Herrn, die ins Gelach hinein befehlen, etwas in ihre Schranken zurückweisen.  
L., d. 29. Dez. 1810
    Unser Staatskanzler ist in der Wahl seiner Unterarbeiter unglücklich. Man hat ihm pure junge idealistische Theoretiker vorgeschlagen, so zum Beispiel die Herren von Raumer und Peter Beuth , die Urheber jenes Stempeledikts, das in so manchem Punkte widersinnig und empörend ist.  
Berlin, 26. Dezember
    Über die Justizkollegien-Umschmelzung kann ich Dir nur folgendes melden. Das Projekt, das Kammergericht in Bezirksgerichte zu zerteilen, ist nicht beiseite gelegt, es wird vielmehr immer noch darüber gebrütet. Und zwar soll zu Wittstock, Schwedt, hier in Berlin und in Frankfurt ein Instruktionssenat als Oberlandesgericht angestellt und der erste Senat des Kammergerichts zu diesem Zweck auseinandergerissen werden. Der Appellationssenat und das Tribunal bleiben hier. Das Neumärkische Oberlandesgericht sollte den Teil der Neumark verlieren, der in Pommern einschießt, dahingegen den Ober-Barnimschen und Lebuser Kreis zubekommen. Der abgerissene Teil der Neumark käme dann zum Oberlandesgericht von Stargard, während dies wiederum einen Teil seiner Geschäfte an ein neues Oberlandesgericht in Stolpe abgäbe. Das OLG in Schwedt bekäme die Uckermark als Distrikt, das zu Wittstock die Prignitz und das zu Berlin verbleibende behielte Havelland, Zauche, Nieder-Barnim etc. Ob das alles zustande kommen wird, steht dahin, denn es erfordert Geld und Lokale. Dabei welcher Zeitverlust, um die Trennung der Registraturen und Hypothekensachen zu bewerkstelligen! Ich denke noch immer, daß die großen Schwierigkeiten die Zerreißung verhindern werden. Dienlicher als all das wäre eine beständige Revisionskommission, die sich bloß damit beschäftigte, die Untergerichte zu bereisen und diese tüchtig zu züchtigen, wenn sie – wie dies so oft der Fall ist – sich Nachlässigkeiten oder gar Schurkereien haben zuschulden kommen lassen. Alles, wag wir jetzt tun, ist Nachäffung der Franzosen und der Westfälinger. – Einige von unseren bekanntesten

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