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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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anfangs nur den Zweck gehabt hatte, der Landwirtschaft zu dienen, entwickelte sich mehr und mehr zum Sport. Er begann Vollblutpferde zu trainieren und war unter denen, die die seitdem zu so großem Flor und Ansehen gekommenen Berliner Rennen ins Leben riefen. Eins derselben führt noch jetzt den Namen »Hertefeld-Rennen«. Auch kann es als unzweifelhaft gelten, daß er dem Lande durch diese mehr als zwanzigjährigen Anstrengungen erhebliche Dienste geleistet hat. Aber freilich auf seine Kosten. Er gab Unsummen hin, ohne jemals, ein paar Ausnahmen abgerechnet, infolge großer Rennsiege die Rechnung ausgeglichen zu haben.
    Es kann nicht überraschen, daß seiner Rennpferdepassion eine verwandte sportsmännische Leidenschaft entsprach. Er pachtete Heiden und Wälder, um große Jagden abzuhalten: Hetzjagden, Jagden mit der Meute, Treibjagden, zu denen dann aus der Nachbarschaft, aber mehr noch aus Berlin eine reiche Zahl von Geladenen erschien: Generale, Minister, Prinzen und als eigentlichster bienvenu Professor Franz Krüger , der berühmte Tier- und Schlachtenmaler, der sein Erscheinen in jagdlich illustrierten Briefen anzumelden pflegte.
    So ging es durch Jahrzehnte hin, bis der März 48 einen Strich durch all dies machte. Von Hertefeld gab Wettrennen und Fuchsjagden auf und warf sich mit gleichem Eifer auf politische Dinge. Von der Tribüne her wirken und durch die Macht seiner Rede hinreißen zu können würde den Ehrgeiz seines Lebens erschöpft haben. Aber dies blieb ihm versagt. Er hatte nicht die Gabe der Rede, geschweige die Macht derselben, und mußte sich damit begnügen, mit der Feder tätig zu sein.
    Er tat dies, wie schon angedeutet, in den mannigfachsten publizistischen Organen, abgesehen von einem ganzen Heer von Broschüren und Aufsätzen, zu denen er den Anstoß gab.
    Auf seiner politisch-publizistischen Höhe stand er, als er der Zweiten Kammer angehörte. Das war von 1852 bis 61. Im erstgenannten Jahre ließ er Denkschriften und Promemorias erscheinen, die für unser gesamtes Verfassungsleben, insonderheit aber für die Neugestaltung der Ersten Kammer einige Bedeutung gewannen und, wenn ich recht unterrichtet bin, an oberster Stelle zwar nicht durchweg befolgt, aber doch im einzelnen zu Rate gezogen wurden.
    »Es deutet verschiedenes darauf hin«, so schrieb er in einem dieser Promemorias, »daß es Absicht Seiner Majestät und der Staatsregierung ist, eine fundamentale Umgestaltung unserer jetzigen (1852) Ersten Kammer eintreten zu lassen. Es läßt sich auch mutmaßen, auf welche neue Grundlage hin die Umgestaltung erfolgen soll. Ihre zwei wichtigsten Punkte werden sein: 1) die jeweilige Ernennung durch Seine Majestät und 2) eine erst zu schaffende erbliche Pairie.
    Gegen beides unterhält ich Bedenken, und zwar
    1) Gegen die Ernennung .
    Ernannte Pairs entbehren der Kraft, dem Herrscher und der Staatsgesellschaft eine wirkliche Stütze zu sein. Dies läßt sich historisch nachweisen. Es fehlt eine stützende Kraft überall da, wo die historische Begründung fehlt. 1848 nahm die Februarrevolution von den auf Lebenszeit ernannten Pairs Louis Philipps so wenig Notiz, daß das souveräne Volk (das die Deputiertenkammer doch wenigstens der Ehre würdigte, sie durch Gewalt zu beseitigen) an dem Palais Luxemburg vorüberging. Es blieb unbestürmt. Es dachte niemand an die Pairs .
    2) Gegen eine erst zu schaffende erbliche Pairie.
    Eine erst zu schaffende › erbliche Pairie ‹ findet in Preußen zwei Hindernisse: a) die Ernennung von Pairs, die den Besitz haben, aber des historischen Hintergrunds vielleicht entbehren; b) die Nicht -Ernennung von Pairs, die den historischen Hintergrund haben, aber eines ausreichenden Großgrundbesitzes entbehren. Es muß das notwendig, und zwar ganz besonders in den Stammprovinzen der Monarchie, zur Verletzung der Rittergutsbesitzer und des in ihnen vertretenen altständischen Elementes führen. Und nun dies ständische Element selbst! Es ist zwar durch eigene wie fremde Schuld tief gesunken, aber es steckt noch Lebenskraft darin und kann sich wieder erholen. Vergleicht man die jetzigen Rittergutsbesitzer mit ihren Vätern und Großvätern vor fünfzig Jahren, so bemerkt man, daß Güterschacher, Leichtsinn, Verschwendung und Bankerott damals viel häufiger waren als jetzt. Einzelne sind untergegangen, allein der Stand, der im Boden wurzelt, ist nicht vernichtet.
    Ein anderer Übelstand« (so fährt er fort) »ist der, daß eine lediglich auf Grundbesitz basierte

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