Fünf Schlösser
er um 700 000 Taler höher als früher sei, wisse aber nicht warum«. Ich bin immer der Meinung, daß die Dirigenten dem Werke nicht gewachsen sind, und erwarte nicht Beßres; fest werden sie sich fahren, wo nicht umwerfen.
L., 5. März 1810
Über die Sonderbarkeit, daß der Direktor Kiekhöfer, wie Du mir schreibst, gerade zu der Zeit vorgezogen worden ist, da gegen ihn Untersuchung und Klage vorliegt, wundre ich mich keinen Augenblick, denn auch hier geschehen Mißgriffe aller Art die zuweilen lächerlich sein würden, wenn nicht unser ganzer Zustand so sehr zum Weinen wäre.
Die Verbindung des französischen und österreichischen Kaisers durch die bekannte Heirat macht bei uns eine unangenehme Sensation. Noch mehr aber bei den Russen. Diejenigen dieser Nation, die jetzt in Berlin sind, haben dessen kein Hehl, und da es einmal die Politik des französischen Kaisers erfordert, seine halbe Million Soldaten auf Kosten der Nachbarn zu ernähren, so ist es klar, daß er ein gutes Teil davon, bei demnächst zu veranlassender Gelegenheit, dem nordischen Alexander zu verpflegen geben wird. Von der Räumung unsrer Festungen hört man nichts, die können dann als Entredepots dienen, und wenn wir nicht mitgehen wollen, nun dann gibt man Schlesien an den Schwiegerpapa, welcher es dankbar akzeptieren wird. Gutes erwart ich von der Zukunft nicht , Gott müßte denn sehr merklich dazwischenkommen.
L., 21. April 10
Landrat von Itzenplitz ist hier, um die Domainen in der Gegend zu revidieren. Er bleibt ein paar Tage. Feldmarschall Graf Kalckreuth hat zwar in Paris bei dem Herzog von Cadore eine artige Aufnahme gefunden, allein von dem Kaiser selbst ist ihm noch keine Audienz erteilt worden. Es heißt, dieser wolle unsere Anleihe in Holland nicht und maule deshalb mehr als vorher. Wenn man uns aber an dieser Anleihe hindert, so weiß ich gar nicht, wo das Geld zur Zahlung unserer Schuld herkommen soll. Geplagt von außen und von innen, wird man ganz kopfverkehrt. Nicht genug, daß der Großkanzler mit Hrn. von Altenstein in Fehde ist, so ist es auch der letztere wieder mit Graf Dohna, und der König selbst fühlt sich diesem Zwiste gegenüber so wenig sicher, daß der Exminister von Hardenberg invitiert worden ist, zu kommen und nachzusehen, ob er ein Medium finden kann. Ob er sich dazu bequemen wird, steht dahin; ich bezweifle es fast, weil seine eigene Sicherheit dabei ins Spiel kommt.
30.April 1810
General Scharnhorst hat das Kriegesministerium niedergelegt; es soll von Paris aus verlangt worden sein. Wer dieses Amt nun bekleiden wird, steht dahin. Ebensowenig wissen wir, was des Feldmarschalls Grafen Kalckreuth Mission nach Paris auf sich hat; sie muß mehr betreffen als eine bloße Beglückwünschung, weil er zwei Legationsräte mit sich hat.
L., 5. Mai 1810
Mit dem Herrn Gr. K. (wahrscheinlich Großkanzler; damals Beyme ) bin ich auch nicht zufrieden. Ich kenne ihn persönlich nicht, aber ich finde so viel Eigenmächtiges in seinem Verfahren, daß ich ihm nicht traue. Neuerlich hat er darauf angetragen, eins von unsern Landarmenhäusern zu einem Gefängnis für Personen von höherer Klasse zu nehmen. Der Minister des Innern hat zugestimmt, und so soll das Land, dem die Landarmenhäuser gehören und das ebendieselben aus seinen Beiträgen unterhält, dies sein Eigentum hingeben, weil es an Festungen fehlt, wohin man Verbrecher senden kann. Auf diese Art ist das Publikum der Scherwenzel aller Minister und Ministerien. Diese Sache zirkuliert nun bei den Kreisbehörden, die sämtlich ablehnen werden, und dann soll mich wundern, wo man hinaus will. Ich habe ein auf Wahrheit gegründetes Gutachten, das sehr handgreiflich ist, abgegeben, mit Freistellung an den Landrat, solches der Vorstellung beizulegen. Graf Dohna soll als Minister nicht viel bedeuten; ich kenne ihn nicht. Der der Finanzen, heißt es, sei ängstlich. Das darf er auch, denn bei unseren Finanzen ist einem jeden bange.
Feldmarschall Kalckreuth soll eine sehr freundliche Audienz gehabt haben, wobei der persönliche Charakter des Königs Lobsprüche bekommen hat. Was indessen über des Königs politischen Charakter gesagt worden ist, davon schweigt man.
L., 19. Mai 1810
Das Erscheinen des Königs von Sachsen ist mir auffallend lächerlich gewesen. Das ist ein Mann, wie ihn Napoleon verlangt, ein Mann, der sich alles gefallen läßt. Nun ist er ganz in den Händen des Generals Thielemann, eines erzfranzösisch Gesinnten und großen Anhängers des
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