Fünf Schlösser
versprechen.
4. Februar 1811
Ob die Versammlung der Stände viel ausrichten wird, weiß ich nicht, ich vernehme aber, daß das Hauptpetitum dahin geht: den Etat der Schuld einsehen zu dürfen. Zur Begründung dieser Forderung haben sie angeführt: »Sie wüßten, daß viel aufgebracht werden müsse und wären auch willig und bereit zu großen Opfern. Allein die neuen Abgaben, die doch eigentlich mit der Schuldenabführung aufzuhören hätten, wären so angelegt, daß sie permanent zu bleiben scheinen, wogegen sie Vorstellung erheben müßten.« Mir ist gesagt, der Staatskanzler habe an der böhmischen Grenze eine Zusammenkunft mit dem Exminister von Stein gehabt und von diesem die Projekte eingezogen, die nun zutage gekommen sind. Ich bin geneigt, dies zu glauben, denn letzterer hatte beständig eine Menge Reformideen und unter diesen auch die General-Konsumtionssteuer, die er mir schon früher als eine große Hilfe vorschlug. Ich habe manches Mal mit ihm darüber disputiert. – Warum in dem Stempeledikte keine Abänderung kommt, begreif ich nicht; es kann durchaus nicht bestehen, und dem Staatskanzler sind darüber unumstößliche Beweise vorgelegt worden. Ladenberg, Raumer, Pechhammer sind dem Publikum sehr verhaßt, denn sie sind es, die all das Drückende ausgeheckt haben.
L., 16. Februar 1811
In Berlin wird nun wegen unserer Finanzen gehörig gedoktert. Wir sollen jetzt womöglich alles decken, obgleich all die enormen Anleihen, die vordem in Frankfurt, Kassel etc. ohne unser Wissen gemacht und in Polen vergeudet worden sind, uns nichts angehn, sondern dem zur Last fallen, der die Schuld gemacht hat. Die Finanzprojektierer müssen wohl selbst von dem geringen Zutrauen, welches sie dem Publikum einflößen, überzeugt sein, denn es ist erstaunlich, wie vielerlei Federn sie zu ihrer Verteidigung in Bewegung setzen. Auch Hermbstädt mußte den Blasenzins verteidigen, aber in seinem Elaborat ist vieles ausgelassen, was diesen Zins so drückend macht.
L., d. 4. Mai 1811
Da ich während A.s Anwesenheit in Berlin hier viele Beschäftigungen hatte, hab ich nicht hinreisen können. Daß er nicht sehr erbaut ist von dem, was er dort gesehn und gehört hat, wundert mich nicht; es paart sich dort so viel Überspanntes mit so vielem Kleinlichen, daß es einen anekelt. Darum vermeid ich auch soviel wie möglich, dort zu sein, zumal ich bloß in die Klasse der Alten gehöre, die höchstens als gutmütige Imbeciles angesehen werden.
L., d. 30. Nov. 1811
In der »Finance« ist alles schwankender denn je. Die Distriktempfänger und ihre Unteraufseher gehen mit dem 1. Dezember ein, die Dorfeinnehmer aber bleiben und liefern ihren Empfang an die Städte-Akzise-Kassen ab. Mit dem 1. Januar soll dann ein neuer, noch unbekannter Modus eingeführt werden. Es ist mehr wie toll, mit einer Nation derartige Proben auf ihre Kosten zu machen. Doch so geht es überall. Wie hat Euch das Manifest des österreichischen Hofes gefallen? Eine solche Bekanntmachung setzet immer voraus, daß man vorher schwach gewesen ist oder Dummheiten begangen hat, deren Vorrückung man fürchtet. Das Gewebe des Despotismus wird immer durchsichtiger, und am Ende werden alle Souverains sich gefallen lassen müssen, ein Parlament anzunehmen. Welches Gott bald wolle eintreten lassen!
L., d. 17. Dez. 1811
Das Edikt wegen Umschmelzung der Groschen ist allen nicht wuchernden Menschen angenehm. Endlich, denk ich, werden wir mit dem Münzwesen in Ordnung kommen.
Liebenberg, 1. Juni 1812
Es scheint wohl, daß des Königs Abwesenheit benutzt worden ist, um uns mit Publikation des schönen Einkommenedikts von dem Kapitalwerte des Eigentums zu erfreuen. Ich glaube nicht, daß diese widersinnige Maßregel durchgehen oder bestehen kann, denn außer der Ungerechtigkeit des Angriffs auf das Kapital der Untertanen ist es für die Wohlhabenden auch nicht möglich, das zum ersten Termin geforderte bare Geld aufzubringen. ich, für meine Person, werde mich nicht übereilen, etwas zu zahlen, während ich sonst immer der erste zu sein pflegte. Möchte wohl wissen, welcher neue Faiseur dieses Edikt ausgebrütet hat! Es ist nur zu glaublich, wenn versichert wird, daß der Herr Staatskanzler von den Handlungen seiner Bureauoffizianten keine oder doch nur eine sehr oberflächliche Notiz nimmt.
L., 6. Juni 1812
Das saubere Edikt, die dreiprozentige Abgabe vom Kapital betreffend, erregt allgemeines Mißvergnügen. Ein jeder sagt, es kann nicht bestehen, und was
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