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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Kinder spielten Weltgeschichte. Wie weit er es in dem allem traf oder nicht traf, mag hier um so lieber unerörtert bleiben, als ich mich über diese Frage schon an anderer Stelle geäußert und namentlich auf das Mißliche seiner und der Marwitzischen Adelsopposition gegen die »Neuerer« hingewiesen habe. Was aber freilich in dieser Opposition überall erquickt, ist die konsequente Verspottung der Phrase , ganz besonders der Freiheitsphrase, zu deren abweisender Kritik er speziell um so berechtigter war, als er für die wirkliche Freiheit und »für das Recht, das mit uns geboren ist«, ein volles und freudiges Verständnis hatte. Und dies erscheint mir als seine schönste Seite, zugleich als die, der wir unschwer entnehmen können, daß er nicht in den vorwiegend militärisch-gedrillten Ostprovinzen unserer Monarchie, sondern im Westen, an der holländischen Grenze geboren und erzogen war. In der Tat, all seiner Loyalität unbeschadet, ist doch ein wohltuend republikanischer Zug in seinem ganzen Tun und Denken erkennbar, und jedesmal empört er sich, wenn er wahrnimmt, wie wieder einmal hier oder dort, aus bloßer Machthaberlaune, mit dem Menschenleben erbarmungslos gespielt worden ist. Am ablehnendsten verhielt er sich gegen das politische Gebaren der Rheinbundfürsten, denen er nicht bloß ihre frühere Schweifwedelei, sondern vielmehr noch ihre Haltung, ihren eigenen Untertanen gegenüber, zum Vorwurf machte. Jedem Absolutismus abhold, interessierten ihn aufs lebhafteste die Verfassungskämpfe jener Zeit, und es war wenige Wochen vor seinem Tode, daß er schrieb: »Ich erkenne mehr und mehr, daß die Politik die Wissenschaft des Betruges ist. Und so wird es bleiben, bis vernünftige Landesverfassungen dasein werden, die Kraft haben, die Großen zu binden.«
    Solche Worte werden uns mit einer gewissen Enge, wie sie seinem zu stark ausgeprägten Familiensinn entstammte, leicht wieder aussöhnen, und um so leichter, je mehr wir im Gedächtnis behalten, daß er sich, wider Wunsch und Willen, in Zeitläufte gestellt sah, die seiner Natur widersprachen und der Betätigung seiner auf Beschaulichkeit und stilles Glück gerichteten Gaben ungünstig waren.
    Er hatte nicht den großen Sinn für den Staat, aber er war ein nachgeborner Patriarch und ein Ideal innerhalb des Hauses und seiner Umfriedung.
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    Jetzt sehr anders geworden. Die Garden sind im ganzen genommen noch um einen Grad affabler und umgänglicher als die Linie. Kann auch kaum anders sein. Es zeigt sich dabei der Einfluß der großen Stadt, die jedem seine Stelle gibt und auch dem Selbstbewußtesten Bescheidenheit predigt. ._.
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1810, 11 und 12
    Die »Finance« und die Finanzprojekte. – Steuerpläne. –
Einkommensteuer. – Blasenzins (Branntweinsteuer). –
Stempeledikt. – Direkte oder indirekte Steuern? –
Immer neue Abgaben, immer neue Theorien, immer neue
Probiererei. – Vermögenssteuer
    Liebenberg, 1810
    Die gute Aufnahme, die Danckelmann bei dem Könige gehabt hat, ist mir um so angenehmer, als die »Finance« (worunter von H. immer alles Finanzministerielle versteht) fast durchgängig einen insolenten Eigendünkel zutage legt. Alles wollen sie wissen, wobei denn doch manche Unwissenheit und mancher dumme Streich mit drunterläuft. Ob Minister von Hardenberg, als er in Schlesien war, über alles genaue Nachricht hat einziehen können, stehe dahin; wenn er seine Nachrichten bloß von der Finanz- und Polizeibehörde bekommen hat, so ist er gewiß nur halb unterrichtet. Du wirst in Breslau wohl erfahren haben, ob er dort mit Landeseinwohnern, Banquiers, Zuckerfabrikbesitzern etc. Unterredungen gehabt hat, und da läßt sich denn aus den Leuten, die er befragt hat, urteilen, was zu erwarten steht. – Von den Finanz projekten hört man weiter nichts, als daß eine Landakzise dem Schuldenfonds gewidmet werden soll, wobei nicht bloß viel Ungerechtigkeiten vorkommen werden, sondern auch zu befürchten steht, daß es eine bleibende Last sein wird. Warum man nicht die ganze Bevölkerung in fünfundzwanzig Klassen nach einer in jeder Stadt und in jedem Dorfe durch den Landrat und zwei Volkskommissarien anzufertigenden Skala einteilt und für die unterste Klasse 1 / 3  Taler, für die oberste aber 500 Taler als Steuer festsetzt, weiß ich nicht. Diese Operation ist die leichteste und in der Erhebung die wohlfeilste. Die Zeit verläuft mit Projektieren, die Zinsenrückstände vermehren sich, und ich fürchte ein Chaos. Wie es im Winter werden

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