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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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soll, wer von den Prinzessinnen bei Hofe repräsentieren und Damencour annehmen wird, weiß noch niemand. Das wäre indes das Geringste. Wenn nur die Neuerungsherren nicht so despotisieren dürften. Sie fahren oft an und werden von Privaten zurechtgewiesen, was aber in ihren Plänen nichts ändert.  
L., 5. Mai 1810
    Ich habe manches Unangenehme zu tun. Zunächst geht es hier über die Einrichtung der Einkommen steuer her, nachdem man achtzehn Monate lang darüber gebrütet hat. Wir werden recht methodisch ausgeschält, denn ich glaube fest, daß man mit der Vermögens steuer nur deshalb zurückhält, um erst durch Anleihen Geld zu bekommen.  
L., 19. Mai 1810
    Ich bin immer noch mit der lieben Einkommen steuer beschäftigt, dessen Reglement in vielen Punkten so unbestimmt ist, daß wenige es verstehn. Das Ganze läuft auf eine Prellerei hinaus und wird durch die Oberaufsicht des Königlichen Commissarii, des von der Regierung zu ernennenden Commissarii und des Domainendeputierten einfach in die Hände der Finanziers gespielt, was schon daraus erhellt, daß diese Steuer auch die Verpflegung der drei besetzten Festungen betrifft, während sie doch lediglich zu Tilgung der Landesschulden verwendet werden sollte. Sodann ist es absurde, daß wir auf dem Landtage ganz vor kurzem erst ein neues Comité zu Regulierung der Schulden und der Einkommensteuer wählen mußten und daß es nun wieder eingehen und ein anderes gewählt werden soll, alles unter dem Vorgeben, daß auch die Rustikaleigentümer und Laßbauern repräsentiert werden sollen. Und doch ernennen diese nicht die Eigentümer, sondern die Regierung, um offenbar die Stimmen für sich zu haben. Der ganze Zweck ist die Untergrabung der den Finanziers so lästigen ständischen und städtischen Repräsentation. Nun werden funfzehn im Comité sein, in dem sonst nur acht waren. Alles, was zu unserer sogenannten Verbesserung geschieht, ist eine französische Nachäffung, die für uns paßt wie die Faust aufs Auge. – Was Du mir von den üblen Finanzzuständen von U. sagst, tut mir leid. Überhaupt beklage ich alle Gutsbesitzer, die auf Spekulation guter Zeiten teuer gekauft haben.  
L., 24. Juni 1810
    Es heißt, die Einkommen steuer werde nun ganz beseitigt werden. Die Schuldenmasse aller Provinzen soll in eine Staatsschuld verwandelt und diese dann durch eine Konsumtions- und Familiensteuer abgetragen werden.  
L., 8. Januar 1811
    Über unsere neue Finanzeinrichtung hört man allerlei, welches nicht zur Ehre derer gereicht, die die betreffenden Edikte gemacht haben. Die Erhebung des Blasenzinses (Branntweinsteuer) ist verschoben, und es bleibt bei der Getreideakzise. Hätte man den Blasenzins forcieren wollen, so müßten alle ländlichen Brauereien eingehen und man hätte einen Ausfall von mehreren 100 000 Talern gehabt. Das Stempeledikt hat noch mehr Widerstand gefunden. Es soll deshalb umgearbeitet werden. Meiner Meinung nach müßte man's aber bei solcher Umarbeitung nicht bewenden lassen, sondern die , die solchen Unsinn ausarbeiteten, einfach fortjagen. Denn sie haben durch ihre Überspanntheiten den König und den Minister kompromittiert. Man kann diese Menschen nicht bewegen, direkte Steuern einzurichten und das Defizit durch indirekte zu decken . Es muß alles indirekt sein, denn das Indirekte kann man nicht nachrechnen. Sodann ist es zu tadeln, daß man dem Lande nicht das Schuldenquantum sagt, welches solche Steuern notwendig macht. Überall sieht man in Geldsachen wenigstens eine Wendung zum Despotischen, und das böse Gewissen leuchtet aus mancher Phrase hervor. Man will gern alles à la français hudeln; der deutsche Sinn kann aber noch nicht ganz unterdrückt werden.  
19.Januar 1811
    In Berlin ist jetzt eine Ständezusammenkunft, die das Drückende der neuen Abgaben vorstellen wird. Unterdessen hält der Staatskanzler einen sogenannten Landtag von selbstgewählten Deputierten. Ich seh einer kompletten Konfusion entgegen, und wenn der Minister nicht die uns französierenwollenden Novitätenkrämer aus der Regierung verweist und andre, gemäßigter denkende Leute zu Arbeitern nimmt, so wird ohne die gewaltsamsten Maßregeln nichts einkommen oder wenigstens nicht das, was man erhofft. Gott weiß, wie dieser Mengelmus auseinanderkommen wird! Ich habe mich von der Deputation nach Berlin freigemacht. In meinen Jahren habe ich nicht Lust, mich zu ärgern und meine kurze Lebenszeit mit Geschäften auszufüllen, die weder günstigen Erfolg noch Ehre

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