Fünf Schlösser
Rohr erhob und nach dem Zügel des Hengstes griff, scheute dieser, warf den Kopf und entlief. Dies sah der Schulze von Schmitsdorf (einem magdeburgischen Dorfe), der mit im Belagerungsheer vor Plaue stand, und eilte mit einigen Leuten auf die Stelle zu. Beide Quitzows, Johann und Henning, samt dem Knechte, der das Pferd gebracht hatte, suchten sich durch Ducken im Rohr und dann durch Flucht zu retten, aber sie verirrten sich in dem Havelbruch und wurden gefangengenommen. (Einer dritten Lesart zufolge, die sich in Peter Beckers Chronik von Zerbst findet, bewerkstelligte Hans von Quitzow seine Flucht dadurch, daß er, zur Nachtzeit einen Kahn besteigend, die Havel auf Pritzerbe zu hinunterglitt. Aber der Erzbischof hatte die Havel an beiden Ufern mit Wachposten besetzen lassen. Diese sahen den Kahn, bemächtigten sich desselben und führten Hans von Quitzow als Gefangenen ins magdeburgische Lager.) Unter den verschiedenen Lesarten ist diese dritte die wenigst glaubhafte. Sehr wahrscheinlich war die Havel zugefroren, und Hans von Quitzow entkam, zunächst wenigstens, gerade dadurch, daß er diesen Umstand benutzte. ._.
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10. Kapitel
Ausgang der Quitzows. Kaspar Gans zu Putlitz versöhnt sich mit dem Burggrafen (nunmehr Kurfürsten) und ficht mit bei Ketzer-Angermünde. Das Quitzowsche Erbe
Die märkische »Fronde« war besiegt.
Was noch erübrigt, ist ein kurzer Bericht über die Lebensausgänge beider Brüder.
Dietrich von Quitzow, landesflüchtig, setzte seinen Widerstand trotz alledem nach Möglichkeit fort und gefiel sich darin, dem neuen Machthaber in Mark Brandenburg an den benachbarten Fürstenhöfen: Pommern-Stettin, Mecklenburg-Stargard und Erzbistum Magdeburg, allerlei Feinde zu wecken, was ihm bei seiner Klugheit und mehr noch infolge der nie schlummernden Eifersüchteleien auch gelang. Bei den Fehden, die sich daraus entspannen, ward er regelmäßig mit der Führung der aufgebrachten Streitkräfte betraut, und so läßt sich von ihm sagen, daß sein Leben, das, in den Jahren bester Kraft, nach der Verweserschaft der Mark, ja vielleicht nach der Herrschaft innerhalb derselben gestrebt hatte, mit einer Condottiere-Stellung endigte. Heute hier und morgen da seine Kriegsdienste zur Verfügung stellend, war er in Zeiten, die der eigentlichen Landsknechtschaft vorausgingen, ein »Kriegsoberst«, wie die beiden folgenden Jahrhunderte (das 16. und 17.) deren so viele sahen. Aber auch in dieser fortgesetzten Fehde gegen den Burggrafen, der inzwischen zum Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg erhoben war, erlag er, trotz gelegentlicher Erfolge, doch insoweit, als die Nachbarfürsten ihm allmählich, und zwar einer nach dem andern, ihr Ohr zu verschließen begannen. Und so war er eines Tages »dienstlos« geworden, und krank und gebeugt durch das Scheitern auch seiner letzten Pläne, zog er sich ins Braunschweigische zurück, wo seine Schwester Mathilde, seit vielen Jahren an Heinrich von Veltheim vermählt, auf Schloß Harpke wohnte. Wie hier seine letzten Tage vergingen, darüber verlautet nichts Bestimmtes, da Wusterwitz sich darauf beschränkt, in aller Kürze zu berichten: »Im Jahre 1417 ist Dietrich von Quitzow, so der Mark mancherlei Schaden zugefügt und sie heftig beleidigt hat, in dem der Familie von Veltheim zuständigen Schlosse Harpke gestorben und zu Kloster Marienborn (deren Priorin eine Tochter Heinrichs von Veltheim war) begraben worden.« 1)
Johann von Quitzow – der schon seit seiner Fehde (1408) mit Köne von Wulffen auf Schloß Grabow einäugig war und, wie berichtet wird, einen finsteren und furchtbaren Anblick gewährte – sahen wir zuletzt, als er, eingebracht durch die Knechte Heinrichs von Schwarzburg, in der Kirche zu Plaue geschlossen im Stocke saß, um dann andren Tages als Gefangener des Erzbischofs von Magdeburg nach Schloß Calbe hin abgeführt zu werden. Dort blieb er Gefangener, bis er, nach etwas mehr als zwei Jahren, 1416, wieder freikam und, in die Prignitz zurückkehrend, unter nunmehr erfolgender Neubelehnung mit dem alten Familienbesitze: Lenzen, Quitzöwel und Kletzke , seinen Frieden mit dem Kurfürsten machte.
Darin war ihm Kaspar Gans , wenn auch nur um einige Monate, zuvorgekommen 2) und genoß des Vorzuges, diese seine verwandelte Gesinnung in einer am 25. März 1420 statthabenden Aktion gegen die Pommern glänzend betätigen zu können. Der hier in Rede stehende Kampf führt den Namen der » Erstürmung von Ketzer-Angermünde « und bildet den Schluß der
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