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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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besitzen und davon alle Schulden und Erbnahmen entrichten und bezahlen...« So nüchtern und geschäftsmäßig lautete, was der »großen Fehde« voraufgegangener Jahre folgte.
    Kaspar Gans war seinem Freunde Johann von Quitzow um sieben Jahre vorausgegangen und schon 1430 zu Dom-Havelberg begraben worden. An einem Pfeiler der Kirche hängt ein Schild mit der gekrönten Gans und der einfachen Inschrift: »Herr Jaspar Gans von Potlist.« Des Tages von Ketzer-Angermünde gedenken weder Bild noch Inschrift, uns aber mag es gestattet sein, in unsrem nächsten Kapitel in Kürze noch einmal auf diese Haupttat im Leben Kaspar Gans' zurückzukommen.
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    K. Fr. von Klöden , in seinem mehrfach von mir zitierten Buche » Die Quitzows und ihre Zeit «, widmet dem Hinscheiden Dietrichs von Quitzow ein ganzes Kapitel, das, in seinen Einzelangaben jedes historischen Anhalts entbehrend, doch bemerkenswert ist durch Schönheit und Tiefe. Wie denn überhaupt gesagt werden muß, daß sich in diesem nicht genugsam gewürdigten vierbändigen Werke neben viel überraschlich Prosaischem auch viel überraschlich Poetisches findet. In dem vorerwähnten Kapitel sehen wir Dietrich von Quitzow in einer von Veltheimschen Waldhütte, wohin er sich menschenscheu zurückgezogen hat. Die letzten, die sich hier an ihn drängen und ihm in prahlerischer Weise von ihrer Vornehmheit und ihrer Freiheit erzählen, sind Zigeuner , deren große Worte (zu denen die begleitenden Diebestaten so wenig stimmen) ihn mehr demütigen als alles andere, weil er, im Vernehmen dieser Worte, dem anspruchsvollen Zerrbilde der Freiheit ins Gesicht starrt. Schwerlich werden ihm Betrachtungen wie diese den Tod verbittert haben, aber alle diejenigen, die von einer Schuld der Quitzows überzeugt sind, müssen diese Szene für dichterisch gut ersonnen ansehen. [Image: Zurück]
 
In dieser Versöhnung mit dem Kurfürsten die Vorhand zu gewinnen ward unserem Kaspar Gans zu Putlitz durch einen besonderen Umstand erleichtert, auf den hier noch nachträglich als auf ein höchst wichtiges und vielleicht entscheidendes Ereignis in der Geschichte jener Tage hingewiesen werden mag. Ausgangs 1413, an demselben 30. November, an welchem Johann von Quitzow das siegreiche Gefecht gegen die Magdeburger führte, das dann mit der Gefangennahme Peter von Kotzes und Gebhards von Plotho schloß, an ebendemselben Tage wurde der gerade damals in Fehde mit dem Brandenburger Bischof liegende Kaspar Gans von dem bischöflichen Hauptmann Johann von Redern im Dorfe Dalgow bei Spandau gefangengenommen und über Pritzerbe nach Ziegesar ins Gefängnis geführt. Dort saß er noch, als zwei Monate später zur Belagerung der vier Schlösser Golzow, Beuthen, Friesack, Plaue geschritten wurde, so daß er den Bedrängten keine Hülfe bringen konnte. Dadurch war die Widerstandskraft der Quitzowschen von Anfang an halbiert und schuf ihnen eine Niederlage, die, bei Vollzähligkeit ihrer Streitkräfte, vielleicht ausgeblieben wäre. Niemand erkannte dies klarer als der , dem der Sieg zugefallen war, und wenn Kaspar Gans in dem Entscheidungskampfe des frondierenden Adels auch nur gefehlt hatte, weil er, als Gefangener, fehlen mußte , so wird der Burggraf doch nicht gesäumt haben, ihm auch diesen Zufall zum Guten anzurechnen. ._.
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11. Kapitel
Das Lied von der »Eroberung von Ketzer-Angermünde«. Einiges über die Balladendichtung jener Zeit
    Wie die erste »Schlacht am Kremmer Damm« und genau achtzig Jahre später die Niederwerfung der Quitzows durch Eroberung ihrer Burgen ihre dichterische Behandlung fanden, so auch der Kampf um Ketzer-Angermünde 1) , der als der Rehabilitierungs- und erste Loyalitätsakt des bis dahin frondierenden märkischen Adels betrachtet werden kann. Auch die diesen Vorgang behandelnde Volksballade – deren eigentlicher Held Kaspar Gans ist – ist wie die vom »Kremmer Damm« nicht märkischen, sondern pommerschen Ursprungs und zeichnet sich wie diese durch ein Treffen des Balladentons aus. Einige Stellen sind inhaltlich nicht ganz leicht verständlich, werden es aber, wenn man die Wusterwitzsche Beschreibung, die wir in unserem vorigen Kapitel gaben, zur Erklärung mit heranzieht. Die Ballade selbst aber lautet:
    Ein neues Lied euch gesungen sei:
Nach dem Winter kommt der Mai,
Das haben wir wohl vernommen;
Und daß Kettr-Angermünde märkisch ward,
Das soll dem Markgrafen frommen. Johann von Briesen ließ sich jagen
Von Kettr-Angermünde bis Greifenhagen,
All' Mut war ihm

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