Fünf Schlösser
Und kommt zu Fuß er oder Pferd,
Mit Büchse, Tartschen oder Schwert,
Uns dünkt es keinen Heller wert,
Er muß dem Land entsagen. Und will er nicht, es tut nicht gut,
Wir stehen mutig seinem Mut,
Zehn Schlösser sind in unsrer Hut,
Er soll uns nicht verjagen.«
Und nachdem so die Quitzowschen in ihrem Trotz und ihrer Auflehnung eingeführt sind, führt uns das Lied zu den verbündeten Fürstlichkeiten und ihrer beginnenden Aktion hinüber.
Als das die Fürstenschaft vernahm,
In Hasten alles zusammenkam,
Einem jeden wär es Schimpf und Scham,
Wär er nicht gekommen. Der Bischof von Magdeburg war zu Hand,
Günther von Schwarzburg ist er genannt,
Nach Plaue hat er sich gewandt
Und die »Grete« mitgenommen. Dann zog heran ein Sachsen-Hauf,
Herzog Rudolf allen vorauf,
Nach Golzow nahm er Ziel und Lauf
Und stellte sich vor die Veste. Da ließ er schwenken seine Fahn:
»Ich denke, rasch ist gut getan,
Laßt uns an ein Stürmen gahn
Und jeder tue das Beste.« Burggraf Friedrich aber vor Friesack zog,
Der Graben war tief, die Mauer war hoch,
Aber die Franken stürmten doch,
Alle wollten sie Ritter werden. Ein Hagel von Pfeilen sie flugs empfing,
Da schützte nicht Schiene, nicht Panzerring,
Mancher Pfeil bis in das Herze ging,
Und viele sanken zur Erden. Pfeile flogen und Kugel und Stein,
Da riefen die Franken: »Tritt für uns ein,
Maria , woll uns gnädig sein,
Auf daß der Hochmut erliege.« Die Heilige Jungfrau, sie war es gewillt,
Sie lieh den Stürmenden ihren Schild,
Ein jeder sah ihr Himmelsbild,
Und so schritten sie zum Siege. Das Wetter war kraus und ungestalt,
Es regnete, schneite und war kalt
Die Schlösser kamen in unsre Gewalt
Weil Gott im Himmel es wollte. Friesack, Plaue, Rathenow
Und Golzow und Beuthen ebenso,
Sie huldigen Friedrich. Und alle sind froh,
Daß Recht Recht bleiben sollte. Die Fürsten lenkten heimwärts ein,
Desgleichen die Städte, groß und klein;
Viele waren geschossen durch Hüft und Bein
Und hinkten nach Haus an Krücken.
Und nun folgt wieder ein frommer und vor dem neuen Fürsten sich abermals verneigender Nachgesang.
Ach, reicher Gott, den Fürsten gut
Nimm ihn gnädig in deine Hut
Und woll ihn durch dein heilig Blut
Erquicken und beglücken. Auch seiner edlen Fraue zart,
Sein deine Gnaden aufgespart,
Dann sind allbeide wohlbewahrt
In deinem Himmel droben. In deinem Himmel, nach dem wir schaun,
Auf den wir all in Hoffnung baun,
Um willen Unsrer Lieben Fraun,
Die wir rühmen und preisen und loben. Er aber, der diesen Reigen erfand,
Niklas Uppschlacht wird er genannt
In Brandenburg ist er wohlbekannt,
Er pries den Fürsten mit Fleiße.
So das Lied, dessen Verfasser, Niklas Uppschlacht , als der erste hohenzollernsche Hofdichter angesehen werden darf. Worin sein Lohn bestanden, wird nicht erzählt. Jedenfalls wird derselbe hinter dem Ehrensolde Tennysons , der für seinen neuesten Hymnus auf das fünfzigjährige Regierungsjubiläum der Königin Victoria 10 000 Lstr. erhalten haben soll, erheblich zurückgeblieben sein. Denn für 10 000 Lstr. kaufte man damals die ganze Mark Brandenburg, Uppschlacht mit eingeschlachtet.
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Daß man sich bei Niederlegung der Mauern von Friesack und Plaue solcher »großen Büchse« bedient, ist wohl sicher, aber einer bestimmten Namensgebung dieser großen Büchse, wie beispielsweise »Faule Grete«, begegnet man bei gleichzeitigen Geschichtsschreibern nicht . Im Besitze der Braunschweiger, so viel weiß man, befand sich eine große Büchse mit Namen »die Faule Metze«, welche im Jahre 1411, als der Erzbischof Günther von Magdeburg mit den Herzögen Bernd und Heinrich von Braunschweig-Lüneburg die Edlen von Schwicheldt wegen ihrer Raubtaten in der festen Harzburg belagerte, ausgezeichnete Dienste leistete. Vielleicht brachte der Erzbischof von Magdeburg diese Büchse mit, und die »Faule Metze« vor Harzburg und die »Faule Grete« vor Plaue sind ein und dasselbe Geschütz. Metze (von Margarethe) und Grete sind ohnehin dieselben Namen. [Image: Zurück]
Nach einer dieser Lesarten, die die magdeburgische Schöppenchronik gibt, entkamen Hans und Henning von Quitzow unbemerkt und verbargen sich in dem hohen Rohr an der Havel, ja, dem älteren Bruder konnte sogar sein Hengst durch seinen Knecht Lüdeke Schwalbe (Wusterwitz nennt ihn Dietrich) nachgebracht werden. Aber, so heißt es weiter, als Hans von Quitzow sich aus dem
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