Fünf Schlösser
sich der Insel Santa Maura bemächtigte, landete Graf Otto Wilhelm in der Bucht von Navarino. Patras, Lepanto, Korinth wurden genommen, endlich, nach erfolgtem Bombardement, auch Athen. Hier verbrachte Graf Königsmarck den Winter 87 auf 88 »unter den Trümmern griechischer Kunst« und beschloß, gleichzeitig mit Morosini, den Angriff auf Negroponte. Bis diesen Tag existiert ein venezianisches Volkslied, in dem es heißt: »Königsmarck und Morosini verspeisten die Türkei, Blatt um Blatt, wie eine Artischocke.« Vor Negroponte starb er, der Pest erliegend, 1688.
Viertes Tableau. Hans Karl Graf von Königsmarck (ältester Sohn Kurt Christophs und der Marie Christine von Wrangel), steht vor Ludwig XIV. und lehnt es, trotz glänzender Anerbietungen, ab, seinen protestantischen Glauben zu wechseln.
Hans Karl Graf von K. wurde den 5. Mai 1659 zu Nyborg auf Fühnen geboren. Wie sein Oheim Otto Wilhelm entschloß er sich, gegen die Ungläubigen zu fechten, und erhielt vom Ordensgroßmeister auf Malta die Erlaubnis, eine Türkenexpedition mitzumachen. Er zeichnete sich bei den nun statthabenden Kämpfen derartig aus, daß ihn der Großmeister feierlich in den Orden aufnahm, ihn , einen Ketzer und Enkel des berühmten Protestantenhelden aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Ein französischer Schriftsteller sagt: »Man kann an der Größe dieser Belohnung ermessen, welche Dienste der jugendliche Königsmarck dem Orden geleistet haben mußte.« Von Malta begab sich Hans Karl von K. nach Venedig. Hier soll sich eine Gräfin von Southampton sterblich in ihn verliebt und ihn, als Page verkleidet, auf seiner Reise nach Madrid und Paris begleitet haben. 1681 sehen wir ihn in London, wo er, um ebenjener Lady Southampton willen, eine Menge Zweikämpfe zu bestehen hatte. In Frankreich, in dessen Dienst er nunmehr tritt, wird er vor Courtrai verwundet und bald danach ein Gegenstand der Auszeichnungen seitens König Ludwigs XIV.; als dieser ihn aber auffordert, ein Kommando gegen die Hugenotten zu übernehmen und katholisch zu werden, erwidert er: »Welch Vertrauen vermochten Euer Majestät in mich zu setzen, wenn ich gegen Gott untreu würde.« Von Frankreich ging er nach Morea, um hier, an der Seite seines Oheims Otto Wilhelm, eine gegen Argos geplante Expedition mitzumachen. Dabei fand er den Tod. Er starb an einem hitzigen Fieber, erst sechsundzwanzig Jahre alt. Der Oheim, der zwei Jahre später der Pest erlag, sandte die Leiche nach Stade, wo sie beigesetzt wurde. 1686.
Fünftes Tableau. Philipp Christoph Graf Königsmarck (jüngster Sohn Kurt Christophs und Bruder Hans Karls von K.) nimmt Abschied von der Erbprinzessin von Braunschweig-Lüneburg und wird kurz darauf in den Gängen des Schlosses von Hannover ermordet.
Philipp Christoph von K., geboren 1662, war seit seinen Kindertagen mit Sophie Dorothea, Erbprinzessin von Braunschweig-Lüneburg, befreundet. Sechzehn Jahr alt, vermählte sich diese mit ihrem Vetter, dem Kurprinzen Georg Ludwig von Hannover, dem späteren Könige Georg I. von England. Die Ehe war nicht glücklich. Philipp Christoph von K. ging in die Welt und beteiligte sich an verschiedenen Kriegszügen. Von 1688 ab aber erkor er, wenigstens zeitweilig, Hannover als Aufenthaltsort und lebte daselbst mit fürstlichem Aufwande, was ihm sein Reichtum gestattete. Denn er war Erbe von Oheim und Bruder, die, wie schon erzählt, 1686 und 88 vor Argos und Negroponte den Tod fanden. Zu seinem (Philipp Christophs) Hausstande gehörten 29 Diener und 52 Pferde. Seine früheren Beziehungen zur Erbprinzessin wurden wieder aufgenommen und weckten nicht nur die Eifersucht des Kurprinzen, sondern auch den Neid der Gräfin Platen, einer Maitresse des Kurprinzen. Ein Herr von Podewils, kurhannoverscher Feldmarschall, unterließ es nicht, dem Grafen Philipp Christoph die Gefahren seines Verhältnisses zur Prinzessin Sophie Dorothea vorzustellen. Umsonst. Endlich gab Philipp Christoph der immer wieder laut werdenden Warnerstimme nach und traf Vorbereitungen, um in kursächsische Dienste zu treten. Am 1. Juli 1694 begab er sich in das Schloß zu Hannover, um hier von seiner Freundin, der Kurprinzessin, Abschied zu nehmen. Er verließ das Schloß nicht mehr. In einem Korridore traten ihm vier Hellebardiere entgegen, die sich bis dahin hinter einem Schornstein verborgen gehalten hatten, und im Kampf gegen diese gedungenen Leute fiel er. Seine Leiche versenkte man in einen senkrecht durch die ganze Höhe des Schlosses
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