Fünf Schlösser
Königsmarcks darstellen. Drei derselben veranschaulichen wenig bekannte Szenen aus dem 14. und 15. Jahrhundert, weshalb es schwer ist, sich ohne Kommentar oder Führer in ihnen zurechtzufinden. Desto leichter gelingt dies bei den verbleibenden fünf Tableaus, die sämtlich Szenen aus einer scharf abgegrenzten Epoche, will sagen aus dem 17. Jahrhundert, zur Darstellung bringen, in welchem Jahrhundert der Ruhm der Familie gipfelt. Ja, fast ließe sich sagen, er beginnt und schließt mit ihm. Die Königsmarcks nehmen dadurch eine Sonderstellung innerhalb unseres märkischen Adels ein, von dem vielleicht gesagt werden darf, daß er, in bezug auf Ruhm, in vier bestimmte Kategorien zu bringen sei. Da haben wir: 1) Die Nie -Berühmten. Hier verbietet es sich selbstverständlich, Namen und Beispiele zu geben, trotzdem es mir feststeht, daß jene Schlichten und Einfachen, die sich auf Erfüllung nächstliegender Pflichten beschränkten, vielfach die Besten und Segensreichsten gewesen sind. 2) Die nur einmal in einer Einzelgestalt oder aber in einem Bruderpaar Berühmtgewordenen. Hierher gehören: Illo, Sparr, Görtz, Brandt, Katte, Buch, Hagen, Zieten, Schlabrendorf, Marwitz, Finckenstein, Knesebeck, Bismarck und als Bruderpaare: die Quitzows, die Humboldts, die Bülows, welche letzteren sich freilich mit gleichem oder noch größerem Rechte der nun folgenden dritten Gruppe gesellen. 3) Die vielfach und fast durch alle Jahrhunderte hin Berühmtgewesenen, wie die Schulenburgs, Alvenslebens, Arnims und Schwerins und in zweiter Reihe: die Putlitze, Bredows und Rochows. 4) Die nur durch ein Jahrhundert, aber in diesem einen Jahrhundert auch durch alle drei Generationen hin Berühmtgewesenen. Hierher gehören einzig und allein die Königsmarcks . Daß wir diese königsmarcksche Berühmtheit im ganzen genommen wenig gegenwärtig haben, so wenig, daß wir uns auf dieselbe sozusagen immer erst besinnen müssen, hat darin seinen Grund, daß sie – wiewohl der Mark entstammend – ihren eminenten Ruhm durchaus in fremden Ländern und unter fremden Fahnen errungen haben. Was davon auf Mark Brandenburg oder Preußen kommt, ist nicht allzuviel.
Und nach diesen Vorbemerkungen wenden wir uns nunmehr dem, wie schon hervorgehoben, ausschließlich im 17. Jahrhundert wurzelnden und hier, in fünf großen Tableaus, veranschaulichten Ruhme der Familie zu.
Der Inhalt dieser fünf großen Tableaus ist der folgende:
Erstes Tableau. Hans Christoph Graf von Königsmarck, geboren am 25. Februar 1600 auf Schloß Kötzlin in der Prignitz, erobert am 24. September 1648 die Kleinseite von Prag. Schlußakt des Dreißigjährigen Krieges.
Hans Christoph, schwedischer Generalfeldmarschall und Graf zu Westerwyk und Stegholm, wurde, nach erfolgtem Friedensschlusse, zum Gouverneur der schwedisch gewordenen Herzogtümer Bremen und Verden ernannt und baute sich ein Residenzschloß zu Stade, das er seiner Gemahlin, der schönen Agathe von Leesten, zu Ehren die Agathenburg nannte. Sein Tod aber erfolgte nicht zu Stade, sondern zu Stockholm, am 20. Februar 1663. Er starb daselbst an den Folgen einer Hühneraugenoperation, nachdem er in vierzig Schlachten und Belagerungen allen Gefahren glücklich entgangen war. Er soll eine jährliche Rente von 130 000 Talern gehabt haben. Für jene Zeit eine enorme Summe.
Zweites Tableau. Kurt Christoph Graf von Königsmarck (Sohn von Hans Christoph), geboren 1634, fällt als Generallieutenant der holländischen Armee beim Sturm auf die Bonner Schanze, Dezember 1673.
Kurt Christoph Graf K. war vermählt mit Marie Christine von Wrangel, des Feldmarschalls Herrmann von Wrangel Tochter. Er residierte mit ihr auf der Agathenburg. 1656 nahm er auf schwedischer Seite ruhmreichen Anteil an der dreitägigen Schlacht vor Warschau.
Drittes Tableau. Otto Wilhelm Graf von Königsmarck (ebenfalls ein Sohn Hans Christophs), geboren 1639 zu Minden, venezianischer Generalissimus, beklagt es, das von den Türken verteidigte Athen, samt seinem Parthenon, einem Bombardement unterwerfen zu müssen. 1687.
Otto Wilhelm Graf K. war seit 1682 mit Gräfin Catharina Charlotte de la Gardie, Tochter des Reichsobersten Grafen Magnus Gabriel de la Gardie, vermählt. Im selben Jahre (1682) hatte er eine Sammlung geistlicher Hauslieder und Andachtsübungen in Druck erscheinen lassen. 1683 ging er nach Wien und Ungarn und trat bald danach in den Dienst Venedigs, und zwar als »Generalissimus gegen die Türken«. Während der Seeheld Morosini
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