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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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Dass es nicht mal zum Leben reicht, was man da verdient?«
    Â»Ich habe auch andere Engagements. Dieser Werbeclip für die Versicherung zum Beispiel, der läuft gerade im Fernsehen. Den habt ihr doch bestimmt schon gesehen. Ich weiß ja, was ihr von Werbung haltet, aber meine Agentin hat eine ganze Reihe anderer Angebote für mich. Erst heute war ich bei einem Casting, kurz bevor ihr angekommen seid.«
    Tante Ebba verstärkte den Griff um die Serviette. »Aber es heißt doch immer, wer an der Ernst-Busch-Schule war, wird überall mit Kusshand genommen. Ist denn da nichts Besseres zu holen als ein paar Sekunden in einer Reklame?«
    Toni seufzte. »Mir geht es gut, Tante Ebba. Ich habe genug Arbeit, und ich bin nicht am Verhungern.«
    Toni stocherte lustlos in seinem Kuchenstück herum. Er wusste schon, was als Nächstes kam.
    Und tatsächlich: »Aber du hattest doch das Angebot vom Staatstheater in Oldenburg. Ich kann nicht verstehen, wieso du das ausgeschlagen hast. Da würden sich viele die Finger nach lecken. Wenn hier in Berlin doch kein Geld zu verdienen ist.« Sie seufzte. »Toni, willst du denn nicht noch mal im Staatstheater nachfragen? Vielleicht nehmen die dich ja noch. Du weißt doch, meine Freundin Brigitte, die arbeitet da an der Kasse. Ich könnte sie bitten, ob sie nicht mal nachfragen kann.«
    Tante Immi schenkte ihm ein warmes Lächeln.
    Â»Toni in Oldenburg«, schwärmte sie. »Ach, das wär ja was. Dann könnten wir dich jederzeit sehen. Ich für meinen Teil, ich würde mir ein Jahresabo kaufen, ganz sicher. Und dann wäre ich, sooft ich kann, in Oldenburg. Bis ich die Stücke auswendig mitsprechen kann, das wäre mir ganz egal. Ich könnte bestimmt gar nicht genug kriegen davon!« Sie zwinkerte ihm zu.
    Â»Die Brigitte kann da vielleicht was regeln«, fuhr Tante Ebba fort. »Sie kennt ja alle im Theater. Und so lange ist das noch nicht her, dass du das Angebot ausgeschlagen hast.«
    Toni platzte der Kragen. »Ich möchte aber nicht nach Oldenburg! Geht das nicht in deinen Kopf, Tante Ebba?«
    Er sah entschuldigend zu Tante Immi. »Tut mir leid, Tante Immi, aber ich bin zufrieden hier. Ich bin gerne in Berlin, und ich möchte hier bleiben.«
    Tante Ebba presste die Lippen aufeinander. »Ich meine ja nur. Man muss dahin gehen, wo Arbeit ist. Wir konnten uns das früher auch nicht immer aussuchen.«
    Â»Ebba, lass ihn doch«, sagte Tante Claire.
    Â»Aber wenn er hier keine Arbeit hat …«
    Â»Ich habe Arbeit!«
    Â»â€¦ kann er sich den Luxus nicht leisten, in Berlin zu bleiben. So schön die Stadt auch ist. Er muss jetzt handeln, solange seine gute Ausbildung noch etwas wert ist. Irgendwann sind seine Chancen dahin.«
    Â»Ich habe Arbeit!« Sein Teelöffel landete laut scheppernd auf dem Kuchenteller. »Verdammt! Hört ihr nicht?«
    Endlich erkannte Ebba, dass sie zu weit gegangen war. Sie schenkte nun ihre ganze Aufmerksamkeit dem Kuchen. Eine Weile herrschte Schweigen. Dann räusperte sich Tante Kamilla. »Wo ist denn deine Freundin, Toni? Kommt sie gar nicht zum Kaffeetrinken?«
    Â»Nein.« Er nahm den Löffel wieder auf. »Nein, sie muss arbeiten.«
    Â»Oh. Das ist aber schade. Dann lernen wir sie also morgen kennen, wenn wir gemeinsam ins Restaurant gehen?«
    Â»Ich … ähm … Sie hat schon was anderes vor. Leider.«
    Â»Etwas anderes? Aber wenn doch deine Familie …«
    Kamilla stockte. Sie wechselte verunsicherte Blicke mit den anderen. Dann begriff sie: Toni wollte gar nicht, dass sie sich kennenlernten.
    Jetzt wurde es still in der Küche – abgesehen von den Kaugeräuschen und dem leisen Schlürfen an den Kaffeetassen. Bis Tante Claire ein schüchternes Lächeln zeigte.
    Â»Die Hitze in diesem Sommer kann einen um den Verstand bringen, nicht wahr? Wie muss das erst in einer Großstadt wie Berlin sein?«
    Â»Ja, richtig«, nahm Immi den Faden auf. »Erzähl uns davon, Toni. Wie war das hier, als es letzte Woche so heiß war? Bestimmt gibt es in der Stadt gar keine Abkühlung.«
    Und so schafften sie es mit vereinten Kräften, eine weitere Krisensituation zu verhindern. Selbst Tante Ebba beteiligte sich höflich an dem oberflächlichen Gespräch.
    Schließlich blickte sie auf die Uhr und sagte: »Leute, wir müssen zu unserem Hotel. Sonst verpassen wir heute Abend das

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