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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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sagen.«
    Â»Wieso denn? Ich möchte mit der Vergangenheit abschließen. Ganz ehrlich.«
    Micha verzog angewidert das Gesicht. Es sah aus, als wollte er noch etwas loswerden, doch dann schüttelte er nur den Kopf, als redete sein Freund einen so bodenlosen Müll, dass es sich gar nicht lohnte, darauf einzugehen.
    Das wollte Toni nun auch nicht auf sich sitzen lassen.
    Â»Ist mir doch egal, was meine Tanten über mich denken. Ich habe ihnen nicht von dir erzählt, weil es sie einfach nichts angeht. Mir ist es egal, ob sie diese Lebensweise dulden würden oder nicht. Ich bin nicht mehr in Papenburg. Das ist vorbei.«
    Micha hob den Finger. »Ich will dir mal was sagen …«
    Doch dann überlegte er es sich anders. Er lehnte sich im Stuhl zurück, verschränkte die Arme und verkündete mit entschlossener Stimme: »Ich möchte sie kennenlernen.«
    Doch Toni hatte längst eine Entscheidung getroffen.
    Â»Nein. Du gehörst in mein Leben. Nicht in deren.«
    Das ließ Micha explodieren. Er sprang auf und packte Toni an den Schultern. »Was ist denn so schlimm?«, schrie er. »Ich weiß gar nichts über deine Familie. Ich weiß nur, dass deine Mutter tot ist. Sonst nichts. Ich weiß nicht einmal, wie sie gestorben ist.«
    Jetzt wurde Toni ebenfalls laut. »Sie hat sich umgebracht. Okay? Sie hat sich umgebracht, und meine Familie hat mich für ihren Tod verantwortlich gemacht. Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten! Jetzt weißt du es! Bist du zufrieden? Hast du deinen Willen?«
    Sie standen sich gegenüber und starrten sich so wütend an, als würden sie jede Sekunde aufeinander losgehen. Dann machte der Computer mit einem Klingelton auf sich aufmerksam: Sie haben eine neue Nachricht.
    Es war der Vorsprechtext für das Casting. Toni holte tief Luft. Micha ließ die Schultern sinken. Beiden war klar: Bei diesem Vorsprechen ging es einfach um zu viel. Ihr Streit würde warten müssen. Jetzt mussten sie sich auf etwas anderes konzentrieren.
    Â»Also gut«, sagte Micha. »Machen wir uns an den Text?«
    Toni nickte. »Gut, lass uns lernen.«

5. Kapitel
    Claire und Helga köpften auf ihrem Zimmer heimlich eine Flasche Sekt. Zwei Teenager auf Klassenfahrt. Es wurde gekichert und gegiggelt, Schränke und Schubladen wurden in Augenschein genommen, Frisuren ausprobiert, Zehennägel lackiert, und am Ende lagen die beiden im großen Bett aneinandergekuschelt, den Blick zur Decke gerichtet, und sie redeten über früher, als sie noch jung gewesen waren und keinen Tanzabend ausgelassen hatten.
    Â»Weißt du noch, wie Wolfgang und ich hinterm Zelt gefummelt haben und Ebba uns erwischt hat?«, meinte Helga.
    Claire lachte. »O Gott, dein armer Wolfgang.«
    Â»Ja, Ebba war ziemlich aufgebracht. Ich war ja noch minderjährig damals.«
    Â»Wolfgang wird sich gewünscht haben, die Polizei hätte ihn erwischt. Das wäre für ihn wohl glimpflicher abgelaufen.«
    Â»Wahrscheinlich. Er hatte danach ziemliche Angst vor ihr. Das hat erst nach der Heirat aufgehört.« Helga hielt inne. »Sag mal, Claire, warst du an diesem Abend nicht mit Rainer beim Tanzfest?«
    Claire seufzte. Ach, Rainer.
    Â»Kaum zu glauben«, meinte Helga. »Den hätte ich fast vergessen. Was aus dem wohl geworden ist?«
    Claire spürte wieder diese längst vergessen geglaubte Trauer. Sie wollte lieber nicht über Rainer reden.
    Â»Der ist doch damals nach Berlin gegangen, um sich vorm Bund zu drücken, oder?«
    Â»Stimmt.«
    Helga stützte sich auf ihren Ellbogen. »Stell dir vor, Rainer ist vielleicht noch hier. Hier in Berlin! Hältst du das nicht für möglich?«
    Â»Keine Ahnung. Ist ja auch egal, oder? Das ist alles schon so lange her.«
    Â»Aber willst du denn gar nicht wissen, was aus ihm geworden ist? Schließlich wart ihr mal ein Paar. Egal, wie lange das her ist.«
    Helga war ganz begeistert von der Vorstellung. Es fehlte nicht viel, und sie hätte ein Telefonbuch geholt, um nach seinem Namen zu blättern.
    Â»Ach, lass doch, Helga. Wofür soll das gut sein? Hartmut und ich waren glücklich. Wir haben ein gutes Leben gehabt. Ich habe damals die richtige Entscheidung getroffen.«
    Helga betrachtete sie nachdenklich. Dann lächelte sie und meinte: »Also gut, reden wir über was anderes!«
    Später, als Helga eingeschlafen war, setzte sich Claire ans Fenster

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