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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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einem älteren Mann ihren Koffer in die Seite.
    Â»Was denn!«, keifte der. »Bin ich im Weg?«
    Â»Zurückbleim, ha ick jesacht!«, insistierte die Lautsprecherstimme.
    Schließlich waren sie draußen. Alle Schwestern und alle Gepäckstücke. Erleichtertes Durchatmen. Das Signal erklang, und die Türen schlossen sich.
    Keine hatte den Mann gesehen, der in letzter Sekunde hinter ihnen auftauchte. Er kam wie aus dem Nichts und war blitzschnell. Mit einer einzigen fließenden Bewegung riss er Immi die Handtasche von der Schulter und sprang mit seiner Beute zwischen die sich schließenden Türen. Nur ein jämmerliches »Nein!« war von Immi zu hören, dann war der Mann verschwunden.
    Â»Meine Tasche!« Immi wollte hinterherspringen, doch die Türen waren definitiv zu. Sie konnte nicht mehr tun, als mit den Fäusten dagegenzuhämmern. Der Zug fuhr los, zusammen mit dem Handtaschendieb, und den Schwestern blieb nichts übrig, als dazustehen und der davonratternden Bahn fassungslos hinterherzublicken.
    Toni tat die Sache mit Immis Handtasche natürlich leid. Trotzdem hatte er durch den Diebstahl wertvolle Zeit gewonnen. Er kippte den letzten Eimer Schmutzwasser in den Ausguss. Jetzt waren sogar die Fenster in den Schlafzimmern geputzt.
    Lutz war bei Kayla untergekommen. Er würde auf ihrer Couch schlafen. Es war ja nur für eine Nacht. Je nachdem, wie viel Platz die Tanten für sich beanspruchten, würde Toni ihm Gesellschaft leisten. Nach dem ersten Schreck war die Aussicht auf die kommende Nacht gar nicht mehr so furchtbar. Seine Tanten waren ja die ganze Zeit mit den Landfrauen unterwegs. Er würde sie kaum zu Gesicht bekommen. Und morgen Nachmittag wäre der ganze Spuk schon wieder vorüber.
    Das Gute war: So hatte die Wohnung noch nie geglänzt. Selbst Lutz war beeindruckt gewesen: »Mensch, Toni, ich wusste gar nicht, dass unsere Wohnung so groß ist.« Und nach anfänglichem Murren hatte er sogar seinen Karton eingeräumt. Nichts deutete mehr darauf hin, dass in ihrer WG nach zweiundzwanzig Uhr noch Männerbesuch empfangen wurde. Und die Kartons standen gut verborgen hinter ein paar alten Teppichen an der Rückwand der Kammer. Da konnte überhaupt nichts mehr passieren.
    Beinahe andächtig schritt Toni Zimmer für Zimmer ab. Alles war perfekt.
    Er sah auf die Uhr. Fehlten nur noch die Tanten. Langsam wurde es Zeit, denn er musste los zum Casting. Er blickte durchs Fenster die Straße entlang. Da hinten waren sie auch schon, wie bestellt. Sie zogen Taschen und Rollkoffer von der U-Bahn-Station zu seiner Wohnung. Zumindest waren drei Gestalten zu erkennen. Tante Ebba und Tante Immi waren wahrscheinlich noch bei der Polizei. Aber das störte ihn nicht. Es ging ja nur darum, den Schlüssel zu übergeben.
    Toni schnappte sich sein Schlüsselbund und verließ die Wohnung, um seinen Tanten entgegenzugehen. Ein Stockwerk tiefer öffnete sich zu seiner Überraschung eine Tür. Auf der Schwelle erschien eine ungewaschene Gestalt. Dreadlocks, Nickelbrille und die vertraute Zahnlücke. Es war Henrik.
    Â»Hey, Toni! Du bist ja zu Hause! Schön, dich zu sehen.«
    Â»Henrik!« Es gelang ihm beim besten Willen nicht, Freude zu heucheln. »Was machst du denn hier? Ich denke, du bist auf einer Ausgrabung.«
    Henrik war Historiker. Wobei das nicht ganz stimmte, denn genau genommen studierte er im zwanzigsten oder einundzwanzigsten Semester Altertumsgeschichte und bestand seinen Abschluss einfach nicht. Was auch kein Wunder war, denn das Einzige, wofür er sich interessierte, waren Ausgrabungen. Wochenlang wühlte er irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern im Dreck, holte den versteinerten Kot unserer Vorfahren ans Tageslicht und war der glücklichste Mensch der Welt. Doch zurück in Berlin, saß er meist nur zu Hause herum, kiffte bis zum Gehtnichtmehr und ging seinen Nachbarn auf die Nerven. Für die Universität war er dann jedenfalls nicht zu haben.
    Â»Ich bin seit gestern Abend wieder hier«, sagte er. »Ich habe mich schon gefragt, wann ich dich zu Gesicht bekomme.«
    Er trat vor und gab Toni wie üblich eine warme, klebrige Umarmung. Ließ seine Hände auf ihm liegen, strich ihm über den Arm und flüsterte: »Hm, Toni? Sollen wir einen kleinen Joint rauchen?«
    Â»Nein, Henrik. Jetzt geht’s wirklich nicht.«
    Aber das war nur der Auftakt. So fing es immer an.
    Â»Ach,

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