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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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komm schon, Toni. Nur einen winzig kleinen Sticki? Hm? Zum Frühstück? Wir zwei?« Er versperrte Toni den Fluchtweg. Seine Stimme war lockend: »Komm schon. Zur Begrüßung. Weil wir uns so lange nicht gesehen haben.«
    Es war das übliche Ritual. Toni hatte eigentlich nie Lust zu kiffen. Das Zeug vernebelte sein Hirn. Es war nur einen trügerischen Moment lang angenehm, und danach war der ganze Tag hinüber. Doch Henrik setzte alles daran, ihn zu überreden. Meistens hatte er ihn irgendwann so weit, und Toni folgte ihm in seine Höhle, wo als Nächstes der Joint aufflammte.
    Für Henrik war es nur ein Spiel, das darin bestand, Toni so lange zu bequatschen, bis der schwach wurde. Sobald Toni nämlich bekifft war, interessierte sich Henrik nicht mehr für ihn. Dann konnte auch der Fernseher eingeschaltet werden.
    Â»Es geht heute wirklich nicht, Henrik. Ich bin auf dem Weg zu einem Casting.«
    Â»Ach so. Na, vielleicht kommst du ja später noch mal vorbei. Oder ich komme zu euch hoch.«
    Ach herrje. Daran hatte Toni gar nicht gedacht. Er betrachtete Henrik von oben bis unten. Schmutziges Wollhemd, ausgebeulte Jogginghosen, und seine dreckigen Füße schielten durch die Löcher in den Socken.
    Â»Hör zu, Henrik, du kannst heute nicht zu uns hochkommen. Hast du verstanden?«
    Â»Wieso denn nicht? Ist was passiert?«
    Â»Na ja. Ich …«
    Aus dem Innern von Henriks Wohnung drang eine Stimme.
    Â»Hey, Henrik! Wo bleibst du denn, verdammt noch mal?«
    Das war Sandra, seine Freundin.
    Â»Gleich, Baby, gleich«, rief er über die Schulter. Dann zu Toni: »Was ist denn los?«
    Â»Meine Tanten sind zu Besuch. Du weißt schon, aus Papenburg. Sie sind mit der Landfrauengruppe hier, aber sie wollen nicht im Hotel übernachten.«
    Â»Und du willst nicht, dass sie mich kennenlernen? Weil ihre Welt viel zu spießig ist für einen wie mich?«
    Danke, Henrik. Dann muss ich es nicht aussprechen.
    Â»Tust du mir den Gefallen? Zum Glück bleiben sie nur über Nacht, morgen Nachmittag fahren sie wieder.«
    Â»Also gut, versprochen.« Henrik grinste breit. »Aber danach kommst du zum Kiffen vorbei?«
    Â»O ja, Henrik, und ob! Ich sage dir, danach kann ich wirklich einen Joint gebrauchen.«
    Henrik zwinkerte ihm zu und verschwand.
    Toni atmete durch und ging weiter. Hoffentlich ging das gut. Wenn Henrik kiffend auf dem Sofa lag, ging von ihm keine Gefahr aus. Aber wehe, er kam auf die Idee, weniger Gras zu rauchen und dafür mehr unter Menschen zu gehen.
    Im Treppenhaus unter ihm tauchte Kayla auf. Sie schleppte ihre Einkäufe nach oben. Offenbar hatte sie die Tanten knapp verpasst.
    Â»Danke noch mal wegen der Couch, Kayla. Das weiß ich echt zu schätzen.«
    Â»Ach, kein Ding. Mach ich doch gerne.« Sie ging weiter, blieb dann aber einen Treppenabsatz über ihm stehen. »Ach, Toni, eh ich’s vergesse: Wenn deine Tanten hier sind, könnten wir doch heute Abend zusammen was kochen. Wir alle. Dann braucht ihr nicht ins Restaurant.«
    Tonis Herz setzte einen Schlag aus.
    Â»Das Gesicht wollte ich nur sehen!« Sie lachte ihr schmutziges Lachen. »Mehr nicht. Keine Angst, Lutz und ich werden uns nicht blicken lassen.« Und immer noch schmunzelnd: »Also gut, dann bis morgen. Und viel Spaß mit deinen Tanten.«
    Damit verschwand sie im nächsten Stockwerk.
    Draußen auf der Straße blinzelte Toni gegen das helle Sonnenlicht. Seine Tanten standen vor der Haustür, vermutlich hatten sie schon Sturm geklingelt.
    Â»Hallo, da seid ihr ja!«, rief er und ging ihnen entgegen.
    Doch dann merkte er, dass seine Tanten irgendwie geschlagen wirkten. Sie waren blass, und in ihren Augen lag Resignation. Er hatte nur eine Erklärung dafür und fragte: »War denn irgendwas besonders Wertvolles in Tante Immis Handtasche?«

6. Kapitel
    Kommandozentrale. Tag. BORIS und BERND sitzen aneinandergefesselt auf dem Boden. Hinter ihnen an der Wand die Bombe mit dem Zeitzünder. Der Countdown steht bei acht Minuten und vierzehn Sekunden.
    BERND (hoffnungslos): Es ist vorbei. Das Spiel ist aus.
    BORIS: Sie haben uns in unserer eigenen Zentrale überwältigt. Wir sind Gefangene im eigenen Hauptquartier.
    BERND (schöpft neuen Mut): Komm schon, Boris. Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie uns ausgerechnet hier besiegen.
    BORIS: Du hast recht. Wir

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