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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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etwas aus seiner Hosentasche und landete auf dem Sofakissen. Lutz, der irgendwie nicht die richtige Schlafposition fand, rutschte herum, bis der Gegenstand schließlich unter seinem Hintern klemmte.
    Mist. Mit der Hand zog er ihn hervor und warf ihn achtlos auf den Teppich. Es klirrte. Ach so. Das war der Schlüssel von der Wohnung, die er und Toni hüten sollten. Er hatte ganz vergessen, ihn wieder ans Schlüsselbrett zu hängen.
    Er schmatzte ein bisschen, wühlte noch ein bisschen herum und schwebte schließlich wieder zurück ins Reich der süßen Träume.
    Die Tür öffnete sich, ein junger Mann kam mit hochrotem Kopf heraus. Drinnen Gelächter: »Wo hat der sich denn überlegt, Schauspieler zu werden?«
    Toni legte die Illustrierte weg. Es war schlimmer als beim Zahnarzt. Die Unterhaltung nebenan ging weiter.
    Â»Wieso haben wir den überhaupt zum Recall geholt?«
    Â»Keine Ahnung, echt nicht. Wie geht’s weiter?«
    Â»Mit Mittagessen, würde ich sagen.«
    Â»Kommt, einen machen wir noch. Den Letzten.«
    Schweres Seufzen. »Also gut. Wer ist dran?«
    Â»Toni Müller.«
    Â»Dann holt ihn rein. Aber schnell.«
    Das war also der Moment, an dem über sein Leben entschieden wurde. Über seine Zukunft. Falls er überhaupt noch eine hatte.
    Er ließ sich hineinführen. Die gleichen Typen wie beim letzten Mal. Der Regisseur und seine beiden Assistenten. Sie hatten teigige, unauffällige Gesichter, weder schön noch hässlich, sondern eher grau und nichtssagend. Das war häufig so bei den Leuten hinter der Kamera: Sie hatten selbst völlig kamerauntaugliche Gesichter. Manchmal fragte Toni sich, ob diese Typen vielleicht auch gern einmal Schauspieler geworden wären und nur deshalb in der Produktion arbeiteten, weil das für sie der einzige Weg zum Film gewesen war.
    Â»Also gut, Toni«, begann der Regisseur. »Gestern hatten wir ja eine Dialogszene, heute möchten wir mit Ihnen eine Actionszene durchgehen. Manni?«
    Manni, einer der Assistenten, deutete auf einen Sandsack, der hinter Toni von der Decke hing.
    Â»Siehst du den Dummy? Das ist einer von den Bösen. Den rennst du um. Du teilst richtig aus, und dabei sagst du: ›Hier, das ist für dich!‹ Danach rüttelst du an einer imaginären Glastür hinter dem Dummy und sagst: ›Verdammt!‹, siehst dich um und entdeckst den Postkartenständer da vorne. Du nimmst ihn, wirfst ihn durch die Scheibe und fliehst ins Freie. Alles verstanden?«
    Â»Ich glaube schon.«
    Â»Heißt das ja oder nein?«
    Â»Ja.«
    Der Actionheld hätte wahrscheinlich sofort Ja gesagt. Aber Toni war ja auch noch nicht in der Rolle. Das hieß gar nichts: Ein guter Schauspieler konnte sich nämlich in alles verwandeln, und deshalb würde Toni auch einen Actionhelden spielen können.
    Â»Dann fangen wir an«, sagte der Regisseur.
    Toni konzentrierte sich. Er war hart. Entschlossen. Ohne Zweifel. Und lief los. Zum Sandsack.
    Â»Hier!«, rief er. »Das ist … huch!« Der Boden war rutschig, er flutschte am Sandsack vorbei, ruderte mit den Armen und fiel auf den Boden. Dabei rutschte ihm zu allem Überfluss noch ein »Hups« heraus.
    Die drei Typen betrachteten ihn ohne erkennbare Emotion. Toni war natürlich klar, dass ein Actionheld nicht »Hups« sagte, wenn mal etwas schiefging. Er stand wieder auf.
    Â»Entschuldigung. Darf ich noch mal?«
    Ernüchterte Gesichter. Das Nein lag deutlich greifbar in der Luft, also sagte Toni schnell: »Ich mach einfach«, und stellte sich wieder in die Ausgangsposition. Er atmete durch. Du musst wütend sein. Wütend und entschlossen.
    Als wären das die Schlüsselworte, brach plötzlich alles über ihn herein: Die ganze Wut auf seine Familie. Die Wut auf seinen Vater, der ihn jahrelang mit kalter Verachtung gestraft hatte, statt zu sagen: »Pass auf, du bist nicht mein Sohn, also verschwinde.« Die Wut auf seine Mutter, die keine Verantwortung für ihn übernommen hatte, sondern schließlich ganz aus seinem Leben verschwunden war. Und die Wut auf seine Tanten, die den Betrug gedeckelt und ihm eine heile Familie vorgegaukelt hatten. All die Lügen, die Intrigen und der Hass. Und Toni mittendrin, ein ahnungsloses Kind, das nicht begreift, weshalb es von seinen Eltern nicht geliebt wird.
    Er war jetzt kein Actionheld mehr. Er war Toni Müller. Und er war

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