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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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Wo?«
    Jetzt ein ersticktes Lachen. »Du kennst ja den Text!«
    Â»Keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    Â»Das macht nichts.«
    Das Käthchen, das sie in Papenburg gespielt hatte, bekam am Ende ihren Prinzen. Claire dagegen war als Bäckerin alt geworden. Es war ein gutes Leben gewesen, und sie wollte nichts davon missen. Am wenigsten ihre Kinder. Doch jetzt, wo sie vor diesem Hexenhäuschen stand, da wurde ihr das Herz so unendlich schwer.
    Sie erinnerte sich an die Hoffnungslosigkeit, die sie gespürt hatte, als sie in Papenburg zurückgeblieben war. Ihr war klar gewesen, dass damit alle Träume ausgeträumt waren. Es gab keine zweite Chance. Sie saß in der Falle. Da hatte es sich angefühlt, als wäre ihr Leben zu Ende gewesen.
    Â»Woran denkst du?«, fragte Henrik.
    Â»Wie hätte mein Leben wohl ausgesehen? Wo würde ich heute stehen, wenn es damals anders gelaufen wäre?«
    Â»Das wirst du nie erfahren.«
    Â»Nein.« Sie atmete durch. »Du hast recht, und darum geht es auch nicht.«
    Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und wandte sich der Straße zu.
    Â»Danke, dass du mich hergebracht hast. Ich möchte jetzt wieder fahren.«
    Der Plan war natürlich gewesen, Rainer zu sehen. Mit ihm zu sprechen. Doch jetzt, wo sie vor seinem Haus stand, hatte sie es sich anders überlegt, und Henrik war klug genug, sie nicht zu drängen.
    Er startete den Motor.
    Â»Wo möchtest du hin?«, fragte er. »Du weißt, mein Schatz, ich bringe dich bis ans Ende der Welt.«
    Er lächelte sie an, und seine Zahnlücke ließ ihn jetzt wie einen Achtjährigen aussehen.
    Â»Bring mich zum Busbahnhof.« Sie hatten das Gepäck bereits auf dem Rücksitz und im Kofferraum verstaut, um so viel Zeit wie möglich für den Besuch bei Rainer zu haben. »Wir sind zwar ein bisschen früh dran«, fuhr Claire fort, »aber vielleicht leistest du mir ja noch bei einer Tasse Kaffee Gesellschaft.«
    Â»Das mache ich gerne.« Er fuhr los. »Auf zum Bahnhof Zoo.«
    Und dann ließen sie das Wohnviertel, in dem Rainer lebte, hinter sich und machten sich auf den Weg zurück in die lärmende Stadt.
    Ebba hatte die Orientierung verloren. Die Straßen sahen aber auch alle gleich aus. Immi sah auf dem Stadtplan nach, doch das schien ewig zu dauern.
    Â»Findest du es nicht?«, fragte Ebba.
    Â»Doch, natürlich. Wie heißt diese Straße noch?«
    Â»Immi, du hältst den Stadtplan falsch herum!«
    Â»Unsinn, ich hab hier … Jetzt lass mich doch …«
    Â»Zeig doch mal her! So. Hier ist das Theater. Und wir sind …?«
    Â»Ach! Wo bist du denn mit deinem Finger! Wie sind hier unten, ganz bestimmt.«
    Â»Wir sind doch nicht hier unten. Das ist totaler Quatsch.«
    Â»Doch, guck mal … jetzt … Ebba, gib doch mal her! Da, siehst du? Da sind wir aus der U-Bahn ausgestiegen. Und dann sind wir diese Straße hier runtergelaufen.«
    Â»Das stimmt doch gar nicht. Die Straße hat ganz anders geheißen! Zeig mal her.«
    Â»Aber wenn ich dir doch sage …«
    Â»Immi, jetzt nimm deine Hand da weg, ich warne dich!«
    Â»Ja, aber wie soll ich denn sonst gucken? Ich seh doch gar nichts mehr.«
    Â»Ich will doch nur … Aua!«
    So wurde das nichts. Ebba blickte sich ratlos um. An der Straßenecke war eine Haltestelle. Ein Bus hielt gerade, und Leute stiegen ein. Sie lief eilig hinüber und machte mit Handzeichen auf sich aufmerksam.
    Der Busfahrer, ein unglaublich dicker Mann mit herabhängenden Gesichtszügen, sah sie kommen und wartete sichtlich genervt darauf, dass sie einstieg.
    Â»Entschuldigen Sie. Können Sie uns sagen, wo das Theater Krass ist?«
    Er musterte sie angewidert. Dann blaffte er: »Bin ick die Auskunft?«, schloss die Türen und fuhr davon.
    Ebba blieb fassungslos an der Haltestelle stehen.
    Â»Na, dit is Berlin!«, amüsierte sich eine junge Frau, die zufällig vorbeiging.
    Ebba glaubte eine Seelenverwandte gefunden zu haben.
    Â»Können Sie uns vielleicht …?«
    Doch weiter kam sie nicht. Die Frau winkte bereits ab: »Nee, ick bin nich von hia.« Und dann war sie ebenfalls verschwunden.
    Ebba kehrte zu Immi zurück, die immer noch den Plan studierte.
    Â»Ich glaub, ich hab’s jetzt, Ebba. Es ist gar nicht weit von hier. Wir müssen nur …«
    Ein Handy klingelte. Ebba brauchte eine Weile, ehe sie begriff,

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