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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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Tonis Wohnung und ließen sich dann erschöpft auf die Küchenstühle fallen. Nachdem alle Neuigkeiten ausgetauscht waren, ging Micha los, um Pizza zu holen. Helga und Kamilla blieben allein zurück.
    Â»Wie viel Zeit haben wir noch?«, fragte Kamilla.
    Helga, die ihre hochhackigen Schuhe ausgezogen hatte und sich die Füße massierte, warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Eine gute Stunde noch, dann müssen wir uns auf den Weg zum Busbahnhof machen.«
    Kamilla stand auf und schleppte sich zum Herd. »Möchtest du Kaffee?«
    Â»Gerne, aber für mich …« Ihr Handy klingelte. »Moment.«
    Sie kramte es hervor und sah aufs Display. Es war Wolfgang, ihr Mann. Mist. Sie hätte ihn längst anrufen müssen. Alle zwei Stunden, das war die Vereinbarung gewesen.
    Â»Das ist Wolfgang«, murmelte sie, wofür sie von Kamilla einen ängstlich-besorgten Blick erntete.
    Helga holte tief Luft und ging ran.
    Â»Du wolltest mich doch anrufen«, begrüßte er sie.
    Seine Stimme machte sofort klar, dass er stocksauer war. Er hatte diese Reise zwar erlaubt, aber nur unter der Bedingung, über jeden Schritt in Kenntnis gesetzt zu werden.
    Â»Tut mir leid, Wolli, ich hab’s vergessen.«
    Â»Vergessen? Willst du mir sagen, du hast mich vergessen?«
    Â»Nein, ich …«
    Â»Was macht ihr denn? Seid ihr nicht auf dem Fernsehturm?«
    Â»Nein, das haben wir nicht geschafft. Wir …«
    Â»Nicht geschafft? Was ist denn da bei euch los? Soll ich kommen? Ich kann mich sofort ins Auto setzen.«
    Â»Nein! Bitte, Wolli! Wir hatten nur einen Streit mit Toni.«
    Â»Einen Streit? Und das erfahre ich erst jetzt?«
    Â»Es war hier eine Menge los, tut mir leid.«
    Â»Pass auf, Helga, das hat ja keinen Sinn. Ich setz mich jetzt ins Auto und komme. Du hast gesagt, ihr macht das Landfrauenprogramm und sonst nichts. Da stimmt doch was nicht.«
    Â»Wir fahren gleich zurück. Wenn du jetzt startest, kommen wir uns auf der Autobahn entgegen.«
    Â»Dann sag mir: Was geht da bei euch vor?«
    Â»Na ja, wie gesagt, wie haben uns mit Toni gestritten. Und dann haben wir ihn gesucht.«
    Â»Ihr wart in der Stadt unterwegs? Ohne die Landfrauengruppe?«
    Â»Toni war doch verschwunden!«
    Wolfgangs Schweigen lastete schwer, und prompt fühlte Helga sich schuldig.
    Â»Wie kann es sein, Helga, dass ich hier sitze und gar nicht weiß, was ihr macht?«
    Â»Tut mir leid, Wolfgang. Tut mir wirklich leid.«
    Seine Stimme war eisig. »Und wo wart ihr überall?«
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Na, auf der Suche nach Toni. Wo wart ihr da überall in der Stadt unterwegs?«
    Bestimmt hatte er einen Stadtplan vor sich ausgebreitet, um dabei die Glaubwürdigkeit ihrer Aussage zu überprüfen. Und um sicherzugehen, dass Helga nicht in einem der Stadtbezirke gewesen war, deren Betreten er ihr verboten hatte: Kreuzberg, Neukölln, Wedding.
    Sie erklärte ihm haarklein jeden Schritt, und schließlich gab er sich widerwillig zufrieden.
    Â»Wenn du nachher nach Hause kommst, reden wir noch mal miteinander«, sagte er. »Auch darüber, was künftige Abenteuer angeht. Und denk dran, in zwei Stunden rufst du mich noch mal an.« Dann war die Leitung tot.
    Helga steckte das Handy wieder zurück.
    Â»Ã„rger?«, wollte Kamilla wissen.
    Â»Ach was. Reden wir nicht drüber.«
    Kamilla reichte ihr die Kaffeetasse, und Helga wechselte das Thema.
    Â»Verträgst du überhaupt so viel Kaffee?«, fragte sie. »Das ist schon deine dritte oder vierte Tasse heute.«
    Â»Wieso denn nicht?« Kamilla blickte sie an, als wisse sie gar nicht, was sie da andeuten wollte.
    Â»Na ja, ich dachte, du trinkst nur zum Frühstück anderthalb Tassen und dann nichts mehr. Weil du so viel Kaffee nicht verträgst.«
    Â»Unsinn. Außerdem ist das jetzt eine Ausnahmesituation, und da kann man schon mal gegen seine Gewohnheiten handeln. Ist doch ganz normal, oder?«
    Â»Wenn du das sagst.«
    Zur Bekräftigung ihrer Worte goss Kamilla ihre Tasse randvoll. Dann lächelte sie wie in einem Werbespot für Frühstücksflakes und stellte die Kanne wieder weg.
    Helga verkniff sich jeden weiteren Kommentar. Stattdessen legte sie die Füße hoch.
    Â»Was für ein Tag!«
    Â»Das kannst du laut sagen«, meinte Kamilla. »Denkst du, wir werden Toni noch finden?«
    Â»Keine Ahnung. Aber viel Zeit bleibt uns nicht

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