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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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»Kamilla?«
    Die stand einfach da und hatte schon wieder angefangen zu zählen.
    Â»Komm mit! Da hoch!« Sie packte ihre Schwester am Arm und zog sie zum nächsten Aufgang. Jetzt blickten sie auf eine riesige Baustelle, dahinter die Gedächtniskirche. Baulärm, Kranbewegungen, ein Betonmischer mitten auf dem Bürgersteig und zahllose Passanten, die in einer nicht enden wollenden Kette drum herumliefen.
    Â»Wo ist denn dieser verfluchte Busbahnhof? Der war doch genau an der Stelle, wo man von der U-Bahn hochkam.«
    Helga war nicht gemacht für solche Situationen. Und Kamilla war alles andere als eine Hilfe.
    Sie sprach den erstbesten Passanten an.
    Â»Entschuldigen Sie, wir suchen den Busbahnhof.«
    Er sah auf und lächelte freundlich. Zum ersten Mal, dass ihnen so etwas in Berlin passierte. Helga konnte ihr Glück nicht fassen. Der Mann war die Herzlichkeit in Person.
    Â»Pardonnez-moi«, sagte er. »Je ne parle pas l’allemand. Je regrette.«
    Dann lächelte er noch einmal herzerwärmend und war verschwunden.
    Â»Helga«, jammerte Kamilla. »Ich kann nicht mehr.«
    Â»Also gut. Noch mal runter.«
    Sie kehrten in die unterirdische Halle zurück. Helga überblickte Aufgänge, Geschäfte, Fahrkartenautomaten. Doch nichts schien vertraut.
    Sie zückte ihr Handy und wählte die Nummer von Claire.
    Â»Wo bleibt ihr denn?«, begrüßte ihre Schwester sie. »Es geht gleich los.«
    Â»Wir sind am Zoologischen Garten. Unten in der U-Bahn. Welchen Aufgang müssen wir denn nehmen? Wir hätten uns schon fast verlaufen.«
    Â»Na, den Aufgang zum Busbahnhof. Würde ich wenigstens meinen.«
    Â»Hier steht nirgendwo ›Busbahnhof‹. Ich versteh die Systematik auch nicht.«
    Â»Vielleicht steht da ja irgendwo Zoo? Helga, ist da ein Ausgang, der zum Zoo führt? Der muss es nämlich sein.«
    Helga trat ein paar Schritte nach vorn und hielt nach Wegweisern Ausschau. Daher bemerkte sie nicht, wie Kamilla mit blassem Gesicht und flackernden Augen zurückstolperte, hinter eine Reisegruppe geriet, von einem Rollstuhlfahrer aus dem Weg gepfiffen wurde, sich dabei um ihre eigene Achse drehte, die Orientierung verlor und schließlich völlig verstört in die falsche Richtung davonlief.
    Ebba umrundete das Theatergebäude. Es sah aus wie eine riesige Turnhalle. Kaum Fenster und nur wenige Eingänge, und an den blanken Betonwänden rankte der Knöterich. Vorne am Haupteingang waren die Türen abgeschlossen gewesen, und auch auf ihr resolutes Klopfen hatte keiner reagiert. Doch dann hatte sie einen kleinen Seiteneingang entdeckt, und nun stieg sie durchs Unterholz, um ihn zu erreichen.
    Â»He, Sie da! Was machen Sie da? Sie können hier nicht einfach aufs Gelände.«
    Ein Hausmeister mit blauem Kittel war aufgetaucht. Ein hagerer Kerl mit nervösem Zucken und hervortretenden Augen. Keine wirkliche Bedrohung, trotzdem wollte Ebba freundlich sein. Vielleicht konnte er ihr ja weiterhelfen. Umständlich befreite sie sich aus den Anlagen und trat auf den Hauptweg.
    Â»Entschuldigen Sie bitte. Ich habe es am Vordereingang versucht, aber da hat keiner geöffnet.«
    Â»Weil keiner da ist. Die Proben sind vorbei, und die Theaterleute kommen erst heute Abend wieder.«
    Â»Ich suche jemanden, der nicht zu den Schauspielern gehört. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen? Er heißt Toni Müller.«
    Â»Toni?« Das nervöse Zucken verschlimmerte sich, und Ebba erkannte, dass sie sich getäuscht hatte und von diesem Mann durchaus Gefahr ausgehen konnte. In seinem Gesicht spiegelte sich nämlich der Wahnsinn. »Toni war das also? Ich hätte es mir denken können.«
    Â»Was hätten Sie sich denken können?«
    Â»Gestern Nacht war jemand im Theater und hat die Requisite auf der Bühne ruiniert. Alle dachten …« Er unterbrach sich, sah an Ebba vorbei in die Ferne und schüttelte den Kopf. »Toni also. Na, der kann was erleben. Wie ist der denn hier reingekommen?« Dann richtete er den Blick wieder auf Ebba. »Hatte er einen Schlüssel?«
    Â»Ich …«
    Â»Hat er sich einen Schlüssel nachmachen lassen?«
    Â»Ich weiß es nicht!« Sie wollte Toni nicht noch tiefer reinreiten. »Ich weiß auch gar nicht, ob er gestern Nacht überhaupt hier war. Ich habe mir nur sagen lassen, er gehört zum Ensemble. Ich wollte eine Autogrammkarte. Für meine

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