Fünf Tanten und ein Halleluja
sie, um sie vor angetrunkenen und herumstolpernden Jugendlichen zu schützen.
»Ich weià immer noch nicht, was wir Toni sagen sollen, wenn wir ihn treffen«, meinte Helga.
»Wir machen ihm klar, dass er zur Familie gehört«, sagte Ebba. »Ganz einfach.«
»Genau«, fügte Kamilla hinzu. »Wie jeder andere von uns auch.«
»Ganz egal, was mit Curt ist?«
»Na ja, besser wärâs natürlich gewesen, er wäre gekommen.«
»Aber das ist er nun mal nicht. Und ich hab auch keine Lust mehr, weiter darüber zu sprechen.«
»Wir müssen Toni eben so überzeugen.«
»Richtig. Wir gehören schlieÃlich genauso zur Familie wie Curt.«
»Meint ihr, er war bei seinem wirklichen Vater?«
»Das wollen wir mal nicht hoffen.«
»Und wenn doch?«
»Keine Ahnung.«
»Wie Gerd heute wohl aussieht?«
»Meint ihr, er sieht immer noch so umwerfend aus?«
»Nein. Ich glaube nicht, dass ihm das Altern gutgetan hat.«
»Na ja, wir sind alle nicht schöner geworden.«
»Höchstens Claire. Sie sieht doch immer noch blendend aus.«
»Schon. Aber ihr wisst, was ich meine. Schönheit, für die man nichts tun muss, vergeht.«
»Und wenn sonst nichts da ist â¦Â«
»⦠dann sieht man das Innere.«
»Na, und das ist bei Gerd nicht so schön.«
»Wie er wohl reagieren würde, wenn Toni ihm sagt, er sei sein Vater?«
Zwei Wachdienstmitarbeiter mit Hunden schoben sich durch die feiernden Menschen. Sie achteten nicht auf die Fahrgäste, plauderten gemütlich miteinander und streichelten nebenbei ihre Tiere. Als würden sie dazugehören und sich ebenfalls einen schönen Abend machen wollen.
»Gerd wird ihn wahrscheinlich fortgejagt haben.«
»Oder er hat sich überlegt, ob bei Toni Geld zu holen ist.«
»Meinst du wirklich?«
»Ja, was denn sonst?«
»Der arme Junge.«
»Ich hab ja schon damals gesagt, Curt hätte niemals diesen blöden DNA-Test machen dürfen.«
»Du meinst, alles schön unter den Teppich kehren, Ebba? So wie es immer gemacht wurde?«
»Nein, natürlich nicht. Ich meine nur â¦Â«
Die Bahn ruckelte durch eine Kurve, und es kam Bewegung in die Leute. Nicht alle hielten sich rechtzeitig fest, einige stolperten in andere Menschen hinein, Bier wurde verschüttet, ein Frauenschrei. Der guten Stimmung tat das keinen Abbruch. Und Kayla stand wie ein Schutzwall vor den Schwestern.
»Ich weià immer noch nicht, was wir Toni sagen sollen«, beharrte Helga.
»Dass er zur Familie gehört, und basta.«
»Ich weià nicht, Ebba. Dieses und basta , das ist schon mal schiefgegangen.«
»Ach was! Wir â¦Â«
Die StraÃenbahn hielt, Türen öffneten sich, und ein paar FuÃballfans kamen herein. »Nur nach Hause, nur nach Hause gehn wir nicht«, grölten sie, das Vereinslied vom Hertha BSC. Die jungen Menschen im Zug sahen sich missmutig um. Gesichter, die zu fragen schienen: Was machen denn diese Prolls hier? Gibtâs denn keinen Türsteher? Darf hier jeder rein?
»Kayla?«
»Wie bitte?«
Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass Ebba sie angesprochen hatte.
»Was meinen Sie? Sie kennen Toni doch auch.«
»Ãhm ⦠ich?« Sie hätte sich lieber rausgehalten aus der ganzen Sache.
»Ja. Sagen Sie uns, was wir machen müssen.«
»Na ja. Sagen Sie ihm einfach, dass Sie ihn lieben.«
Auf diese Idee war Ebba natürlich nicht gekommen.
»Ach, Unsinn. Das weià er auch so.«
»Sind Sie da sicher?«
»Wir haben ihn schlieÃlich durchgefüttert, ihn herumgereicht und zur Schule gebracht. Seine halbe Kindheit hindurch wurde er von uns versorgt.«
»Ja, schon. Aber vielleicht â¦Â«
»Und das ist noch nicht alles! Claire hat ihn mit der Schauspielerei unterstützt. Ohne Claire wäre er niemals Schauspieler geworden.«
Kayla gab auf. Einen anderen Rat hatte sie nicht.
»Dumm, dass Claire nicht dabei ist«, meinte Immi. »Sie wüsste, wie man das am besten anstellen kann.«
»Wir hätten sie vielleicht doch wecken sollen«, gab Kamilla zu bedenken.
»Ach was! Sie hatte Kopfschmerzen und brauchte ihre Ruhe. Wir werden Toni auch so überzeugen.«
Die StraÃenbahn hielt wieder. Kayla blickte hinaus.
»Das ist unsere Station«, sagte sie. »Wir sind da.«
Hektik brach aus. Alle
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