Fünf Tanten und ein Halleluja
Haut. Sie schmiegte sich an ihn, als wollte sie jeden Moment stehen bleiben und in aller Ãffentlichkeit kopulieren. Ebba wusste gar nicht, wo sie hinsehen sollte.
Da rempelte der Tätowierte sie auch schon an.
»Passen Sie doch auf, wo Sie gehen!«, herrschte Ebba ihn an.
Der junge Mann sah sie mit groÃen Augen an. Ebba beachtete ihn nicht weiter und ging in den Nebenraum. Unmöglich, diese Leute.
»Wer hat denn die Gouvernante hier reingelassen?«
Das machte Ebba nun doch wütend. Sie drehte sich um.
»Was meinen Sie denn mit Gouvernante, bitte sehr? Ich bin einfach ein ganz normaler Mensch, auch wenn ich hier die Ausnahme bin. Stört Sie das etwa?«
Doch der Mann suchte offenbar keinen Streit. Er trat den Rückzug an. »Schon gut, ich wollte Sie nicht angreifen.«
Das halb nackte Mädchen verdrehte die Augen.
»Keine Angst«, fuhr Ebba die beiden an. »Ich habe weder Interesse an Ihnen noch an diesem â¦Â«, sie suchte nach dem passenden Wort, »⦠Etablissement. Ich suche nur meinen Neffen, und dann bin ich schon wieder weg.«
»Ist ja gut, wir haben es verstanden.«
Sie wandten sich ab und gingen zu den Garderoben.
»Meine Güte, was für eine Mistkrähe«, flüsterte das Mädchen. »Der arme Neffe, der kann einem echt leidtun.«
»Sie sollten sich was schämen, Sie schamlose Person. Laufen hier rum wie eine billige Schlampe und beleidigen anständige ältere Menschen. Ist das die Jugend von heute? Dann ist es wirklich ein Trauerspiel.«
Die Leute drehten sich neugierig nach ihr um, und sie erntete einige böse Blicke. Ebba war klar, dass sie sich hier besser nicht so aufspielte. Trotzdem hatte es gutgetan, dieser Göre die Meinung zu sagen.
Sie drehte sich um und ging weiter. Sie würde Toni schon finden. Und wenn sie sich erst mit ihm versöhnt hatte, würde sie mal ein Wörtchen mit ihm reden, wo er sich am Wochenende so herumtrieb.
Kayla ging mit Helga in die Lounge. Helga sah sich neugierig um. War das die Welt, in der Kayla zu Hause war? Wie sehr sich das von allem unterschied, was sie bisher in Papenburg gesehen hatte. Oder in Oldenburg. Aber Kayla bewegte sich hier so selbstverständlich, als wäre das ihr Wohnzimmer.
Sie ging zur Theke und sprach mit einem Barkeeper. Dann kehrte sie zurück und nahm Helga zur Seite.
»Toni ist schon gegangen, wir sind zu spät. Micha war hier, er hat ihn mitgenommen.«
»Micha? Dann ist er also tatsächlich hergefahren?«
»Ja, sieht ganz so aus. Er wollte Toni wohl vor euch warnen.« Kayla seufzte. »Wir haben ihn verpasst.«
»Dann war alles umsonst«, sagte Helga.
Sie blickte sich um. Hieà das, sie würden jetzt wieder gehen? Dabei fand sie doch alles so aufregend hier. Sie wäre gern noch ein bisschen geblieben. Wolfgang würde sie nie wieder mit den Schwestern fortlassen, so viel stand fest. Nicht, nachdem sie ihr Handy in die Spree geworfen hatte. Eigentlich sollte sie diese letzten Stunden in Berlin ja genieÃen. Vielleicht würde so eine Gelegenheit nie wiederkehren.
»Was hältst du davon, wenn ich uns was zu trinken hole?«, fragte Kayla, als hätte sie ihre Gedanken gelesen. »Der Barkeeper da ist ein Kumpel von mir. Er hat ein paar geheime Cocktails auf Lager, bei denen verschlägt es dir die Sprache. Ich könnte dich mit ihm bekannt machen.«
»Aber Toni â¦Â«
»Toni ist eh über alle Berge. Wir sind zu spät. Ihr werdet ihn heute Nacht nicht mehr finden. Nicht, wenn er nicht gefunden werden will.«
»Du meinst â¦Â«
»Ganz genau«, sagte Kayla. »Ich meine, wir genehmigen uns jetzt erst mal einen anständigen Drink. Und dann sehen wir weiter. SchlieÃlich haben wir noch die ganze Nacht vor uns.«
Kamilla dröhnte der Kopf. Es war unmöglich, die vielen Körper in diesem zuckenden Organismus zu zählen. Sie fühlte sich verloren, und langsam stieg Panik in ihr auf. Das dahinten waren Zwanzigergruppen, insgesamt hundertvierzig. Sie fürchtete aber, dass ihr welche durch die Lappen gegangen waren. Oder dort drüben: Waren in das bereits gezählte Kästchen schon wieder neue Menschen eingedrungen? Sie stolperte zurück und rempelte gegen eine Säule. Benommen blickte sie sich um.
Das war gar keine Säule. Es war ein Mann. Ein Riese. Kamilla, die mit ihren eins achtzig alles andere als eine kleine Person war, reichte ihm
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