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Fünf vor Zwölf - Und kein Erbarmen

Fünf vor Zwölf - Und kein Erbarmen

Titel: Fünf vor Zwölf - Und kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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stürzte acht Meter nach unten und brach sich das Genick. Keiner kümmerte sich um den Toten.
    2.000 Menschen wurden in öden, lichtlosen Laderäumen zusammengetrieben. Es gab nichts zu essen und nichts zu trinken, kein Licht und kein Lager, kein Klo und keinen Arzt.
    Die menschlichen Wracks schliefen auf kaltem Eisen.
    Am Morgen lichtete der alte Dampfer die Anker und lief aus zu einer Fahrt ins Ungewisse. Zwei Drittel der Häftlinge waren krank. Aber Melber und die anderen Männer der heimlichen Lagerleitung hatten es überstanden und arbeiteten an der Revolution an Bord.
    Plötzlich endete die Fahrt, rasselten die Anker wieder in den Grund. Irgendwie gelang es Melber, Georg Fährbach kurz nach oben lotsen zu lassen. Der frühere Kapitänleutnant kam mit der Nachricht zurück, daß die ›Athen‹, der ausrangierte Frachtkahn, in der Bucht von Neustadt sei, in deren Hintergrund das 27.560 Tonnen große Luxusschiff ›Cap Arcona‹ vor Anker liege …
    Kapitän Bertram steht auf der Kommandobrücke und wartet auf die Verwundeten aus Neustadt, obwohl er nicht weiß, wie er sie an Bord bringen soll, da sein Schiff wegen des großen Tiefgangs nicht an das Ufer heranfahren kann. Eine schlechtere Position gibt es für die ›Cap Arcona‹ nicht, überlegt der alte Handelsschipper, aber kein Wunder, wenn kurz vor Torschluß alles schiefläuft …
    Er sieht durch das Glas, wie sich ein kleiner Frachtdampfer seinem Schiff nähert.
    »Die ›Athen‹«, meldet im gleichen Augenblick der Mann am Ausguck.
    »Was will denn dieser Kahn?« fragt der Kommandant. »Der dampft ja heran, als ob er uns rammen wollte!«
    Durch Signale gibt die ›Athen‹ zu verstehen, daß sie seitlich an der ›Cap Arcona‹ anlegen will. Die Besatzung der ›Cap Arcona‹ verfolgt das Manöver, ohne zu wissen, was es bedeuten soll. An Oberdeck der ›Athen‹ ist fast nichts zu sehen. Der Pott wirkt wie ein Gespensterkahn, und Bertram und seine Offiziere wehren sich gegen ein lähmendes, unheimliches Gefühl.
    Dann meldet sich der Kapitän der ›Athen‹ und verlangt im Auftrag der Reichsführung SS, daß die ›Cap Arcona‹ 2.000 KZ-Häftlinge an Bord nehme.
    »Wir sind ein Lazarett-Schiff!« ruft Kapitän Bertram über das Megaphon der ›Athen‹ zu. »Ich lehne das ab!« Er zieht sich in seine Wohnkabine zurück.
    Die ›Athen‹ bleibt noch ein paar Minuten wie unschlüssig liegen, dann zockelt sie zögernd in Richtung Neustadt zurück …
    Wieder stellt Christian Straff fest, wie wohnlich Jutta, die als Rot-Kreuz-Schwester an Bord kam, ihre Kabine machte.
    »Na, endlich«, sagt sie und dreht sich zu ihm um. Ihre Lippen zittern, ihre Augen glänzen. Sie tritt an den Funkoffizier heran, legt die Arme um seine Schultern, zieht sich zu ihm hoch. »Hat alles geklappt an Land?«
    »Ja«, antwortet Straff zerstreut.
    »Sorgen?« fragt Jutta.
    »Auch das.«
    »Kann ich dir helfen?« Ihr Zeigefinger fährt zärtlich an seinem Mund entlang.
    »Ich muß mit dir sprechen, Jutta«, sagt er.
    »Oh, schon wieder Probleme …« Sie weiß, welchen Vorschlag ihr der Funkoffizier machen wird, und sie wehrt sich dagegen.
    Was immer sie im Krieg viel zu früh erlebt hat, ist von Jutta abgefallen. Sie ist nichts anderes als ein biegsames, junges Mädchen, das vom Leben träumt und einen Mann liebt und bei ihm bleiben möchte – so töricht es auch sein mag …
    »Du mußt an Land«, sagt Christian Straff.
    »Nein«, erwidert sie fest.
    »Sei vernünftig, Jutta …« Er sieht sie an. »Meinst du, mir fällt es leicht?«
    »Ich meine, daß wir zusammengehören.«
    »Das schon, aber …« Christian merkt, wie schwer ihm die Worte fallen, und deshalb spricht er, entgegen seiner Art, hastig, als müßte er so seine Gedanken überrunden.
    »Es ist zu gefährlich … Es ist ein Wunder, daß dieser Kasten noch auf dem Wasser ist und nicht unter Wasser … Und wenn hier schon der Teufel los ist, dann will ich nicht, daß …«
    »Daß?« fragt Jutta aggressiv.
    »Daß du mit hineingezogen wirst … Versteh mich doch, bitte, Jutta … Ich bin verantwortlich.«
    »Für was?« fragt das Mädchen.
    »Für dich«, erwidert Christian, streichelt ihre Haare, ihren Nacken, zieht sie an sich.
    »Und ich für uns«, erwidert Jutta. »Was wird mit dem Schiff?«
    »Ein Lazarett«, entgegnet der Funkoffizier.
    »Christian«, sagt sie und stellt sich auf die Zehenspitzen, »du bist ein Idiot … Ihr braucht doch ausgebildete Pflegerinnen, oder?«
    »Das schon«,

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