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Fünf vor Zwölf - Und kein Erbarmen

Fünf vor Zwölf - Und kein Erbarmen

Titel: Fünf vor Zwölf - Und kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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»das wäre die richtige Hygiene.«
    Dann erlaubt der Lagerhaftführer fluchend, daß an die Gefangenen wieder Wasser und einmal täglich Rübensuppe ausgegeben wird, daß wenigstens die Häftlingsärzte die Kranken betreuen dürfen und daß jeweils 20 Mann, schwerbewacht natürlich, zum Austreten an Oberdeck kommen.
    Ein eigenes Häftlingskommando sollte das regeln – und zu ihm gehören natürlich die Männer der heimlichen Lagerleitung …
    »Ich verstehe das nicht«, sagt Häftling Nummer 8.773, Kapitänleutnant a. D. Georg Fährbach.
    »Aber ich«, antwortet Melber, »die fahren uns ein paar Meilen in die See hinaus … und dann ertränken sie uns wie die Ratten.«
    »Unsinn.«
    »Wieso?«
    »Um euch hinauszufahren«, wandte Fährbach ein, »brauchen sie Marineleute … und kein deutscher Marinesoldat ertränkt wehrlose Menschen.«
    »Das glaubst du«, entgegnet der Kommunist höhnisch.
    »Hör schon auf«, erwidert Fährbach. »Deine roten Eierschalen werden langsam zu Scheuklappen!«
    Auch an Bord der ›Athen‹ sind Marinesoldaten, und diese betrachten die Häftlinge genau so, wie die Zivilisten sie ansehen: scheu, gleichgültig, angewidert und auch mitleidig. Auch sie halten sie für Verbrecher und sprechen nicht mit ihnen, so daß das heimliche Führungskomitee die Frage nicht zu beantworten wagt, ob sie im Ernstfall von den Schiffsbesatzungen Hilfe erwarten dürfen.
    Der Ernstfall ist der Aufstand.
    Der Aufstand soll bei nächster Gelegenheit gestartet werden.
    Es ist ein Himmelfahrtskommando, aber einige Überlebende, so rechnet der Häftling Melber, sind immer noch besser als lauter Tote.
    Der kommunistische Häftling will den bockigen SS-Hauptscharführer Dreiling unter einem Vorwand zu sich locken und ihm die Maschinenpistole abnehmen. Mit dieser einzigen Waffe soll Ex-Kaleu Fährbach dann die Posten an Oberdeck niederschießen, während gleichzeitig die Häftlinge von unten über die Eisenleiter nach oben drängen und sich auf die anderen Bewacher stürzen.
    Die Meuterei soll während der Nacht stattfinden. Aber Melber verschiebt sie doch wieder, weil ein Handstreich dieser Art selbst nach seinem Gelingen nur dann eine Chance hätte, wenn die Engländer gleichzeitig das Ufer erreicht hätten.
    »Wir kommen so nicht weiter«, flucht Melber, »wir müssen sehen, daß wir einen Mann an Land bringen, der uns durch Blinkzeichen … oder sonst irgendwie das Signal gibt.«
    Ein Tscheche meldet sich freiwillig, springt über Bord – und ertrinkt.
    Krappmann läßt dafür fünf andere Häftlinge erschießen. Als die formlose Exekution vorbei ist, erinnert er sich Fährbachs, den er zum Hinrichtungskapo ernannt hat. Aber der Häftling Nummer 8.773 ist – von Melber gewarnt – zunächst nicht aufzufinden, und als er sich meldet, hat der betrunkene Lagerhaftführer vergessen, was er eigentlich von ihm wollte.
    Im Morgengrauen ist auch der Häftling Melber nervös. Um diese Stunde ist Hauptscharführer Dreiling der Wachhabende. Der Kommunist gibt ihm ein Zeichen, und der zu lang geratene Bursche mit dem winzigen Vogelkopf kommt näher.
    Hinter Melber lauert Fährbach, der betroffen feststellt, daß der SS-Hauptscharführer keine MP bei sich hat.
    »Was geschieht mit uns?« fragt Melber.
    »Wirst's noch erwarten können …«, antwortet Dreiling. »Ihr kommt auf 'nen feinen Pott, wie sich's für so beschissene Herrschaften schickt … auf die ›Arcona‹.«
    »Wann?« fragt der Häftling, während er durch ein Zeichen mit der Hand den Überfall abbläst.
    »Sobald es richtig hell ist.«
    »Und dann?«
    »Was weiß ich«, brummelt der Vogelkopf.
    Im gleichen Moment trägt das Leichenkommando in Papiersäcke genähte Tote vorbei.
    »Wieviel?« fragt Dreiling mechanisch.
    »Vierunddreißig«, antwortet einer der Träger, »sind noch welche unten.«
    »Ihr Burschen seid ganz schön zäh«, sagt der Vogelkopf in der Uniform des Hauptscharführers, und sein Mund wird krumm wie ein Kleiderbügel. Dann fängt Dreiling den Blick Melbers auf und sagt versöhnlich: »Wer wird denn gleich so empfindlich sein?«
    Von dem Moment an, da die ›Athen‹ auf die ›Cap Arcona‹ zufährt, lebt der Häftling Georg Fährbach wie im Taumel, wie im Rausch.
    »Wir sind gerettet!« ruft er aufgeregt Melber zu.
    »Schrei doch nicht so, Idiot!« faucht ihn der Kommunist an. »Was ist denn los?«
    »Bei der Besatzung sind sicher noch Leute von früher«, sagt Fährbach, »und wenn mich einer kennt …«
    »Paß auf, daß du

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