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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Innenseite der Höhle und traf auf etwas Weißes. Plastik.
    Wortlos holten beide ihre Handschuhe heraus und streiften sie über. Florin steckte den Arm in den Hohlraum und förderte einen Behälter mit weiß-blauem Deckel zutage. Eine Frischhaltebox. «Sieht wie neu aus», bemerkte Beatrice.
    «Sie fühlt sich schwer an. Voll. Hast du alles fotografiert? Gut, dann lass uns hinuntersteigen.» Sie knieten sich nebeneinander auf den weichen Waldboden, und Florin öffnete die Klappverschlüsse der Box an allen vier Seiten, dann hob er vorsichtig den Deckel ab.
    Etwas Großes, das in ein Küchenhandtuch eingewickelt war. Darauf ein säuberlich zusammengelegter Zettel, keine Handschrift, ein Computerausdruck. Florin entfaltete ihn, und Beatrice rutschte dicht heran, um mitlesen zu können.
    Herzlichen Glückwunsch – du bist fündig geworden!
    Dieser Behälter ist Teil eines Spiels, einer Art moderner Schnitzeljagd mit GPS . Wenn du ihn zufällig gefunden hast, ist diese Jagd für dich jetzt zu Ende. Schließe ihn sofort wieder und leg ihn da hin, wo du ihn hergenommen hast. Es ist besser für dich, vertrau mir.
    Hast du ihn bewusst gesucht – dann bist du offenbar weniger dumm, als es unter deinesgleichen üblich ist. Ich bin überzeugt davon, der Inhalt meiner «Schatzkiste» wird dich interessieren.
    Anders, als es normalerweise gefordert wird, musst du den Behälter nicht wieder an der gleichen Stelle verstecken. Nimm ihn mit, untersuche ihn auf Fingerspuren. In gewisser Weise wirst du sicher welche finden.
    TFTH
    «Klingt ganz, als hätte er das hier extra für uns versteckt», sagte Florin langsam. Er faltete den Zettel zusammen und ließ ihn in eine Plastiktüte gleiten. Beide starrten auf die Frischhaltebox und das Ding, das darin auf sie wartete, eingeschlagen in das Küchenhandtuch. Dann griff Florin zu. Irgendein unvernünftiger Teil in Beatrice hoffte noch, er würde es nicht tun, aber dann glitt das Tuch zur Seite.
    Eine Fälschung, dachte sie im ersten Moment. Eine Halloween-Attrappe, in Originalverpackung. Ihr Magen war schneller als ihr Kopf, er bescherte ihr leichte Übelkeit, noch bevor sie alle Details registriert hatte.
    «Scheiße», flüsterte Florin.
    «Ist die wirklich echt?»
    Er atmete tief und schluckte. «Ja. Siehst du die ausgefransten Wundränder? Ich bin kein Gerichtsmediziner, aber … das sieht mir nach den Spuren einer Säge aus.»
    In einem lang trainierten Reflex unterdrückte Beatrice ihre Phantasie und bemühte sich um einen nüchternen Blick.
    Eine Hand. Männlich. Abgetrennt knapp unterhalb des Knöchels. In dicke Folie eingeschweißt. Wie vakuumverpacktes Fleisch und ebenso weiß, mit bläulichen Verfärbungen an den Fingerspitzen und rund um die Nägel.
    Sie zwang sich, die Amputationswunde genauer zu betrachten. Da waren Knochen, eine Arterie, die ein Stück herausragte.
    «Das heißt, wir haben eine zweite Leiche», hörte sie Florins matte Stimme wie aus der Ferne.
    «Oder ein Opfer mit nur noch einer Hand.»
    Er nickte. «Vielleicht hat sich auch bloß jemand an Krankenhausabfällen bedient. Wir müssen Drasche anrufen.»
    Hastig brachte Beatrice die Kamera zwischen sich und ihren Fund, drückte mehrmals ab und schoss Detailaufnahmen. Dann hielt sie inne. «Florin! Da ist noch etwas in der Box. Unter der Hand.» Sie legte den Fotoapparat beiseite, zog mit spitzen Fingern ein weiteres Stück Papier heraus und entfaltete es vorsichtig. Florin steckte sein Handy ein und trat zu ihr, um mitlesen zu können.
    Im Gegensatz zur ersten Botschaft waren die Sätze auf diesem Zettel mit Tinte geschrieben, in einer Schrift mit großen Bögen und Schlingen.
    Stage 
2
    Du suchst einen Sänger, einen Mann, dessen Vorname Christoph lautet, der blaue Augen hat und ein Muttermal auf dem Rücken seiner linken Hand. Vor einiger Zeit – mögen es fünf Jahre sein oder sechs – war er Mitglied eines Salzburger Chors, mit dem er Schuberts Messe in As-Dur sang, worauf er sehr stolz war. Die beiden letzten Zahlen seines Geburtsjahres seien A. Nun nimm A zum Quadrat, rechne
37
hinzu und addiere die Zahl zu deinen nördlichen Koordinaten.
    Nimm die Quersumme von A mal
10
, dann multipliziere A mit dieser Zahl. Ziehe
229
ab und subtrahiere die entstandene Zahl von deinen östlichen Koordinaten. Willkommen bei Stage 
2
. Dort sehen wir uns wieder.
    Für lange Zeit war das Singen der Vögel rundum das einzige Geräusch. Beatrice las den Text ein zweites, ein drittes Mal. Ein Mann namens

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