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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Christoph? Schuberts Messe in As-Dur?
    Nein, nicht nachdenken. Den ersten Eindruck speichern. Eine Frauenschrift. Sie selbst schrieb ähnlich – flacher, etwas weniger verspielt, aber mit vergleichbarem Schwung. Sie wandte sich zu Florin um.
    «Verstehst du, was das soll?»
    «Nicht mal ansatzweise.» Er schüttelte den Kopf, ohne die Augen von der Nachricht zu lassen. «Die Box liegt an der Stelle, die den Koordinaten an der Leiche entspricht.» Er kniff die Augen zusammen, als würde jeder Lichtstrahl ihn bei seinen Schlussfolgerungen stören. «Wir finden einen Hinweis, mit dessen Hilfe wir neue Koordinaten erstellen können. Und eine abgetrennte Hand. Wieso? Was soll das bringen? Wieso schiebt er uns seine Opfer so plakativ unter die Nase, statt sie zu verstecken?»
    «Weil er uns für dumm hält. Schreibt er doch. Oder sie.»
    «Aber warum? Will er geschnappt werden? Oder hält er sich für so überlegen, dass er denkt, das sei nicht riskant?»
    Beatrice setzte den Objektivdeckel sorgfältig vor die Linse ihrer Kamera. «Wer weiß, vielleicht will er uns auf eine falsche Spur locken.»
    «Mit Leichenteilen?»
    Sie betrachtete die tote Hand. Es war die rechte. An ihrem Ringfinger hatte sich eine Rille eingegraben, ungefähr drei Millimeter breit.
    «Mit Leichenteilen», sagte sie langsam, «geht er sicher, dass wir seiner Spur auch wirklich folgen.»
     
    Eine knappe Stunde später erschien Drasche, der ein säuerliches Gesicht zog, wie immer, wenn jemand anders seine Finger als Erstes an einem Spurenträger gehabt hatte.
    «Wir waren vorsichtig», versicherte Beatrice. «Gibt es Neuigkeiten von Nora Papenberg?»
    «Sie wurde nicht vergewaltigt und hatte kein fremdes Gewebe unter den Fingernägeln. Wir haben einige Reifenspuren in der Nähe des Tatorts und vor allem auf dem Weg zur Felswand erfasst, aber noch keine Ergebnisse. Fußspuren des Täters – bisher leider auch negativ. Wir halten euch auf dem Laufenden. Wo genau habt ihr den Behälter gefunden?»
    Beatrice zeigte ihm die Höhle im Felsen. «Wir haben Fotos vom Fundort in situ gemacht.»
    «Besser als nichts», grollte Drasche, während er sich Handschuhe überzog. «Immerhin hat der Täter mir den Gefallen getan, den abgetrennten Körperteil einzuschweißen. Konservierte Spuren, wann hat man das schon mal?»
     
    Im Büro verband Beatrice die Kamera mit ihrem Computer. Kurz darauf erschienen die Fotos auf dem Bildschirm, eines nach dem anderen. Die abgeschnittene Hand in ihrer Frühstücksbox. Während Beatrice sich durch die Bilder klickte, rief Florin Stefan Gerlach an.
    «Sogar Hoffmann wird einsehen, dass du jetzt keine Zeit zum Berichtetippen hast», erklärte er und rollte auf seinem Bürostuhl an ihre Seite des Schreibtischs.
    «Die Box ist eine IsI Lock&Lock. Massenware.» Mit einem Bleistift deutete Beatrice auf die eben aufgerufene Internetseite. «Das hier müsste das gleiche Modell sein wie die, die wir gefunden haben. Der Deckel mit dem blauen Rand, siehst du? Und der doppelte Verschluss an den Längsseiten. ‹ 100 % luft- und wasserdicht›, versprechen sie in der Beschreibung. ‹Flüssigkeiten können gefahrlos transportiert, intensiv riechende Speisen wie Fisch oder Käse ohne störende Gerüche aufbewahrt werden.›»
    «Perfekt für Leichenteile. Aber unser Täter ist auf Nummer sicher gegangen und hat die Hand zusätzlich eingeschweißt.»
    Beatrice wechselte wieder zu den Fotos von der geöffneten Plastikdose. «Er wollte nicht, dass jemand sie zufällig findet», überlegte sie. «Auch kein Hund. Und da er nicht viel von der Intelligenz der Polizei zu halten scheint, ist er davon ausgegangen, dass es länger dauern würde, bis wir sie finden.»
    Es klopfte an der Tür. Stefan steckte den Kopf herein. «Es gibt langweilige Tipparbeit für mich, ja? Immer her damit.»
    «Du bist ein Schatz.» Beatrice raffte die Unterlagen zu einem mehr oder minder ordentlichen Stapel zusammen, um ihn dem jungen Kollegen in die Hand zu drücken, doch dessen ganze Aufmerksamkeit war bereits von den Fotos auf dem Bildschirm in Beschlag belegt.
    «Oh. Übel. Was habt ihr denn da?»
    «Wüssten wir selbst gern.»
    «Eine Hand? Lag die einfach so herum, verpackt wie frisch aus dem Kühlregal? Bizarr.»
    Bizarr traf die Sache ziemlich genau. «Nein, sie war in einer Plastikbox. Da rechts im Bild steht sie, siehst du?» Beatrice versetzte ihm einen freundschaftlichen Knuff mit dem Ellenbogen. «Und jetzt Abmarsch, Süßer. Das hier ist nicht dein

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