Fünf
Problem. Sei froh.»
Doch Stefan konnte seinen Blick nicht losreißen. «Das kommt mir extrem seltsam vor. Erinnert es euch nicht auch an etwas?»
«Nein. Sollte es?»
Stefan beugte sich vor und deutete mit dem Finger auf den Hohlraum, aus dem sie die Box gezogen hatten. «War sie dadrin?»
«Erraten.»
Er zog scharf die Luft ein. «Dann ist das der perverseste Trade, den ich je gesehen habe.» Er sprach das Wort englisch aus.
«Der perverseste – was?»
«Ein Trade. Du nimmst was aus der Dose raus und tust etwas anderes rein. Das ist so üblich.»
Beatrice sah an Florins schiefgelegtem Kopf und den verengten Augen, dass er ebenso wenig von Stefans Bemerkung verstand wie sie selbst.
«Oh. Sorry. Ihr wart noch nie geocachen, oder?»
«Was soll das sein?»
Stefan sah von ihr zu Florin und zog sich einen Stuhl heran. «Eine Art Suchspiel. Jemand versteckt etwas, und viele andere versuchen es zu finden. Das, was versteckt wird, nennt man Cache, und diese Plastikdose auf dem Bild sieht aus wie ein typischer Cache-Behälter. Darf ich mal?»
Beatrice überließ ihm die Maus und rückte ein Stück zur Seite, damit er seinen Stuhl zwischen sie und Florin schieben konnte.
«Wie nennst du das noch mal – Cash?», fragte sie. «Wie Bargeld?»
«Spricht sich exakt so aus, schreibt sich aber anders», dozierte Stefan. «C-a-c-h-e. Geld wirst du in den Behältern bestimmt keines finden, aber sonst so ziemlich alles.»
«Also ein Suchspiel», stellte sie fest. «Klingt vielversprechend. Arbeitet man da mit GPS ?»
«Och, ihr kennt es doch schon», rief Stefan enttäuscht.
«Nein, keine Sorge. Das war bloß geraten. Erzähl weiter.»
«Okay. Also, zuerst meldet man sich auf einer Seite im Internet an, die heißt geocaching.com. Dort sind alle Caches verzeichnet, rund um die Welt.»
«Sieh an», meinte Florin. «Und das ist eine verbreitete Sache?»
«Absolut», erklärte Stefan eifrig. «Das machen Millionen Leute, vor allem in den USA , aber bei uns wird es auch immer beliebter. Gut, also man meldet sich an, unter einem Nickname – ich bin zum Beispiel Undercoverkeks.»
Beatrice musste grinsen. «Sehr hübsch. Der Name wird dir von nun an bleiben, fürchte ich.»
Stefan ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. «Dann wählt man einen Cache in der Umgebung aus, speichert die Koordinaten in einem dafür geeigneten Gerät und läuft los. Meistens findet man am Zielort eine Dose, eine Schachtel, irgendetwas Wasserdichtes, in dem sich ein Logbuch befindet, in das man sich einträgt. In den größeren Caches gibt es oft auch Gegenstände, die man mitnehmen kann, wenn man etwas anderes dafür eintauscht. Und das, meine Damen und Herren, nennt man dann Trade.»
Koordinaten und wasserdichte Behälter. Das passte alles. Beatrice klickte das Foto mit der ersten Botschaft an und vergrößerte es so weit, dass man den Text lesen konnte. «Sind solche Nachrichtenzettel auch üblich?»
«Ja. Das ist eine Cachenote.» Er strahlte erst Beatrice, dann Florin an, sichtlich stolz. «Eine Erklärung, die man praktisch in jedem Cache findet. Ist für Leute gedacht, die noch nichts vom Geocachen gehört haben und aus Zufall auf eines der Verstecke stoßen. Zufällige Finder hat der Owner hier ja auch erwähnt.»
«Stopp, kein Fachvokabular. Der Owner ist derjenige, der versteckt?»
«Genau.» Stefan sah Beatrice entschuldigend an. «Beim Geocachen werden ständig Abkürzungen und Fachbegriffe benutzt.» Der Mauszeiger wanderte über das Foto mit der Cachenote. «Sagt mal, wenn er zu den Fingerabdrücken schreibt
‹In gewisser Weise wirst du sicher welche finden›
– dann meint er damit die der Hand, oder?», mutmaßte er.
«Das ist anzunehmen.» Fast wie von selbst hatte Beatrice sich einen Schreibblock gegriffen und begonnen, sich Stefans Erklärungen zu notieren. «Der- oder diejenige hat offenbar einen etwas gewöhnungsbedürftigen Humor.»
«Allerdings.» Mit dem Bleistift wies Stefan auf die vier Großbuchstaben, mit denen die Cachenote unterzeichnet war. TFTH .
«Und wofür steht das?», erkundigte sich Florin. «Theodor Friedrich Thomas Heinrich? Nein, schon klar, ist sicher schon wieder ein Rätsel.»
«Diesmal nicht, es ist nur ein übliches Kürzel. Er bedankt sich. TFTH steht für ‹Thanks for the hunt›. Du hast recht, sein Humor ist merkwürdig.»
«Oder ihrer.» Beatrice klickte auf eines der anderen Fotos. Das in Frauenschrift beschriebene Blatt, das sie auf eine weitere Suche schickte. «Kannst
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