Fünf
wie Sie sich vielleicht vorstellen können. Ich hoffe also, es gibt bald Ergebnisse. Florian, ich verlasse mich auf Sie!» Er fuhr sich durch das schüttere schmutzig gelbe Haar und stapfte nach draußen.
«Wart’s nur ab, demnächst seid ihr per du», sagte Beatrice. «Er muss eine echte Schwäche für dich haben.»
«Florian!»
«Also, auf solche Kinkerlitzchen kann der Chef keine Rücksicht nehmen. Ein a mehr oder weniger, seien Sie doch kein Mädchen, Wenninger!»
Seien Sie doch kein Mädchen
war eines von Hoffmanns geflügelten Worten. Insgeheim vermutete Beatrice, dass seine Abneigung ihr gegenüber genau darauf beruhte: dass sie eines war, noch dazu von der Sorte, die sagte, was sie dachte.
Sie reichte Florin einen der Ausdrucke. Auf ihrem eigenen unterstrich sie mit dem gelben Marker die Worte
Christoph
,
Muttermal
,
Salzburger Chor
und
Messe in As-Dur
.
«Mehr haben wir nicht, oder?»
«Ist doch immerhin etwas. Obwohl praktisch jeder Chor die Messe in As-Dur singt.» Zwei Klicks, und er war auf YouTube. «Wohin soll ich mich wenden», schallte es blechern aus den Lautsprechern des Computers.
«Oh weh. Ja, das ist gewissermaßen ein Schlager», seufzte Beatrice.
«Man könnte meinen, jeder Einwohner in dieser Stadt singt», seufzte Florin eine halbe Stunde später. «Mehr Chöre als Kirchen. Ich schätze, wir bekommen gut und gern fünfzehn Christophs zusammen, bei denen wir dann den linken Handrücken inspizieren und nach ihrem Geburtsjahr fragen müssen.» Er drückte eine Tablette aus dem Blister, der neben der Schreibtischlampe lag, und schluckte sie mit etwas Orangensaft hinunter. «Das sind doch die Aktionen, die einem das Polizistenleben versüßen.»
«Kopfschmerzen?»
«Ein bisschen. Muss Hoffmanns Stimme gewesen sein, die Frequenz vertrage ich einfach nicht.»
«Oder die Halswirbelsäule, wie immer.» Sie stand auf, stellte sich hinter Florin und begann, seine Nackenmuskeln zu kneten. Einige Sekunden lang spürte sie seine Verwunderung, doch dann entspannte er sich.
«Wir müssen uns die Chorleiter vornehmen, einen nach dem anderen», murmelte sie. «Telefonisch.»
«Der Owner schreibt, dass dieser Christoph vor mehr als fünf Jahren im Chor war. Ich würde das so interpretieren, dass er es jetzt nicht mehr ist. Ein Stück weiter links bitte – oh ja, danke, perfekt.» Er seufzte.
Schmunzelnd presste Beatrice ihm ihren Daumenballen in die Beuge zwischen Hals und Schulter. «Wir fragen also auch nach ehemaligen Christophs. Und nach einer Schubert-Messe, die vor mehr als fünf Jahren einstudiert wurde.»
Es zog sich endlos hin. Nach zwei Stunden Telefonieren hatte Beatrice von ihrem Teil der Liste gerade die Hälfte abgearbeitet und war dabei schon auf sechs Christophs gestoßen – vier aktive, zwei inaktive. Florin hatte fünf notiert und einen, bei dem der Chorleiter nicht mehr sicher war, ob er nicht doch Christian geheißen hatte.
Er notierte sich gerade die Details zu seinem letzten Gespräch, als sein Telefon läutete.
«Ja? Oh, hallo. Gibt es etwas Neues?»
Beatrice sah ihn die Augenbrauen heben, er formte mit den Lippen stumm das Wort
Gerichtsmedizin
, während er dem Anrufer lauschte.
«Auf jeden Fall bin ich an Details interessiert. Wisst ihr schon etwas über das Tattoo?» Er nickte, schrieb mit, atmete einmal tief durch. «Okay. Und die andere Sache?»
Wieder schrieb er, hielt aber plötzlich inne und blickte hoch, sichtlich verblüfft.
«Was ist?», flüsterte Beatrice, doch Florin schüttelte nur den Kopf.
«Und da ist kein Irrtum möglich? Nein? Okay. Ja. Danke, ich werde versuchen, mir einen Reim drauf zu machen. Schickt uns den vollen Bericht, sobald er fertig ist. Ja, dir auch einen schönen Tag.» Er legte auf.
«Komm schon», drängte Beatrice. «Was haben sie bei der Obduktion herausgefunden?»
Mit einem Ausdruck tiefer Nachdenklichkeit betrachtete Florin seine Aufzeichnungen. «Die Tätowierungen», begann er langsam, «wurden ihr beigebracht, als sie noch lebte, etwa acht bis neun Stunden vor ihrem Tod.»
Unwillkürlich krümmte Beatrice die Zehen in ihren Schuhen. «Oh Shit.»
«Ja. Das ist die eine Sache. Die andere: Auf ihrer Kleidung wurden Blutspuren gefunden, die nicht von ihr stammen.» Er strich den Zettel glatt, als würde das darauf Geschriebene dadurch mehr Sinn ergeben. «Aber …», fuhr er zögernd fort, «sie stimmen mit den Proben aus der abgetrennten Hand überein.»
«Was?»
Er nickte, fast entschuldigend. «Das Blut war
Weitere Kostenlose Bücher