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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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hereinstürmte.
    «Unerfreuliche Nachrichten?», erkundigte sich Beatrice.
    «Nein. Nur Hoffmanns üblicher Verfolgungswahn. Die Presse sitzt ihm im Genick, und er würde den Journalisten gern mehr liefern, als gut für uns ist.» Florin sank auf seinen Drehstuhl und warf einen schnellen Blick auf die Uhr an der Wand. «Ihm gefällt nicht, dass wir ihn nicht sofort informiert haben, damit er den Tatort in Augenschein nehmen kann.»
    Das war nichts Neues. «Haben wir doch versucht.»
    «Ja sicher, aber er meint, das wäre halbherzig gewesen. Wie auch immer, er ist sauer und schlägt um sich. Will, dass wir den Ehemann härter rannehmen. Lass uns hoffen, dass er sich übers Wochenende einkriegt, sonst funkt er uns ständig dazwischen.»
     
    Halb elf. Beatrice versuchte zum dritten Mal, Dr. Vogt am Institut für Gerichtsmedizin zu erreichen, ohne Erfolg. Dann eben am Handy. Wider Erwarten klappte es.
    «Keine Zeit», sagte Vogt statt einer Begrüßung.
    «Das ist schade. Aber ich brauche trotzdem einige Auskünfte, wenn ich schon den Bericht nicht vor dem Wochenende bekomme.»
    «Den Papenberg-Bericht?»
    «Nein, den zu der abgetrennten Hand. Wenn ich herausfinden soll, wem sie gehört hat, brauche ich Anhaltspunkte.»
    Der Mediziner seufzte. «Da kann ich Ihnen nicht viel bieten. Die Hand ist die eines Mannes, aber ich kann beim besten Willen nicht sagen, wann er zu Tode gekommen ist. Durch das Einschweißen in Plastikfolie ist der Verwesungsprozess stark verzögert, es gibt keinen Madenbefall, nichts dergleichen.»
    «Verstehe.»
    «Das Alter des Opfers lässt sich ebenfalls nur schwer schätzen. Ich würde sagen, irgendwo zwischen fünfunddreißig und fünfzig. Er hatte Blutgruppe Null positiv.»
    «Haben Sie schon Fingerabdrücke genommen?»
    Vogt räusperte sich. «Natürlich. Die Daten bekommen Sie heute noch übermittelt. Außerdem muss der Mann lange einen Ring getragen haben, es findet sich ein entsprechender Abdruck am vierten Finger. Ich tippe auf einen Ehering. Müsste ich eine Interpretation abgeben, würde ich sagen, er hat sich mit einer Geliebten getroffen und ihn abgenommen, oder er wurde kürzlich geschieden.»
    Die Möglichkeit einer Eifersuchtstat rückte auf Beatrices Liste von Mordmotiven wieder ein Stück höher. «Danke. Den Bericht …»
    «… bekommen Sie, so schnell es geht. Ist doch klar.»
    Zwischen fünfunddreißig und fünfzig Jahre alt. Mutlos suchte Beatrice sich durch die Daten vermisster männlicher Personen, weitete ihre Suche auf das gesamte Bundesgebiet aus. Drei der Anzeigen waren in der letzten Woche aufgegeben worden, doch die Betreffenden waren entweder älter oder deutlich jünger. Vermisste denn niemand diesen Mann, dem die Hand gehörte?
    Sie ging die übrigen Beschreibungen durch, eine nach der anderen, forschte nach möglichen Verbindungen zu Nora Papenberg, nach verwandten Berufen. Als sie das nächste Mal auf die Uhr sah, waren über zwei Stunden vergangen. Zum Teufel! Sie sprang auf, riss ihre Tasche von der Stuhllehne und war schon an der Tür. Scheißknapp würde es wieder mal werden.
    «Florin?», rief sie über die Schulter. «Schönes Wochenende, was du nicht mehr schaffst, leg mir auf den Tisch. Und viel Spaß mit Anneke!»
    Der Verkehr war dicht, wie immer freitagmittags, und als Beatrice endlich bei der Schule ankam, sah sie schon von weitem, dass Mina und Jakob auf einer Bank vor dem Eingang saßen und warteten. Mina gestikulierte vor Jakobs Nase, offenbar hielt sie ihm einen erzieherisch wertvollen Vortrag.
    «Du bist zu spät», sagte sie vorwurfsvoll und stieg in den Wagen.
    «Ich weiß, tut mir leid. Hattet ihr einen schönen Tag?»
    «Wir haben eine Buchstabenkette gemacht», krähte Jakob fröhlich. «Weißt du, welches mein Lieblingsbuchstabe ist?»
    «Hm. Das J?»
    «Nein, das X. Iiiiix.»
    «Und du, Mina?»
    «Ging so. Können wir nicht ein bisschen schneller fahren?»
    Zu Hause stürzte sich Mina sofort auf ihre Tasche, die halb gepackt im Kinderzimmer stand, und stopfte zwei ihrer Badeanzüge hinein, während Beatrice in einer Pfanne das Öl für die Fischstäbchen heiß machte, Jakobs Mitteilungsheft auf Katastrophenmeldungen überprüfte und das Kindergepäck um Jacken, Regenhosen, je einen Pullover und ein zusätzliches Paar Schuhe ergänzte.
    «Hat Papa euch schon Zahnbürsten gekauft?»
    «Ja, meine ist grün und hat ein Auto drauf», rief Jakob. «Darf ich fernsehen?»
    «Nein. Aber essen. Gleich.»
    Die tiefgefrorenen Stäbchen zischten,

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