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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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zusammen, trotzdem trank sie einen weiteren Schluck.
    «Es gab also Wein», knüpfte sie an das unterbrochene Gespräch an. «Hat Nora Papenberg viel getrunken?»
    Winstatt zögerte. «Nein, also … ein Glas oder zwei vielleicht. Plus den Prosecco am Anfang. Sie war bestimmt nicht betrunken, wenn Sie das meinen. Höchstens leicht beschwipst.»
    Er blickte betreten auf die Schreibtischplatte. «Meinen Sie, wenn sie völlig nüchtern gewesen wäre, hätte sie bessere Chancen gegen ihren Mörder gehabt?»
    «Das lässt sich schwer sagen. Erzählen Sie bitte weiter.»
    Er riss sich sichtlich zusammen. «Wir waren mitten im Hauptgang, als ihr Handy läutete. Sie holte es aus der Handtasche und machte dabei eine Bemerkung über ihren Mann, irgendwas Witziges. Dann sagte sie etwas wie ‹oh, doch nicht er› und ging ran. Wir haben natürlich weitergeredet, deshalb weiß ich nicht, was sie mit dem Anrufer besprochen hat, aber nach wenigen Sekunden stand sie auf und ging mir ihrem Handy in Richtung Toiletten.»
    «So, als wollte sie nicht, dass jemand am Tisch etwas von ihrem Gespräch mitbekommt?», unterbrach ihn Beatrice.
    «Ja. Oder als wäre es ihr zwischen uns zu laut und sie hätte einen ruhigeren Fleck zum Telefonieren gesucht. Das war jedenfalls der Eindruck, den ich hatte. Aber ich habe in diesem Moment nicht so genau auf Nora geachtet, muss ich zugeben.»
    Das Telefongespräch. Sie warf Stefan einen fragenden Blick zu. Er verstand sofort und schüttelte kaum merklich den Kopf. Die Liste mit Noras Gesprächsverbindungen, die er vom Provider angefordert hatte, war also noch nicht da.
    «Sie hat nicht allzu lang gesprochen», fuhr Winstatt fort, «drei, vielleicht vier Minuten. Dann ist sie wieder zum Tisch zurückgekehrt.»
    «Hat sie weitergegessen?»
    Winstatt hob entschuldigend die Schultern. «Das weiß ich nicht, tut mir leid. Wahrscheinlich. Aber circa zwanzig Minuten später ist sie dann gegangen. Sie wollte nach Hause. Sagte, sie hätte Kopfschmerzen.»
    Das entsprach dem, was Beatrice von Konrad Papenberg erfahren hatte.
    «Als sie das Lokal verlassen hat – war sie da allein, oder hat sich jemand gleichzeitig mit ihr verabschiedet?»
    Diesmal schüttelte Winstatt entschieden den Kopf. «Sie war ganz sicher allein. Es war ja nicht später als halb zehn, wir haben noch versucht, sie zum Bleiben zu überreden, aber sie wollte nicht. Sie sah auch ein wenig angeschlagen aus, ich vermute, sie fühlte sich wirklich nicht so besonders.»
    «Gut. Danke. Dann würde ich jetzt gerne mit –», sie warf einen Blick auf ihre Notizen, «Rosa Drabcek sprechen. Und nach Möglichkeit die Bilder in ihrem Fotoapparat sehen.»
    Rosa Drabcek war nicht Sekretärin, sondern
Assistentin der Geschäftsführung
, wie sie gleich zu Beginn des Gesprächs betonte. Stefan, der bei der Begrüßung ahnungslos in das Sekretärinnen-Fettnäpfchen getreten war, nickte schuldbewusst. Beatrices Aufmerksamkeit galt dagegen primär der Kamera, die klein und blaumetallic glänzend in Drabceks Hand lag.
    «Ich habe die Bilder vom Agenturessen noch nicht auf den Computer überspielt», sagte sie entschuldigend, «aber das Display ist groß, Sie sollten alles erkennen können.» Sie schaltete die Kamera ein, aktivierte den Betrachtungsmodus und reichte den Apparat dann Beatrice. «Ich habe ziemlich viele Bilder geschossen, ich hoffe, Sie können etwas damit anfangen.»
    Die Festung Hohensalzburg, abendlich beleuchtet, mindestens zehn Mal. Vom «m 32 » aus hatte man einen großartigen Blick auf den Festungsberg, von dem Motiv hatte die Assistentin der Geschäftsführung offensichtlich kaum genug bekommen können.
    Dann der gedeckte Tisch, noch frei von Gästen, Speisen und Flecken. Viermal. Winstatt, hinter einem Stuhl stehend, den Kopf zur Seite gewandt. Wieder die Festung.
    «Die Kamera schießt gute Bilder, finden Sie nicht?», bemerkte Drabcek.
    Wenn man von den nichtssagenden Motiven absah … Ungeduldig klickte Beatrice weiter, zum nächsten Foto, zum nächsten – da war nichts, was sie verwerten konnten. Dennoch würde sie sich alle Fotos auf einen Datenstick ziehen lassen.
    Endlich Leute. Eine junge Frau mit Hochsteckfrisur, in einem kurzen, blitzblauen Kleid. Ein Mann mit Brille und im teuren Anzug – wenn Beatrice sich richtig erinnerte, saß der gerade draußen und wartete darauf, befragt zu werden.
    Schließlich Nora Papenberg. Die Kleidungsstücke, die sie trug, waren unzweifelhaft dieselben, in denen sie gefunden worden war.

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