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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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    TAC : 35698804
    Sie fühlte, wie ihr Puls sich beschleunigte, noch ohne dass sie sagen konnte, woran es lag. Das Handy war ein Nokia, beim besten Willen nichts Außergewöhnliches, aber in diesem Zusammenhang –
    Sie durchwühlte ihre Aufzeichnungen, fand die Notizen von ihrem ersten Gespräch mit Konrad Papenberg, kurz nachdem sie ihn über den Tod seiner Frau informiert hatten.
    Da war es. Nokia N 8 .
    Das habe ich ihr zum Geburtstag geschenkt
.
    Sie stand auf, warf die Espressomaschine an, erinnerte sich daran, wie viel Kaffee sie in der Agentur getrunken hatte und wie wenig das ihrem Magen gefallen hatte, und schaltete die Maschine wieder ab.
    Es konnte ein Zufall sein, doch sie glaubte nicht daran. Mit den Rechercheergebnissen aus dem Gespräch mit dem Provider und einem Ausdruck der Analyse-Seite aus dem Internet ging sie in Stefans Büro. «Kannst du herausfinden, auf wen dieses Handy angemeldet ist?»
    Er warf einen Blick auf die Unterlagen, sein Finger wanderte zu dem säuberlich umrandeten IMSI -Code. «Kein Problem.»
    «Danke.»
    An der Tür fiel ihr auf, dass sie geklungen haben musste, als hätte er für diese Aufgabe alle Zeit dieser Welt, aber sie beließ es dabei. Jede Wette, dass das Ergebnis seiner Recherche
Nora Papenberg
lauten würde.
     
    Die Freitagabendsonne fiel in Streifen auf den Holzboden des Balkons. Beatrice rückte das runde Holztischchen in das rötliche Licht und platzierte ihr Abendessen darauf; Sushi vom chinesischen Restaurant zwei Straßen weiter. Sie öffnete den Plastikbehälter, inhalierte den Duft von Fisch und Ingwer und hoffte, dass sich endlich Appetit einstellen würde. Fehlanzeige. Das einzige Abendessen, das sie interessierte, war das der Agentur, nach dem Nora Papenberg verschwunden war, um ihrem Mörder in die Arme zu laufen. Dem Owner, dem Meister der kryptischen Nachrichten.
    Der Zettel, von Drasche bereits akribisch untersucht, hatte nichts Neues gebracht. «Kein einziger Fingerabdruck, von deinen mal abgesehen», waren seine Worte gewesen. «Die Tinte untersuchen wir noch genauer, macht aber den Eindruck, als würde sie von einem stinknormalen Kugelschreiber stammen. Massenware.»
    Wie viel allein die Existenz des Zettels ihnen über den Owner erzählte, hatte Drasche nicht interessiert. Dafür war er nicht zuständig.
    Beim Nachhausekommen hatte Beatrice ihr Auto eine Straße weiter geparkt und sich mehrmals umgesehen, ob jemand ihr folgte, und sei es nur mit den Augen. Es war ihr niemand aufgefallen, trotzdem hatte sie ihre Tür doppelt hinter sich versperrt.
    Sie seufzte, betrachtete die Sushibox auf dem Tisch und dachte an Carpaccio und an Anneke, unbekannterweise. An Dinner for two bei Kerzenschein. Überlegte, ob sie nicht auch eine Kerze auf ihren Balkontisch stellen sollte.
    Stattdessen deponierte sie dort ihr rasselndes Notebook, sah sich noch einmal die Fotos vom Agenturtreffen an und fluchte, als Sojasoße auf ihre hellgraue Jogginghose tropfte.
    Sie konzentrierte sich auf die Bilder rund um Nora Papenbergs Aufbruch. Das letzte, auf dem noch ungetrübte Fröhlichkeit herrschte, zeigte Nora und Irene Grabner, wie sie die Köpfe zusammen- und die Zunge herausstreckten. Wie Schulmädchen. Danach war Noras Stuhl leer. Wenige Klicks später fand Beatrice ein Foto, auf dem man Nora im Hintergrund sah, erkennbar an der roten Jacke.
    Sie vergrößerte den Ausschnitt. Die Auflösung der Bilder war gut. Je näher Beatrice heranzoomte, desto deutlicher war Nora Papenbergs Gesicht zu sehen – ihre weit aufgerissenen Augen. Nase und Mund bedeckte sie mit der linken Hand, als wäre sie erschrocken, oder als hätte sie Angst, sich übergeben zu müssen. Mit der rechten hielt sie das Handy ans Ohr.
    Der Anruf war aus einer Telefonzelle gekommen, erinnerte sich Beatrice, und er hatte definitiv etwas verändert. Sie klickte sich durch die restlichen Bilder. Auf keinem davon lächelte Nora auch nur ansatzweise.
    War sie aufgebrochen, um zu der Telefonzelle zu fahren? Den Anrufer zu treffen? War es ihr Mörder gewesen? Oder der Mann, dessen Blut sie an ihrer Kleidung gefunden hatten?
    «Warum hast du niemanden eingeweiht?», fragte Beatrice die abwesend wirkende Nora auf einem der folgenden Fotos, wo sie zur Seite blickte, in Gedanken wahrscheinlich schon auf dem Weg hinaus, ein Fremdkörper innerhalb der lachenden Runde.
    Nach dem ominösen Anruf hatte sie niemanden mehr kontaktiert, jedenfalls nicht von ihrem Handy aus, das ging aus dem Protokoll hervor. Keine

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